Studien zu Plasmakonzentrationen der Aminosäuren haben gezeigt, dass die Konzentrationen von Aminosäuren bei älteren Personen erniedrigt sind.
Aminosäuren sind als Eiweißbausteine die wichtige Basis für zahlreiche Körperfunktionen. Zum Beispiel bestehen sämtliche Enzyme aus Aminosäuren. Aminosäuren sind somit jene Substanzen, die unseren gesamten Stoffwechsel und Energiehaushalt kontrollieren. Dazu kommt, dass die Körperzellen durch komplexe Vorgänge laufend erneuert werden müssen: In einem Zyklus von sieben Jahren werden, mit wenigen Ausnahmen, alle Zellen unseres Körpers erneuert. Außerdem sind die Aminosäuren die wichtigsten Bestandteile von Haut, Haar und Muskeln.
Auch die Überträgerstoffe im Gehirn sind aus Aminosäuren aufgebaut. Für eine gute Hirnfunktion ist eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren unerlässlich. Weites sind viele Hormone aus Aminosäuren aufgebaut. In Hinblick auf Anti-Aging ist das Wachstumshormon ein prominenter Vertreter. Ebenso wichtig ist, dass die Freisetzung des Wachstumshormons durch die Aminosäuren Arginin und Ornithin stimuliert wird.
Essenzielle und semi-essenzielle Aminosäuren
Acht der 20 Aminosäuren sind so genannte essenzielle Aminosäuren – Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin – und können vom menschlichen Organismus nicht erzeugt werden. Histidin und Arginin sind semi-essenzielle Aminosäuren und können in bestimmten Lebenssituationen wie z.B. Stress, Alter, Verletzungen nicht in ausreichender Menge aus den essenziellen Aminosäuren gebildet werden.
Die restlichen Aminosäuren – sogenannte nicht-essenzielle Aminosäuren – können vom menschlichen Organismus aus den essenziellen Aminosäuren synthetisiert werden. Ein Ungleichgewicht der Aminosäuren führt zu einer Drosselung der Proteinsynthese. Dies kann dann z.B. Müdigkeit, depressive Stimmungslage oder Konzentrationsmangel zur Folge haben.
Unterschiedliche Funktionen der Aminosäuren
Die einzelnen Aminosäuren erfüllen unterschiedliche Funktionen im Organismus. So zählen die Aminosäuren Methionin, Glycin und Cystin sowie das aus den drei Aminosäuren Cystein, Glutaminsäure und Glycin aufgebaute Glutathion zu den körpereigenen Schutztruppen, d.h., sie spielen eine entscheidende Rolle als Antioxidantien oder Radikalfänger im Kampf gegen die freien Radikale. Sie neutralisieren die freien Radikale durch Abgabe eines ihrer Elektronen. Tryptophan hat einen Einfluss auf die Synthese des Neurotransmitters Serotonin. Erniedrigte Konzentrationen an Tryptophan, Phenylalanin (Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin) und Tyrosin können Stimmungsschwankungen, Depressionen und Veränderungen des Schlafmusters bewirken. Zusammen mit dem Cofaktor Jod erhöht die Aminosäure Tyrosin den Thyroxin-Spiegel. Arginin und Ornithin stimuliert die Produktion des Wachstumshormons (STH) welches die Muskelbildung verstärkt und Fettdepots mobilisiert. Arginin und Glutamin unterstützen das Immunsystem. Personen mit niedrigen Glutamin-Konzentrationen haben häufiger Arthritis, Diabetes und Herzerkrankungen. Arginin ist die Vorstufe des Stickstoffmonoxids, das eine Muskelrelaxation bewirkt, wodurch Gefäße erweitert werden und somit eine blutdrucksenkende Wirkung entsteht. Arginin hat aber auch cholesterinsenkende Wirkung und verbessert die Erektionsqualität. Daher wird Arginin in der amerikanischen Literatur auch als »natürliches Viagra®« bezeichnet.
Plasmakonzentrationen der Aminosäuren im Vergleich
Studien, in denen die Plasmakonzentrationen der Aminosäuren jüngerer Personen mit denen gesunder älterer Personen verglichen wurden, haben gezeigt, dass die Konzentrationen von Aminosäuren bei älteren Personen erniedrigt sind. Niedrigere Blutspiegel wurden für die essenziellen Aminosäuren und für die nicht-essenziellen Aminosäuren Arginin, Histidin, Prolin, Taurin, Cystein bei älteren gesunden Personen im Vergleich zu jüngeren Individuen gefunden.
Auffallend ist, dass die so genannten Stress-Aminosäuren, zu denen Isoleucin, Leucin, Phenylalanin, Tryptophan und Valin zum Muster der erniedrigten Aminosäuren zählen. Unter Stress ist neben physischem und psychischem Stress Krankheit, Rekonvaleszenz und übertriebenem Sport aber auch »Älterwerden« zu verstehen.
Erhöhte Plasmakonzentrationen wurden für die Aminosäuren Ornithin, Citrullin und Cystein gefunden. Auch Homocystein ist bei älteren Personen oft erhöht, wodurch das Risiko für Gefäßkrankheiten im selben Maße steigt, wie durch erhöhte Cholesterinspiegel.