Eine Psychoonkologie-Betreuung braucht bei Krebs eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen, Pflegepersonal, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern.
Psychoonkologische Sicht bei Krebs – die Bedeutung der Psychoonkologie für die Beteiligten. Die Psychoonkologische Zusammenarbeit schließt Ärzte, Psychologen, Pflegepersonal, Physiotherapeuten und Sozialarbeiter ein. Dabei wird versucht, den Einfluss psychosozialer Faktoren – wie psychische Belastungsreaktionen (beispielsweise Angst, Depression, Persönlichkeitsaspekte), soziales Umfeld, Lebensstil und Krankheitsverarbeitungsmechanismen – auf die Entstehung, Auslösung sowie auf den Verlauf einer Tumor- bzw. Krebserkrankung zu erkennen.
Die drei häufigsten psychischen Probleme, mit denen Krebspatienten zu kämpfen haben, sind Angst, Anpassungsschwierigkeiten und Depressivität. Jeder dritte Patient ist davon betroffen, weswegen die seelische Hilfe bei Krebs essenziell ist. Psychoonkologische Fachleute versuchen herauszufinden, wie Behandlungsstrukturen und die Beziehung zwischen Arzt und Patient möglichst so gestaltet werden können, dass sich die Patienten unterstützt und verstanden fühlen. Die Hauptfragen hierbei sind die optimale medizinische Behandlung sowie die Klärung der Frage, wie sich ein Patient verhalten kann (oder soll), um gesund zu werden und gesund zu leben.
Diagnose Krebs und das Erstgespräch danach
Die Berücksichtigung psychischer Aspekte bei der Behandlung von – sprich eine Psychoonkologie-Betreuung – hat unterschiedliche Schwerpunkte (Fischer, 2003). Je nach Stadium der Erkrankung stehen unterschiedliche Themen im Vordergrund. Beginnend mit der Diagnose einer Tumorerkrankung steht die Abklärung der Krankheitsbewältigung zur Diskussion.
Der Arzt als Hoffnungsträger, als Retter und Heiler ist gleichzeitig derjenige, der die Krankheit erkennt und übermittelt. Die Sprache soll sachlich, einfach, klar, nichts verbergend, nichts dramatisierend und sicher wirken. Bei Bedarf wiederholen. Bei der Diagnose von Kindern gilt es, keine Absprachen mit Bezugspersonen bzw. keine Geheimnisse mit diesen zu haben.
Jener Arzt, der die Diagnose übermittelt, teilt unbewusst auch seine eigenen Anschauungen und Erwartungen mit und gibt diese hierdurch an den Patienten weiter. Wenn beispielsweise eine Beinamputation die einzige, radikale Möglichkeit ist, einen Tumor entfernen zu können, so erkennt der betroffene Patient, ob und inwieweit der Arzt selbst diesen chirurgischen Eingriff positiv oder negativ bewertet.
Ist der Arzt davon überzeugt, dass das Leben auch ohne dieses vom Tumor befallene Bein lebenswert ist, so wird hierdurch dem Patienten leichter die Möglichkeit geboten, diesen Umstand ebenso zu sehen. Die Phasen der Krankheitsbewältigung werden dem Patienten hierdurch nicht erspart, die Hoffnung jedoch auf ein lebenswertes Leben wird dem Patienten nicht genommen. Dieser Prozess der Übertragung und Gegenübertragung findet unbewusst statt und kann nicht verhindert werden.
Stressreaktion nach der Diagnose Krebs
Die Diagnose Krebs stellt ein Ereignis dar, das eine Stressreaktion hervorrufen kann. Hiervon sind mehrere Bereiche betroffen (Fischer & Riedesser, 2003):
- physisch (Puls, Bluthochdruck, Atemfrequenz, Zittern, Verdauung, Schwitzen)
- affektiv (Ärger, Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung)
- kognitiv (Konzentrationsproblem, Grübeln, Denkblockade, Chaos oder Leere im Kopf)
- verhaltensmäßig (Aggression, Unruhe, Betäubungsverhalten)
Gelingt es nicht, dieses Trauma verarbeiten zu können, kann sich eine Persönlichkeitsstörung ausbilden. Zu unterscheiden ist zwischen „normaler“ und „pathologischer“ Reaktion (Horowitz, 1993). Diese Reaktion besteht aus 5 Phasen:
Die pathologische Reaktion ist gekennzeichnet durch eine emotionale Überwältigung des Patienten, evtl. durch Panik und Erschöpfung, es kann extremes Vermeidungsverhalten bestehen, Patienten können sich durch krankheitsbezogene Gedanken überwältigt fühlen, es kann an Stelle des Durcharbeitens anschließend zu einer psychosomatischen Reaktion sowie zu einer Störung der Persönlichkeit kommen.
Die Art der Krankheitsverarbeitung bestimmt die Art der Intervention. In der Akutphase scheint die Krisenintervention (keine Psychotherapie!) sinnvoll, um den psychischen Zustand eines Patienten zu stabilisieren. Bereits in der Reaktions- und Bearbeitungsphase (beginnt einige Tage nach Ereignis bzw. Diagnosestellung) sollten Orientierungshilfen beispielsweise in Form sachlicher Information angeboten werden.
Psychoonkologie gegen die psychischen Belastungen der Patienten mit Krebs
Welche Auswirkungen hat eine Tumorerkrankung auf das psychische Wohlbefinden? In Abhängigkeit von der Tumorart wurde bei bis zu 25 % der Patienten eine manifeste Depression diagnostiziert. Weiter berichten bie zu 76 % über eine Beeinträchtigung aufgrund des Fatigue-Syndroms während des Behandlungsprozesses. Zudem klagen bis zu 66 % über Tumor-Schmerzen. Weiter beschreibt die Literatur den Verlust des Appetits, kognitive Beeinträchtigungen während der Behandlung sowie ein eingeschränktes Sexualleben.
Das bisher am häufigsten identifizierte psychische Korrelat von Lebensqualität ist die Depression. Unabhängig von Art der Behinderung und Erkrankung zeigen Studienergebnisse, dass eine niedrige Lebensqualität mit einer depressiven Verstimmung zusammenhängt (Dudgeon et al. 2005; Gallagher & Maclachlan, 2004; Kashani, Frank, Kashani & Medlar, 1998; Robinson-Whelen & Bodenheimer, 2004;).
Quelle:
https://www.krebsinformationsdienst.de/
Psychoonkologische Betreuung im Rahmen der AMGEN.Press.Academy.