Freitag, Oktober 31, 2025

Menschenverachtende Umgang mit Asylsuchenden von Ärzten angeprangert

Experten für Psychiatrie und Psychotherapie kritisieren, dass der aktuelle menschenverachtende Umgang mit asylsuchenden Menschen gesundheitsschädigend ist.

 

Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) fordert, möglichst rasch ein sicheres, stabiles und sicheres, stabiles und menschenwürdiges Umfeld für Flüchtlinge und Asylsuchende herzustellen: „Wunden können dann heilen, wenn ein menschenwürdiges Umfeld in geordneter Weise realisiert wird. Zeltlager und Zustände wie in Traiskirchen sind dazu nicht geeignet. „Die Politik muss endlich handeln.“

Krieg und Flucht bedeuten eine extreme Form von Stress. Die traumatischen Erfahrungen von Flüchtlingen und Asylsuchenden übersteigen dabei oft die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten. Das Risiko für psychische und auch körperliche Erkrankungen steigt entsprechend stark an: Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Angststörungen und auch somatische Erkrankungen sind oft die Folge.

Menschen, die bereits eine derartige Krankheit entwickelt haben, genesen langsamer, wenn sie weiterhin Stress ausgesetzt sind. Aber auch ohne Entwicklung einer psychischen oder körperlichen Krankheit sind viele Flüchtlinge und Asylsuchende extrem belastet durch den Verlust nahestehender Menschen, durch das unmittelbare Erleben, wie andere Menschen unter furchtbaren Umständen ums Leben kommen, oder durch die Erfahrung eigener Lebensbedrohung.

Alle internationalen Richtlinien (z. B. der Weltgesundheitsorganisation) betonen die Wichtigkeit, Stress für die Betroffenen zu reduzieren. Wichtige Maßnahmen zur Verminderung von Stress beinhalten unter anderem die Sicherheit vor Übergriffen und körperlichem Schaden, das Vermeiden angstmachender Situationen, wenigstens minimale Privatsphäre sowie die Erfüllung essentieller Bedürfnisse wie ausreichende Nahrung, Trinken, Möglichkeit für Körperhygiene und Schutz vor Witterung.

 

Menschenverachtende Umgang in Österreich

Stress wird nicht gelindert, sondern verstärkt, wenn Menschen – viele davon junge Menschen und Kinder – kein Dach über dem Kopf, kein Bett, ja nicht einmal eine Matratze für die Nacht haben, wenn Gedränge, Raumnot infolge 3- bis 5-facher Überbelegung, Anspannung und restlose Überforderung der Asylsuchenden wie auch der Einsatzkräfte vor Ort vorherrschen. Derartig katastrophale Bedingungen erhöhen das Krankheitsrisiko, verzögern das Abklingen bereits vorhandener Krankheit und verursachen zusätzliches Leid. Jeder Tag, den Menschen, die vor Krieg, Verfolgung, Vergewaltigung, Hunger oder Ermordung geflohen sind, in 40 und mehr Grad heißen Zelten oder überhaupt ohne Dach über dem Kopf verbringen müssen, ist eine Schande für unsere Republik.

Die ÖGPP vermisst in diesem Zusammenhang auch wahrnehmbare und wirksame Aktivitäten von Institutionen wie den Menschenrechtskommissionen zum UN-Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (OPCAT), die im Sinne des Schutzes und der Förderung der Menschenrechte tätig sein sollten.

Um psychische und körperliche Folgeschäden durch Krieg und Flucht möglichst gering zu halten, ist es aus Sicht der ÖGPP unabdingbar, möglichst rasch ein sicheres und stabiles Umfeld herzustellen. Wunden können nur dann heilen, wenn ein menschenwürdiges Umfeld in geordneter Weise realisiert wird. Es ist daher – neben den unumgänglichen humanitären und menschenrechtlichen Bestimmungen – auch unter medizinischen Gesichtspunkten von größter Wichtigkeit, dass Österreich seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nachkommt und Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben in Sicherheit ermöglicht.

Die ÖGPP fordert die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker zu einer raschen Lösung, dass der menschenverachtende Umgang mit Asylsuchenden beendet wird – einer Lösung, die einer entwickelten Demokratie und Zivilgesellschaft würdig ist.

 

Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota, Präsident der ÖGPP; Prim. Dr. Christa Rados, President elect der ÖGPP; Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner, Prim. Dr. Gerhard FruhwürthOA. Dr. Moritz MühlbacherUniv.-Prof. Dr. Johannes Wancata (Vorstandsmitglieder der ÖGPP)

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