Projekt des Instituts für Pharmazie und dem Zentrum für Arzneimittelsicherheit in Leipzig (ZAMS) zu verbesserter Beratung bei Selbstmedikation in der Apotheke gestartet.
Am Institut für Pharmazie und dem Zentrum für Arzneimittelsicherheit der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig (ZAMS) ist ein bundesweites Projekt für eine verbesserte Beratung beim Kauf von Medikamenten in der Apotheke gestartet. Dazu sollen empirisch zusammengetragene und bewertete wissenschaftliche Erkenntnisse für die Beratung in der Apotheke zur Selbstbehandlung des Patienten verfügbar gemacht werden. „Unser Ziel ist es, die Arzneimittelsicherheit bei der Selbstmedikation zu fördern“, erklärt ZAMS-Direktor Prof. Dr. Thilo Bertsche, der Leiter der Klinischen Pharmazie an der Universität Leipzig. Das Projekt mit einer Laufzeit von zunächst drei Jahren wird in Zusammenarbeit mit der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. und der AVOXA – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH umgesetzt.
Arzneimittel lindern und heilen Erkrankungen. Sie können jedoch dem Patienten auch schaden, wenn nicht die richtigen Arzneimittel angewendet werden. Ebenso birgt eine Fehlanwendung eigentlich geeigneter Arzneimittel Risiken. Im Rahmen der ärztlich verordneten Therapie trifft der Arzt seine Therapieentscheidungen auf Basis von Leitlinien, um solche Risiken zu minimieren. Solche Leitlinien fassen den aktuellen Wissensstand zusammen. Dabei wird auch der ärztliche Erfahrungsschatz berücksichtigt. „Die Selbstmedikation hingegen beruht im Wesentlichen auf der Eigendiagnose des Patienten. Zur Auswahl der richtigen Medikation ist daher die Beratung in der öffentlichen Apotheke besonders wichtig. Der Apotheker muss zudem bei Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung rechtzeitig an den Arzt verweisen“, sagt Bertsche. Trotz dieser hohen Verantwortung des Apothekers seien evidenzbasierte, das heißt empirisch zusammengetragene und bewertete wissenschaftliche Erkenntnisse, in der Apothekenpraxis für den Bereich der Selbstmedikation noch nicht allgemein verfügbar.
In dem jetzt gestarteten Projekt hat sich das Team um Prof. Bertsche mit seinen Projektpartnern daher das Ziel gesetzt, solche wissenschaftlich-fundierten Erkenntnisse zur Selbstmedikationsberatung in Apotheken verfügbar zu machen. Unter anderem sollen dazu regelmäßige Newsletter und Datenbanken für den Apothekenalltag konzipiert und in Studien untersucht werden. Etablierte Strategien aus dem Bereich der evidenzbasierten Medizin sollen dabei auch für die Pharmazie nutzbar werden. Dadurch sollen Empfehlungen aus der Apotheke für den Patienten, aber auch für den Arzt transparenter werden. „Da hierdurch die Aufgaben des Apothekers vor Ort als Arzneimittelexperte gestärkt werden, erhöht dies auch grundsätzlich die Arzneimittelsicherheit für die Patienten“, erläutert Bertsche.
Das ZAMS wurde 2015 von der Universität und dem Universitätsklinikum Leipzig gegründet. Direktoren sind Prof. Dr. Thilo Bertsche und Dr. Roberto Frontini, Direktor der Krankenhausapotheke. Das ZAMS hat es sich zum Ziel gesetzt, arzneimittelbezogene Probleme im Alltag zu identifizieren, bevor diese den Patienten gefährden können. Durch interdisziplinäre Strategien von Ärzten, Apothekern und dem Pflegedienst gelang es bereits in zahlreichen drittmittelgeförderten Projekten, solche Risiken zum Wohl des Patienten erheblich zu senken und diese positiven Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften einem internationalen Publikum vorzustellen.