Hustensaft mit dem Wirkstoff Noscapin ist ein Hustenstiller, den auch Kinder oft anwenden. Das BASG warnte vor wenigen Tagen vor Vergiftungen. Nun gab es aber Entwarnung.
Das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen BASG hat vor einigen Tagen von der Anwendung von Noscapin Hustensaft abgeraten. Denn in Niederösterreich kam es zu Zwischenfällen im Zusammenhang mit dem magistraliter zubereiteten Hustenstiller. Dabei mussten zwei Kleinkinder wegen Vergiftungserscheinungen behandelt werden. BASG-Experten vermuteten Verdacht auf Verunreinigung mit Atropin. Wobei es den kleinen Patienten wieder einigermaßen gut ging. Mittlerweile gibt es Entwarung. Schuld für die Vergiftungen waren menschliches Versagen beziehungsweise Fehler bei der Zubereitung.
Noscapin Hustensaft
Der Wirkstoff Noscapin aus Schlafmohn (Papaver somniferum) kommt oft in Hustensaft auch für Kinder zur Anwendung. Die Nebenwirkungen Atemdepression, Abhängigkeitspotezial sowie Hemmung der mukoziliären Clearance sprechen gegen einen Einsatz über einen längeren Zeitraum.
Hustensaft mit Noscapin wirkt eben als Hustenstiller, hilft aber nicht gegen Schmerzen. Die Wirkung ist etwas geringer als die des Codeins. Noscapin wirkt schwach atemanregend und weitet die Bronchien (bronchodilatatorisch).
Warnung wegen Vergiftungserscheinungen
Die zwei Kleinkinder in Niederösterreich mussten wegen Vergiftungserscheinungen behandelt werden. Im Grunde genommen vermutete man ein lokales Problem. Die Experten empfohlen aber vorbeugend, dass man Noscapin Hustensaft meiden sollte. Die Warnung galt auch für Zubereitungen, mit dem Wirkstoff Noscapin. Und zwar wie beispielsweise Zäpfchen. Allgemein handelte es sich jedenfalls um Vorsichtsmaßnahmen.
Die Österreichische Apothekerkammer hatte zuerst die Apotheken über die Sperrung einer Charge der Ausgangssubstanz informiert. Später hatte man dann die Abgabe komplett verboten. Apotheken, die die entsprechenden Stoffe auf Vorrat hatten, sollten sich bei den zuständigen Behörden melden.
Noscapin kommt ins Alter
Noscapin ist neben dem narkotischen Analgetikum Morphin ein wichtiges Alkaloid von Schlafmohn (Papaver somniferum), das seit langem vor allem als Hustensaft in Hustenmittel eingesetzt wird. Der Wirkstoff wird aber auch als potenzielles Krebsmedikament eingehend untersucht.
Übrigens bleiben kultivierte Schlafmohn-Pflanzen die einzige kommerzielle Quelle für Noscapin. Trotz seiner Isolierung von Opium vor mehr als zwei Jahrhunderten im Jahr 1762 wurde die nahezu vollständige Biosynthese von Noscapin erst kürzlich auf der Grundlage einer beeindruckenden Kombination aus Molekulargenetik, funktioneller Genomik und metabolischer Biochemie etabliert.
Schließlich spekulieren Forscher aktuell auch über das zukünftige Potenzial für die Herstellung von Noscapin mithilfe von Metabolic Engineering und synthetischer Biologie in Pflanzen und Mikroben.
Literatur:
Chen X, Dang TT, Facchini PJ. Noscapine comes of age. Phytochemistry. 2015 Mar;111:7-13. doi: 10.1016/j.phytochem.2014.09.008. Epub 2015 Jan 9.
Rida PC, LiVecche D, Ogden A, Zhou J, Aneja R. The Noscapine Chronicle: A Pharmaco-Historic Biography of the Opiate Alkaloid Family and its Clinical Applications. Med Res Rev. 2015;35(5):1072–1096. doi:10.1002/med.21357