Dienstag, März 25, 2025

Rationaler Umgang mit Multimedikation

Verwunderlich ist es, dass es gerade für diese Patienten mit sogenannter Multimedikation bzw. Polypharmazie kaum Handlungsanweisungen gibt.

Arzneimittel sind nach dem ärztlichen Gespräch das am häufigsten angewandte Therapieprinzip. Sie lindern Symptome, heilen Erkrankungen und sind manchmal unmittelbar lebensrettend. Arzneimittel können aber auch zu Nebenwirkungen führen, die nicht nur beeinträchtigend, sondern auch gefährlich sind und Patienten relevant schädigen. Besonders gefährdet, vermeidbare Schäden durch Arzneimitteltherapie zu erleiden, sind Patienten, die viele Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Das ist eigentlich nicht verwunderlich.

Verwunderlich aber ist, dass es gerade für diese Patienten mit sogenannter Multimedikation bzw. Polypharmazie kaum Handlungsanweisungen gibt, wie Arzt und Patient das „zu viel“ von „sicher erforderlich“ unterscheiden und die Qualität und Sicherheit der Therapie optimieren. Hier mangelt es nicht an der Qualität des Arztes, sondern an der Qualität der Evidenz: Leitlinien und die ihnen zugrunde liegenden klinischen Studien betrachten in der Regel Patienten mit EINER Erkrankung. Patienten mit mehreren gleichzeitig bestehenden Erkrankungen, sogenannter Multimorbidität, sind nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt. Wenn man nun alle Leitlinien für alle Erkrankungen eines multimorbiden Patienten für diesen anwendet, resultiert daraus häufig eine Anhäufung von Medikamenten, die nicht aufeinander abgestimmt und nicht selten eher gefährlich als hilfreich ist. Das bedeutet nicht – und auch hier gibt es zum Teil ein Missverständnis – , dass eine große Zahl gleichzeitig verordneter Arzneimittel immer schädlich und daher zu reduzieren ist. Vielmehr geht es um die richtige Auswahl und Kombination von Arzneimitteln für die Erkrankungen und Therapieziele des individuellen Patienten. Damit geht es auch um die Entscheidung, auf ein Arzneimittel zu verzichten, das bei Betrachtung nur der einzelnen Erkrankung durchaus seine Berechtigung hätte.

Und damit sind wir bei dem einzig praxistauglichen Lösungsansatz, der Bewertung und Priorisierung von Therapiezielen für den einzelnen Patienten und der strukturierten Prüfung der Gesamtmedikation zur Minimierung vermeidbarer Risiken. Um hier eine ausgewogene Berücksichtigung der verschiedenen Fachgebiete zu erreichen, hat die DGIM eine Arbeitsgruppe gegründet, in der neben der Allgemeinmedizin (DEGAM) über 20 weitere medizinische Fachgesellschaften und die Deutsche Gesellschaft für klinische Pharmazie mitarbeiten. Im fachgebietsübergreifenden Konsens werden in der hausärztlichen Praxis umsetzbare Handlungsempfehlungen für Polypharmazie entwickelt, die in dem vom Innovationsfonds geförderten Projekt AdaM zu Verbesserung der AMTS bei Patienten mit Polypharmazie der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe und der BARMER eingesetzt und evaluiert werden. Wann weniger mehr ist und wie „weniger“ aussehen sollte, werden wir beantworten.

Quelle:

Statement »Wann ist weniger mehr? Rationaler Umgang mit Multimedikation bei Mehrfacherkrankten« von Professor Dr. med. Daniel Grandt, Vorsitzender der DGIM-Kommission Arzneimitteltherapie-Management & Arzneimitteltherapiesicherheit, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Saarbrücken

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