Neurodermitis bei Kindern betrifft etwa 10 bis 20 Prozent aller Kinder, die Hautkrankheit unbekannter Ursache ist zwar nicht heilbar, aber gut zu behandeln.
Neurodermitis, eine chronische, mit unangenehmem Juckreiz verbundene Hauterkrankung, ist längst nicht mehr das Problem einer kleinen Minderheit. Wobei vor allem auch Eltern wissen sollten, dass etwa jedes achte Kind von Neurodermitis betroffen ist. Eine Angst vor der Behandlung ist nicht angezeigt.
Trockene Haut in den Kniekehlen und Ellenbeugen, am Hals und in Bereichen hinter den Ohren sind meist der Anfang. Die Haut wird rissig und entzündet, begleitet von starkem Juckreiz. Neurodermitis bei Kindern ist mit einem gestörten Immunsystem (unter anderem auch ein Mangel an ungesättigten Fettsäuren), vergesellschaftet, weiters besonders empfindliche Haut und überreagierende Schleimhäute, eine verminderte Reizschwelle des Nervensystems und einen gestörten Zellstoffwechsel.
Daraus resultiert eine verminderte Toleranz- und Verarbeitungskapazität für Reize von innen und außen. Schon ein Wetterumschwung kann genügen, die Toleranzgrenze zu überschreiten und einen Neurodermitis-Schub auszulösen. Nicht selten wird Neurodermitis bei Kindern auch von Heuschnupfen und Asthma begleitet.
Die Veranlagung zu Neurodermitis ist vererbbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind daran erkrankt, liegt bei 60%, wenn die Eltern selber betroffen sind. Bei nur einem erkrankten Elternteil sinkt das Risiko auf 30%.
Ein Patentrezept für diese komplexe Hauterkrankung gibt es bisher nicht, denn Auslöser und Ursache sind von Fall zu Fall verschieden. Zwar bieten Schul- und Alternativmedizin unterschiedliche Hilfen an, aber erst durch individuelles Ausprobieren erfahren die Patienten oft die für sie ideale Lösung.
Neurodermitis bei Kindern am häufigsten anzutreffen
NN. Im Vergleich zu 1960 leiden somit bereits fünfmal so viele Kinder daran – laut Schätzungen sind es 12 bis 16% betroffene Kinder und Jugendliche. Die Dunkelziffer ist aber laut Experten noch weit höher, denn nicht jedes atopische Ekzem – Neurodermitis bei Kindern – wird auch als solches diagnostiziert und nicht jedes Kind auch entsprechend behandelt.
75% aller Menschen, die an Neurodermitis erkranken, zeigen die typischen Symptome noch vor dem ersten Geburtstag. Und in 90% aller Fälle tritt die Krankheit bis zum 10. Geburtstag auf. Nach der Pubertät erkranken lediglich 5% erstmals an Neurodermitis.
Neurodermitis bei Kindern im Griff
Wirklich heilbar ist die Krankheit nicht. Denn Neurodermitis besitzt einen genetischen Hintergrund. Es gilt daher, die in Schüben verlaufende Krankheit so weit in den Griff zu bekommen, dass die betroffenen Patienten das gesamte Jahr über ein erträgliches Leben führen können. Wichtig bei der Behandlung ist vor allem die Erkenntnis, dass psychische, körperliche, soziale und ökologische Faktoren als Auslöser eine Rolle spielen können und daher bei einer Therapie zu berücksichtigen sind. Übrigens haben fast 40 % der Kinder mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Neurodermitis eine Nahrungsmittelallergie.
Die bisherigen Erfahrungen bieten jedenfalls wichtige Erkenntnisse zur Behandlung der Krankheit. Beispielsweise dass eine wirklich langfristige Heilung nur dann möglich ist, wenn die Umstellung relevanter Gewohnheiten des Lebens gelingt. Und zwar wie beispielsweise Ernährung, Umgang mit Konflikten sowie Eltern-Kind-Beziehung.
In dem langfristigen Prozess der Therapie sollte man auch alle relevanten psychosomatischen Faktoren berücksichtigen. Außerdem sollte man Eltern und Angehörige von Beginn an in das Management der Behandlung integrieren.
Einer detaillierten medizinischen Erstuntersuchung und Analyse von Laborbefunden sowie Allergietestung folgen in regelmäßigen Intervallen Kontrolluntersuchungen zur Feststellung des Therapiefortschrittes.
Ernährungsberatung für Eltern und die Familie bei Neurodermitis bei Kindern
Ernährungsberatung und -protokolle geben Aufschluss über die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Informationen über biologische Nahrungsmitteln und belastende Schadstoffe aus der Umwelt. Ziel ist das Erreichen einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung. Damit man eventuell vorliegende Zustände von Mangel (beispielsweise essentielle Fettsäuren) durch Nahrungsergänzung ausgleichen kann.
Große Vorteile bringen Bewegungsspielen, Atemübungen sowie Yoga. Aber auch Rollenspielen, Phantasiereisen und Entspannungsgeschichten, Malen und Formen. Damit kann man die Freude an Spiel und Bewegung, Spontanität und Kreativität steigern. Zudem unterstützt das die kleinen Patienten dabei, ihr Vertrauen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Schließlich fördert das auch, dass die Kinder mit Neurodermitis ihre eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen und auch äußern.
Neurodermitis bei Kindern überfordert oft die Eltern
Die Hilflosigkeit vieler Eltern, Schuldgefühle und Unsicherheit im Umgang mit Neurodermitis bei Kindern führen oft zu einer starken psychischen und physischen Belastung. Wichtig ist daher auch eine Elternberatung, in der Entspannungstechniken (autogenes Training, Atemübungen etc.) geübt und in vertiefenden Gesprächen die Beziehungsebenen und -abläufe innerhalb der Familie analysiert werden.
Zudem kann die Behandlung der Neurodermitis bei den Eltern erhebliche Angst verursachen. Die Rolle der Ärzte – des Kinderarztes, des Allgemeinmediziners oder des Dermatologen – besteht darin, Ratschläge zu erteilen. Außerdem sollten die Behandler bei den Eltern Bedenken hinsichtlich konventioneller und alternativer Behandlungen ausräumen. Das gilt vor allem für die Verschreibung von topischen Steroiden an Kleinkinder und die Angst der Eltern vor langfristigen Nebenwirkungen mit den topischen Kortikosteroiden.
Einerseits erfordert die Therapie mit Kortison ein gründliches Verständnis der Neurodermitis beim Arzt. Andererseits muss den Eltern die Wirkweise angemessen erklärt werden, um die Einhaltung der Behandlung zu erreichen.
Fazit
Manche Menschen leiden übrigens ihr Leben lang an Neurodermitis. Jedenfalls hilft eine Auseinandersetzung mit der Krankheit sowie die Analyse von Konfliktsituationen im Alltag und Verhaltensmustern, kritische Momente besser zu bewältigen. Zudem kann man so auch die Reaktionen der Haut minimieren. Im Grunde genommen sind Erfolge mit dem ganzheitlichen Modell zur Therapie sind gut dokumentiert.
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