Donnerstag, April 18, 2024

Östrogensalbe und Östrogenzäpfchen: Frauen bevorzugen lokales Östrogen

Frauen nach dem Wechsel bevorzugen die lokale Anwendung von Östrogen als Östrogensalbe, Östrogen-Gel oder Östrogenzäpfchen, das verbessert das Sexualleben und hilft gegen Scheidentrockenheit.

Eine im Fachjournal Menopause veröffentlichte Studie zeigte bereits im Jahr 2016, dass viele Frauen durchaus Östrogen als lokale Anwendung gegen Scheidentrockenheit, für eine bessere Sexualität und andere medizinische Vorteile in Betracht ziehen. Eine rezente Studie verglich unlängst ein Östrogen-Gel mit einem Kamillen-Vaginalgel und einem Placebo-Gel. Die Ergebnisse bestätigten, dass bei postmenopausalen Frauen die Östrogen-Anwendung zu einer Verringerung des schmerzhaften Geschlechtsverkehrs führte. Dementsprechend kam es zu einer Erhöhung der sexuellen Zufriedenheit. Diese Studienergebnisse rechtfertigen die lokale Anwendung von Östrogen mittels Östrogensalbe, Östrogen-Gel oder Östrogenzäpfchen. Und zwar auch als zusätzliche Behandlung neben einer systemischen Hormontherapie.

Die Zweifel und Bedenken der vaginalen Östrogen-Applikationform scheinen somit langsam in den Hintergrund zu rücken. Nicht zuletzt aufgrund der weiland durchgeführten Women’s Health Initiative Study (WHI), die eine Reihe medizinischer Vorteile der vaginalen Östrogen-Applikation als Östrogensalbe oder Östrogenzäpfchen entdeckt hatte. Und zwar ohne dabei systemische Effekte hervorzurufen.

 

Lokale Anwendung von Östrogen als Östrogensalbe oder Östrogenzäpfchen gegen ScheidentrockenheitEine Scheidentrockenheit äußert sich in einer vulvovaginalen Trockenheit, Brennen, Juckreiz sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Außerdem stellt sich einen wichtigen Risikofaktor für Infektionskrankheiten dar und kann zu Beschwerden der Harnwege führen. Zu den häufigsten Ursachen zählt der Östrogenmangel nach den Wechseljahren.

Dadurch entstandene Beschwerden im Bereich der Scheide wie Scheidentrockenheit, Juckreiz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr lassen sich somit deutlich lindern, wenn man Östrogen lokal anwenden kann. Aufgrund der lokalen Anwendung ist auch eine – im Vergleich zur oralen Östrogentherapie – niedrigere Dosierung des Östrogens möglich, was eine bessere Verträglichkeit gewährleistet.

Der aktuellen Studie zufolge neigen postmenopausale Frauen, die unter diesen Beschwerden leiden dazu, vaginales Östrogen anzuwenden – unabhängig davon, ob sie bereits eine systemische Hormontherapie angewendet hatten. Zudem berichten die Studienteilnehmerinnen über eine bessere Qualität ihres Sexuallebens.

 

Lokale Anwendung von Östrogen als sinnvolle Behandlung bei urogenitalen Beschwerden

Ziel der zitierten Studie war es festzustellen, ob und inwiefern vaginal verabreichtes Östrogen eine sinnvolle Option für Frauen mit urogenitalen Beschwerden darstellt. Trotz der geäußerten Skepsis hinsichtlich der Sicherheit von Hormonersatztherapien.

In den Jahren nach den ersten veröffentlichten Ergebnissen der WHI im Jahr 2002 kam es zu einem deutlichen Rückgang der Hormontherapien. Grund dafür waren in erster Linie die Sorge um ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Brustkrebs. Trotzdem bestand weiterhin die Notwendigkeit, diverse Wechseljahresbeschwerden zu lindern.

Laut den Berichten von 310 Frauen, die im Zuge der aktuellen Untersuchung erhoben wurden, scheint die lokale vaginale Östrogen-Behandlung einige Vorteile zu haben. Und zwar ohne dabei die Sicherheit der Patientinnen zu gefährden. Die Studie weist zudem darauf hin, dass unter bestimmten Umständen eine lokale vaginale Östrogen-Behandlung auch bei Frauen, die bereits eine systemische Hormontherapie erhalten, notwendig beziehungsweise sinnvoll sei.

 

Vaginale Gesundheit erhalten

„Östrogen spielt in der Erhaltung der vaginalen Gesundheit eine Schlüsselrolle,“ erklärt Dr. Wulf Utian, Gründer und Direktor der North American Menopause Society. „Es verleiht nicht nur die notwendige Lubrikation. Sondern es verhindert auch Infektionserkrankungen, beispielsweise der Harnwege.“

Frauen benötigen mehrere Optionen, die Gabe von Östrogen ihren Bedürfnissen anzupassen. Es gilt, Frauen entsprechend über den Nutzen sowie über die möglichen Nebenwirkungen aufzuklären, so die Wissenschafter.

Dennoch ist zu betonen, dass es bis dato keine Langzeitstudien gibt, die sich der Erforschung der gesundheitlichen Risiken der Anwendung einer lokalen Östrogen-Behandlung widmen. Hier besteht Nachholbedarf.


Literatur:

Escobar C, Rosenblum N. Vaginal Estrogen-What a Urologist Should Know. Urology. 2021 May;151:37-43. doi: 10.1016/j.urology.2020.05.034. Epub 2020 Jun 3. PMID: 32504683.

Bosak Z, Iravani M, Moghimipour E, Haghighizadeh MH, Jelodarian P, Khazdair MR. Evaluation of the influence of chamomile vaginal gel on dyspareunia and sexual satisfaction in postmenopausal women. A randomized, double-blind, controlled clinical trial. Avicenna J Phytomed. 2020 Sep-Oct;10(5):481-491. PMID: 32995326; PMCID: PMC7508318.

Setty P, Rekedal L, Warren MP. Vaginal estrogen use and effects on quality of life and urogenital morbidity in postmenopausal women after publication of the Women’s Health Initiative in New York City. Menopause. 2016 Jan;23(1):7-10. doi: 10.1097/GME.0000000000000493.


Quellen:

DI Alexandra Springler. Östrogen als lokale Anwendung. MEDMIX online 2015.

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/3580/1/Lentz_Michaela.pdf

http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/menopause/in-depth/hormone-therapy/art-20046372

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