Wesentlich für die Initiation und Therapiesteuerung einer blutdrucksenkenden Therapie ist die korrekte Blutdruckmessung.
Eine Blutdruckmessung sollte in der Ordination unter standardisierten Bedingungen
- im Sitzen,
- nach fünf Minuten Ruhe,
- mit geeichtem Oberarmmessgerät,
- mit korrekter Manschettengröße
durch das Praxispersonal durchgeführt werden. Bei bestimmten Patientengruppen sind auch Blutdruckmessungen im Stehen wichtig – zum Beispiel bei älteren Patienten, die bereits gestürzt sind.
Ebenso wichtig sind Blutdruckselbstmessungen. Für diese gilt aber, dass sie mehrfach zu definierten Tageszeiten unter standardisierten Bedingungen
- im Sitzen,
- nach fünf Minuten Ruhe, am besten mit automatischem Oberarmmessgerät,
- mit korrekter Manschettengröße
durchgeführt und protokolliert werden müssen. Blutdruckmessungen immer zwei Stunden nach der Einnahme der Medikation sind zum Beispiel für die Therapiekontrolle nicht aussagekräftig. Für die korrekte Blutdruckselbstmessung ist ein Schulungsprogramm der Patienten erforderlich.
„Goldstandard“ für Diagnosestellung und Therapiekontrolle einer arteriellen Hypertonie ist die ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung. Die Untersuchung ist zwar technisch aufwendiger, liefert aber die zuverlässigsten Ergebnisse.
Die Relevanz der korrekten Blutdruckmessung wurde durch die Ergebnisse der SPRINT-Studie noch einmal verdeutlicht. In dieser Studie wurden in der großen Mehrheit vorbehandelte Patienten mit arterieller Hypertonie und hohem kardiovaskulären Risiko randomisiert auf einen Zielblutdruck von < 120 mmHg systolisch versus < 140 mmHg systolisch eingestellt. Die Studie musste nach 3 . Jahren vorzeitig abgebrochen werden (geplant war eine Studiendauer von 5 Jahren), da die kardiovaskuläre Ereignisrate und Sterblichkeit in der Zielblutdruckgruppe < 120 mmHg hochsignifikant geringer war und eine Studienfortsetzung daher ethisch nicht vertretbar gewesen wäre. Bei dieser Studie wurde allerdings zum ersten Mal in einer großen Bluthochdruck-Endpunktstudie die Technik der unbeobachteten automatischen Blutdruckmessung angewandt. Es zeigt sich nun, dass die in SPRINT publizierten Blutdruckmesswerte etwa 15/8 mmHg niedriger liegen als die Messwerte einer Standardpraxismessung wie oben beschrieben. Dies relativiert die Empfehlung eines „neuen Zielblutdrucks von < 120 mmHg systolisch bei hohem kardiovaskulären Risiko“ erheblich; diese Folgerung kann zumindest aus den Ergebnissen der SPRINT-Studie nicht abgeleitet werden. Die SPRINT-Studie belegt aber einmal mehr die hohe blutdrucksenkende Effektivität einer Kombinationstherapie aus Hemmstoff des Renin-Angiotensin-Systems, Calciumantagonisten und Thiaziddiuretikum.
Das Vorgehen bei therapierefraktärer Hypertonie (das heißt Blutdruckwerte verbleiben bei 140/90 mmHg und mehr trotz Gabe von drei verschiedenen blutdrucksenkenden Medikamenten in adäquater Dosierung, einschließlich Diuretikum) wurde in der PATHWAY-2-Studie untersucht. Hier wurde bei oben genannten Patienten in einem Cross-over Design nacheinander Placebo, Spironolacton, Doxazosin oder Bisoprolol verabreicht. Die Blutdrucksenkung war unter Spironolacton am besten. Diese Studie belegt erneut die gute Wirkung des Aldosteron-Antagonisten Spironolacton bei therapierefraktärer arterieller Hypertonie.
Quelle:
Statement » Pharmakotherapie nach SPRINT und PATHWAY-2 – Die Rolle der korrekten Blutdruckmessung «, Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der DHL®, Direktor der Medizinischen Klinik I für Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Pneumologie, Städtisches Klinikum Karlsruhe, 40. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®, 2016, Berlin