Donnerstag, März 28, 2024

Deutschland: neue Leitlinie Schlaganfall 2021 veröffentlicht

Die neue Schlaganfall-Leitlinie 2021 bietet Empfehlungen für Delir-Patienten, medikamentöse und therapeutische Vorgaben sowie geschlechtsspezifische Unterschiede.

Wer nach einem Schlaganfall Störungen in der Aufmerksamkeit, im Bewusstsein oder in der Wahrnehmung hat, leidet möglicherweise unter einem sogenannten Post-Stroke-Delir. Etwa jeder vierte Schlaganfall-Patient bekommt dieses, damit einher geht auch eine fünffach erhöhte Sterblichkeit. Im Grunde genommen sind Forschungen dazu bisher selten sind. Zudem bestehen kaum standardisierte Therapien. Deswegen empfiehlt die neue S2e-Schlaganfall-Leitlinie, veröffentlicht 2021, zur „Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls“ ein gezieltes Screening für Betroffene.

 

Schlaganfall-Leitlinie 2021 zur Delir-Therapie

Die neue S2e-Schlaganfall-Leitlinie 2021 zur „Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls“ hat das Vorgängermodell nach knapp zehn Jahren abgelöst. Hinsichtlich der Delir-Therapie nimmt die überarbeitete deutsche Schlaganfall-Leitlinie eine Vorreiterrolle ein. In keiner anderen internationalen Leitlinie wurde dieser Aspekt bislang thematisiert. Wobei das Screening der Delir-Patienten erfolgt mit etablierten Scores, um daraus das bestmögliche Behandlungskonzept abzuleiten. Und zwar wie etwa medikamentöse Therapien und stimulierende Maßnahmen zur Re-Orientierung der Betroffenen.

Neben den Empfehlungen für Delir-Patienten finden sich in der neuen Schlaganfall-Leitlinie auch maßgebliche Vorgaben für Patienten mit flüchtigen Symptomen, sogenannten transitorischen Attacken (TIA). Alle Patienten mit TIA-Symptomen innerhalb der vergangenen 48 Stunden sollen laut der neuen Leitlinie im Krankenhaus auf einer Schlaganfallspezialeinrichtung – also einer Stroke Unit – behandelt werden“, betont Ringleb. „Die Aufenthaltsdauer sollte sich dabei nach individuellen, patientenspezifischen Faktoren richten.“

 

Aspekte zur medikamentösen Therapie nach einem Schlaganfall

Die aktualisierte Leitlinie spricht sich – im Gegensatz zu anderen internationalen Leitlinien – gegen eine routinemäßig verabreichte frühe duale antithrombotische Sekundärprophylaxe aus mit ASS plus Clopidogrel oder Ticagrelor. Bei manchen Patienten nach leichten Schlaganfällen oder TIA kann solch eine kurzfristige Therapie aber durchaus vorteilhaft sein. Vor allem wenn kein erhöhtes Blutungsrisiko vorliegt.

 

Außerdem finden sich in der neuen Schlaganfall-Leitlinie 2021 auch Vorgaben für sogenannte Rekanalisationstherapien

Unter dem Strich dienen die Rekanalisationstherapien dazu, die unterbrochene oder reduzierte Blutversorgung im Gehirn nach einem Schlaganfall schnellstmöglich wiederherzustellen. Und zwar wahlweise medikamentös oder per Kathetereingriff.

Um schnellstmöglich festzustellen, ob Betroffene für eine solche Therapie infrage kommen, sollte möglichst zeitnah nach dem Hirninfarkt eine sofortige Bildgebung des Gehirns mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen. Die Bildgebung sollte dabei auch eine Gefäßdiagnostik umfassen.

Bei Schlaganfall-Erkrankten, bei denen das kritische Zeitfenster von 4,5 Stunden bei der Ankunft in der Klinik bereits überschritten ist, sieht die neue S2e-Schlaganfall-Leitlinie eine erweiterte multimodale Bildgebung vor. Beispielsweise sind das Untersuchungen mit Kontrastmitteln, die beim MRT oder CT zum Einsatz kommen. Auch bei diesen Patienten kann unter Umständen – abhängig vom Befund – noch eine spezifische Schlaganfall-Behandlung möglich sein.

 

Neu an der Schlaganfall-Leitlinie ist 2021 auch ein Kapitel über geschlechtsspezifische Unterschiede bei einem Hirninfarkt.

In bisherigen Schlaganfall-Studien waren Frauen häufig unterrepräsentiert, da dort die Altersgrenze oftmals bei 80 Jahren lag. Allerdings sind Frauen jedoch im Schnitt fünf Jahr älter als Männer, wenn sie einen Schlaganfall erleiden. Und damit hat man sie oftmals nicht in die Untersuchungen einbezogen.

Die systematische Suche in Datenbanken bei der Erstellung der Leitlinie brachte allerdings keinen zentralen Anhaltspunkt dafür, dass Frauen mit einem Schlaganfall anders behandelt werden sollten als Männer. Das geschilderte Ungleichgewicht in den bisherigen Studien sollten wir bei der Konzeption künftiger Untersuchungen aber im Auge behalten. Und zwar um gegebenenfalls schnell umsetzbare geschlechtsspezifische Therapieoptimierungen vornehmen zu können.


Literatur:

(1): Ringleb P., Köhrmann M., Jansen O. et al.: Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, S2e-Leitlinie, 2021, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: https://dgn.org/leitlinien/(abgerufen am 29.09.2021)


Quelle: Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

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