Dienstag, April 23, 2024

Plötzlicher Herztod durch Stress, Angst und Unsicherheitsgefühle

Zwar kann akuter Stress einen plötzlichen Herztod auslösen, allerdings geht oft bereits eine längere Phase mit Angst, Depression und Unsicherheitsgefühlen voraus.

Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen verunsichert sind. Dafür verantwortlich sind beispielsweise die turbulenten politischen und wirtschaftlichen Situationen. Dazu zählen Terroranschläge, weltweite Wanderbewegungen, hoher Arbeitsdruck oder auch wirtschaftliche Sorgen. All das macht Angst und Stress und sorgt für Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung und kann im schlimmsten Fall tödlich mit plötzlichem Herztod enden. Schuld daran ist der ständige Distress, also die Belastung durch negativen Stress.

Laut aktueller Statistiken sind von den Menschen mit einem plötzlichen Herzstillstand deutlich unter 20 Prozent kardiale Risikopatienten. Es sind also nur in geringer Zahl Patienten nach einem Herzinfarkt oder mit bereits bestehender Herzmuskelschwäche oder auch einer anderen Herzerkrankung. Hingegen sind Menschen mit Depression, Angst und Stress die Hochrisikopatienten für einen plötzlichen Herztod.

 

Plötzlicher Herztod durch Stress kann vermieden werden, wenn man rechtzeitig die Warnsignale wie großen Ärger, Depressive Gefühle, Angst oder andere Aufregungen beachtet!

Auch wenn ein Plötzlicher Herztod selbst oft aus heiterem Himmel zu kommen scheint, lassen sich im Nachhinein in vielen Fällen klassische Alarmzeichen für ein Burnout-Syndrom ausmachen. Und zwar etwa eine belastende Arbeitssituation, finanzielle Sorgen oder eine frustrierende Familiensituation. Akuter Ärger, Angst oder andere Aufregungen sind dann meist nur der Auslöser.

Das heisst, Plötzlicher Herztod durch Stress trifft die Betroffenen entgegen einer verbreiteten Vorstellung in der Regel den Herztod nicht nach einer einmaligen Aufregung. Stattdessen kommt es in den meisten Fällen vorher schon zu einer längeren Phase mit chronisch depressiver Stimmungslage. Solche Menschen sind dann in einer akuten Stresssituation besonders gefährdet.

Physiologisch betrachtetet sind die direkten Auslöser eines plötzlichen Herztodes meistens Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern. Oder auch das sogenannte Broken Heart Syndrom, bei dem es zu einer krampfartigen Verengung der Herzkranzgefäße kommt.

Dass die Ursachen dafür im emotionalen Bereich liegen können, hat unter anderem eine Studie aus Los Angeles nachgewiesen. Dort hatten Forscher die Auswirkungen eines schweren Erdbebens untersucht und dabei festgestellt, dass die Zahl der plötzlichen Herztodesfälle am Tag der Naturkatastrophe sprunghaft angestiegen war. Statt wie durchschnittlich bei 4,6 Menschen hörte am 17. Januar 1994 das Herz bei gleich 24 Menschen unvermittelt zu schlagen auf.

Ähnlich zeigte sich auch bei einer während der Fußball-WM 2006 erstellten Studie, dass die Zahl der Herznotfälle an den sieben Spieltagen der deutschen Nationalmannschaft auf mehr als das Doppelte anstieg. Am häufigsten traten sie bei den Endrundenspielen auf.

 

Umgang mit emotionalen Belastungen

Einerseits kennt die Forschung noch nicht alle Zusammenhänge im Detail. Andererseits zeigt sich, dass Plötzlicher Herztod durch Stress durch zwei Komponenten entsteht. Neben der körperlichen Veranlagung spielt auch die Art, wie Menschen mit emotionalen Belastungen umgehen, eine wesentliche Rolle. Anders ausgedrückt: Wer mit Stress besser umgehen kann, hat weniger Risiko, dass ein plötzlicher Herztod eintritt.

Das zeigte sich zum Beispiel bei einer Untersuchung von Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt hatten. Dabei suchten amerikanische Wissenschaftler gezielt nach jenen Betroffenen, die kurz davor ein negatives emotionales Ereignis erlebt hatten, und verglichen sie mit einer zweiten Gruppe von Personen, bei denen der Infarkt rein physiologische Ursachen hatte. Bei einem Stresstest zeigte sich, dass die Stressgefährdeten auch körperlich ganz anders auf die Belastung reagierten: Bei ihnen stieg der Blutdruck und die Zahl blutverklumpender Leukozyten deutlich höher an.

 

Vorbeugende Maßnahmen

Alles das zeigt, dass Stress ein eigenständiger Risikofaktor für Herzerkrankungen ist. Diese Erkenntnis ist von elementarer Bedeutung und ein zentrales Thema der öffentlichen Gesundheit. Deswegen fordern Experten auch, dass Ärzte der psychosozialen Situation ihrer Patienten mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Schon das gezielte Ansprechen der Lebenssituation und psychischen Befindlichkeit kann einen hohen therapeutischen Wert haben.

Bei Verdacht auf eine klinisch manifeste Depression sollten Kardiologen die Betroffenen an Spezialisten überweisen. In den meisten Fällen sind aber auch mehr körperliche Bewegung, ein gezieltes Stressmanagement oder Entspannungstechniken ausreichend und können das Risiko für einen plötzlichen Herztod signifikant senken.


Literatur:

Avendaño R, Hashemi-Zonouz T, Sandoval V, Liu C, Burg M, Sinusas AJ, Lampert R, Liu YH. Anger recall mental stress decreases 123I-metaiodobenzylguanidine (123I-MIBG) uptake and increases heterogeneity of cardiac sympathetic activity in the myocardium in patients with ischemic cardiomyopathy. J Nucl Cardiol. 2020 Oct 8. doi: 10.1007/s12350-020-02372-1. Epub ahead of print. PMID: 33034036.

Kuriachan VP, Sumner GL, Mitchell LB. Sudden cardiac death. Curr Probl Cardiol. 2015 Apr;40(4):133-200. doi: 10.1016/j.cpcardiol.2015.01.002. Epub 2015 Feb 7. PMID: 25813838.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie www.dgk.org

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