Donnerstag, März 28, 2024

Onlinerezepte sind ungsünder

Onlinerezepte im direkten Vergleich ungesünder sind als Rezepte aus populären Kochbüchern und auch ungesünder als die untersuchten Fertiggerichte.

Ein internationales Forscherteam mit Mitgliedern der Universitäten Regensburg, Wien und Northumbria hat über ein Jahr lang Daten hunderttausender Rezepte aus führenden Online-Rezeptportalen mit Rezepten aus populären Kochbüchern und Rezepten von Fertiggerichten aus dem Supermarkt verglichen. Die Ergebnisse ihrer Studie stellten sie am 3. April 2017 auf der World Wide Web Conference in Perth, Australien, vor.

Das Team um Prof. Dr. David Elsweiler, Professur für Informationslinguistik an der Universität Regensburg, verglich zunächst die Ernährungsmerkmale der auf der beliebten Online-Rezeptplattform „Allrecipes.com“ veröffentlichten Onlinerezepte mit Rezepten aus den Kochbüchern des populären Kochs Jamie Oliver und den Rezepturen gängiger Fertiggerichte aus britischen Supermärkten. Zur Beurteilung des Gesundheitsfaktors eines Gerichtes wurden die von der Weltgesundheitsorganisation „WHO“ und der „UK Food Standards Agency“ veröffentlichten Ernährungsrichtlinien zu Grunde gelegt.

 

Onlinerezepte im direkten Vergleich ungesünder als Rezepte aus populären Kochbüchern

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Onlinerezepte im direkten Vergleich ungesünder sind als Rezepte aus populären Kochbüchern und auch ungesünder als die untersuchten Fertiggerichte. Nur sechs der insgesamt 5 237 analysierten „Allrecipes.com-Rezepte“ erfüllten die Empfehlungen der WHO für gesunde Ernährung vollständig. Die Empfehlungen für Nährwerte wie Fett, gesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe wurden in den Onlinerezepten seltener eingehalten. Hinsichtlich des Zuckergehaltes – ein Kriterium das von Ernährungswissenschaftlern oft als Grund für Übergewichtigkeit in unserer Gesellschaft genannt wird – konnten die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Rezeptquellen feststellen.

Die Forscher um Prof. Dr. Elsweiler untersuchten auch bestimmte Kategorien, wie beispielsweise „Frühstück“ oder „Nachspeisen“ von Internetrezepten. Sie stellten dabei fest, dass bestimmte Kategorien, wie z. B. „Beilagen“, signifikant gesünder sind als andere, wie z. B. „Abendessen“. Zudem fanden sie heraus, dass die Gesundheitsmerkmale eines Rezeptes nur schwer von Benutzern einzuschätzen sind: „In über 90 % der Fälle war es unseren 32 Probanden nicht möglich korrekt festzustellen, in wieweit eine Kategorie in ‚Allrecipes.com‘ nun gesund oder ungesund ist“, erläutert Prof. Dr. Elsweiler.

Nach einer umfangreichen Analyse, für die über eine Million Ratings und Bookmarks in „Allrecipes.com“ ausgewertet wurden, kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ungesunde Rezepte nicht nur deutlich besser bewertet werden als ungesunde, sondern auch deutlich häufiger von den Benutzern kommentiert, gebookmarkt oder bewertet werden. Dieses Ergebnis hat weitreichende Konsequenzen, bedenkt man, dass gängige Empfehlungsansätze, wie beispielsweise die auf „Amazon“ verwendeten Algorithmen, darauf aufbauen, beliebte Gegenstände zu empfehlen. Daraus lässt sich schließen, dass derzeit verbreitete Empfehlungssysteme ungesunde Rezepte empfehlen. Das Forscherteam um Prof. Dr. Elsweiler stellt in seiner Publikation eine neue Methode vor, mit der gesunde Rezepte besser bewertet werden können, ohne dabei die Präzision der Empfehlungen stark zu beeinflussen. Für die Gestaltung zukünftiger Rezept- und Nahrungsempfehlungssysteme werden die erzielten Forschungsergebnisse eine wichtige Rolle spielen.

Die Ergebnisse der Studie wurden auf der „World Wide Web Conference“ am 3. April 2017 in Perth vorgestellt und in der Zeitschrift „Frontiers in Public Health“ publiziert.
Publikation: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpubh.2017.00016/abstract.
Die Wissenschaftler wurden im Rahmen dieser Konferenz mit dem „Honorable Mention Best Paper Award“ ausgezeichnet. Der Preis unterstreicht nicht nur die internationale Signifikanz der wissenschaftlichen Arbeit, sondern ehrt auch Autoren für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen.

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