Dienstag, Juni 17, 2025

Maligner Pleuraerguss bei Patienten mit Lungenkrebs

Ein maligner Pleuraerguss tritt bei Patienten mit Lungenkrebs häufig, dabe sich Flüssigkeit zwischen Lungen- und Rippenfell an.

Kürzlich haben Forscher am Helmholtz Zentrum München, einem Partner des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), einen Mechanismus entdeckt, der erklärt, wie ein schädlicher Pleuraerguss bei Patienten mit Lungenkrebs entsteht. In ihrer Veröffentlichung haben sie außerdem gezeigt, dass verschiedene Wirkstoffe möglicherweise für die Behandlung geeignet sind.

 

Maligner Pleuraerguss

Ein maligner Pleuraerguss (MPE) tritt häufig bei Patientinnen und Patienten mit metastasierendem Brust- beziehungsweise Lungenkrebs auf. Dabei handelt es sich um eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb zwischen Lungen- und Rippenfell, begleitet von bösartigen Zellen. Die Lunge ist von Flüssigkeit umgeben, was unter anderem zu Atemnot und Brustschmerzen (bis hin zum Tod) führen kann.



„Bisher gibt es keine effektive Therapie dagegen“, erklärte Prof. Dr. Georgios Stathopoulos, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Lungenbiologie (ILBD) und Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München. „Bei größeren Pleuraergüssen über einem Liter besteht die Behandlung meist darin, die Lunge durch eine Punktion zu entlasten.“

 

Krebszellen lösen Mechanismus aus

Stathopoulos und sein Team setzen sich intensiv damit auseinander, die bisher ungeklärten Ursachen für den Pleuraerguss zu verstehen, um in Zukunft gezielt dagegen vorgehen zu können. In ihrer aktuellen Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf Krebszellen, die eine bösartige Mutation im KRAS-Gen aufwiesen. Diese Zellen wurden aus Pleuraergüssen von betroffenen Patienten gewonnen. Das KRAS-Gen ist dafür bekannt, eine entscheidende Rolle beim Wachstum verschiedener bösartiger Tumore zu spielen.

Die spannenden Ergebnisse der Studie zeigten, dass diese speziellen Krebszellen einen Botenstoff ins Blut freisetzen, der wiederum Immunzellen anzieht. Diese wandern von der Milz in die Pleurahöhle ein und verursachen dort die Ansammlung von Flüssigkeit. Studienleiter Stathopoulos erläutert den entdeckten Mechanismus. Zusätzlich zu den Erkenntnissen aus den Pleuraergüssen fanden die Forscher die KRAS-mutierten Krebszellen auch im Material von Lungenkrebspatienten mit Pleuraerguss sowie in Zelllinien, die aus solchen Zellen abgeleitet wurden.

 

Wirkstoffe gegen Pleuraerguss bei Patienten mit Lungenkrebs getestet

Um zu überprüfen, ob das neu gewonnene Wissen in der Praxis angewendet werden könnte, testeten die Forscher zwei Wirkstoffe, die den Mechanismus an zwei verschiedenen Stellen unterbrechen: Im Versuchsmodell konnten sie zeigen, dass sowohl der KRAS Inhibitor Deltarasin** als auch ein Antikörper gegen den von den Krebszellen ausgesandten Botenstoff dem Pleuraerguss entgegenwirkten.

„Fast zwei Drittel aller MPEs sind die Folge einer Lungenkrebserkrankung. Angesichts der nach wie vor zahlreichen Raucher sind entsprechende Therapien dringend nötig“, so Stathopoulos. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass Medikamente gegen den von uns gefundenen Mechanismus eine Therapieoption werden könnten. Weitere Studien müssen das nun bestätigen.“


* Bei dem Botenstoff handelt es sich um CCL2 (CC-Chemokinligand 2), was oft im Zusammenhang mit Entzündungen ausgeschüttet wird.

** Deltarasin verhindert den Transport des Krebsproteins KRAS zur Zellmembran.   Hintergrund:

Bereits 2015 hatte ein Forscherteam herausgefunden, dass bei Lungenkrebs sich Mastzellen in der Pleurahöhle ansammeln und sich dort dadurch ein maligner Pleuraerguss entwickelt. Erste Versuche mit dem Hemmstoff Imatinib zeigte im präklinischen Modell einen verminderten Pleuraerguss und weniger Mastzellen.




Literatur:

Huang P, Guo ZK, Xue ZT. Comparison between different treatment regimens of vascular targeting drug to malignant pleural effusion in patients with lung cancer. A Bayesian network meta-analysis. Medicine (Baltimore). 2023 Jul 21;102(29):e34386. doi: 10.1097/MD.0000000000034386. PMID: 37478250.

Αgalioti, T. et al. (2017): Mutant KRAS promotes malignant pleural effusion formation. Nature Communications, DOI: 10.1038/ncomms15205


Quelle: Deutsches Zentrum für Lungenforschung

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