Dienstag, April 23, 2024

Kortison bei Hautkrankheiten: Kortisonsalben im Fokus

Kortisonsalben beziehungsweise Kortison ist bei vielen Hautkrankheiten notwendig. Wichtig ist bei Langzeitanwendung eine Lindernde Hautpflege.

Kortison wird bei Hautkrankheiten einerseits systemisch und andererseits topisch eingesetzt. Systemisch wirkendes Kortison besitzt eine starke entzündungshemmende und immunsupprimierende Wirkung und ist für die Behandlung verschiedener ­akuter Dermatosen unentbehrlich. Die systemische Anwendung von Kortison erfordert aber auch eine sorgfältigen Abwägung von Risiken wie Nebenwirkungen und Nutzen. Dabei ist zwischen kurzfristiger Stoßtherapie und einer langfristige Dauertherapie zu unterschieden.



 

Kortisonsalben: Kortison bei Hautkrankheiten topisch anwenden

Bei Hautpatienten werden topische Kortisonsalben wesentlich häufiger eingesetzt. Die Wirkungsweise auf die Epidermis und Dermis kann als antiinflammatorisch, vasokonstriktiv und antiproliferativ beschrieben werden. 4 Kortison-Wirkstoffklassen kommen hier zur Anwendung. Diese differenzieren sich sowohl in der Struktur – chemische Modifikationen und Einbau von halogenierten Atomen –, den Resorptionseigenschaften und der Geschwindigkeit der Metabolisierung in der Haut.

Die Wirksamkeit von lokal eingesetzten Kortisonsalben ist im Grunde genommen symptomatisch und nicht kausal. Das heisst die Verwendung erfolgt bei Dermatosen, die episodisch oder selbstlimitierend sind. Wobei das gute Ansprechen der Therapie nicht mit der Ursache zusammenhängen muss. Bei chronischen Dermatosen ist die Rezidivneigung sehr hoch.

 

Kontraindikationen

Bei akuten, entzündlichen Dermatosen sollen zu Therapiestart stark wirksame Kortisonsalben angewendet und häufig aufgetragen werden. Der lokale Einsatz von Kortison muss langsam ausgeschlichen werden, da sonst ein Reboundphänomen zu erwarten ist. Grundsätzlich ist diese Anwendung bei atrophisierenden Dermatosen, offenen Wundbereichen und bei Hautinfektionen kontraindiziert.

Stärker wirkendes Kortison ist bei Kleinkindern und Erwachsenen in intertriginösen Stellen sowie im Gesicht- und Genitalbereich wegen der schnellen Resorption kontraindiziert. Bei einer Langzeitanwendung muss man sukzessive auf eine niedrige Erhaltungsmenge reduzieren und eine intermittierende Behandlung anstreben. Schließlich kann man damit die Gefahr einer Tachyphylaxie und Nebenwirkungen vermeiden.

Die Resorption lokaler Kortisonsalben kann durch Zugabe von Salicylsäure bzw. Harnstoff oder durch Okklusionsverbänden verstärkt werden, damit kann eine bis zu zehnfach höhere Penetrierbarkeit erreicht werden.



 

Nebenwirkungen von Kortison

Kortison-Nebenwirkungen treten erst nach lang andauernder beziehungsweise gewohnheitsmäßiger Gabe auf. Häufig entstehen Teleangiektasien, die sich nach Absetzen der Therapie partiell zurückbilden können. Weiters kann es zum Auftreten einer Purpura oder sogar zu flächenhaften Hautblutungen am Ort der lokalen Applikation kommen.

Als weitere Nebenwirkung ist die Atrophie sämtlicher Hautschichten zu nennen, welche sich optisch durch zigarettenpapierartige Fältelung der Haut ausdrückt und nur teilweise reversibel ist. Es kann auch eine lokale Hypertrichose, also ein vermehrter Haarwuchs entstehen, der allerdings reversibel ist.

Es können sich außerdem Striae distensae (Haut­risse im Bindegewebe) in typischer Lokalisation in der Leistenbeuge, der Innenseite der Oberarme bilden, die irreversibel sind.

 

Falsch verordnet

Kortison falsch eingesetzt kann zu Verschlechterung bzw. Verschleierung präexistenter Hautkrank­heiten kommen. Hierzu gilt als Negativ-Beispiel die Behandlung von Mykosen: wegen der entzündungshemmenden Wirkung wird die Pilzerkrankung partiell unterdrückt, gleichzeitig kommt es aber durch eine lokale Abwehrschwäche zur flächenmäßigen Ausbreitung. Das Resultat ist ein uncharakteristisches, als Mykose nicht mehr erkennbares Hautbild – wie beispielsweise bei Scabies, der Krätze.



 

Kortisonsalben-Hysterie vermeiden

Bei topischen Anwendung kann es auch zu systemischer ­Resorption kommen, und zwar bei großflächiger Behandlung unter Okklusiv­verbänden. Eine Cushing-Symptomatik durch topische Anwendung ist am ehesten bei intensiver Ganzkörperbehandlung, z. B. bei Erytrhodermien zu erwarten.

Andererseits soll vor einer Kortisonsalben-Hysterie gewarnt werden. Die dahingehenden langwährenden Warnungen von Ärzten und Apothekern, Kortisonsalben nicht ungezielt oder bei milder Dermatose zu verwenden, haben bei vielen Patienten eine Aversion gegen Kortisonsalben ausgelöst.

 

Kortisonsalben gemeinsam mit effektiv lindernden Pflegemittel anwenden

Die Behandlung der atopischen Dermatitis erfordert typischerweise die Anwendung topischer Behandlungen, und das häufig mehrmals täglich. Die belastende Anwendung führt oft zu kosmetischen Problemen, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken. Einerseits können Patienten durch systemische Therapien eine gute Krankheitsbekämpfung erreichen. Infolge können sie damit die Anzahl topischer Anwendungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

Andererseits ist es wichtig, wirksame Pflegemittel einzusetzen, die die Haut weicher machen und die Beschwerden lindern kann. Eine jüngste Studie zeigte die Notwendig, hierzu weiter intensiv zu forschen und noch effektivere Haut lindernde Produkte zu entdecken.

 

Fazit: Kortison bei Hautkrankheiten mittels Kortisonsalben gezielt einsetzen

Topisch eingesetztes Kortison empfinden die Betroffenen oft als ­toxisch. Deswegen wenden die Patienten Kortisonsalben selbst bei schweren, oft stark juckenden Dermatosen nicht an. Jedoch ist der gezielte Einsatz bei akuten Hauterkrankungen ist eine wichtige Behandlungsoption bei vielen dermatologischen Erkrankungen. Bei regelmäßiger Anwendung haben Kombinationstherapien mit systemischen Anwendungen sowie eine begleitende, effektive Hautpflege große Bedeutung.




Literatur:

Retzler J, Smith A, Reaney M, Rout R, Hudson R. Process utilities for topical treatment in atopic dermatitis. Qual Life Res. 2019 Apr 3. doi: 10.1007/s11136-019-02174-0.

Terao M, Katayama I. Local cortisol/corticosterone activation in skin physiology and pathology. J Dermatol Sci. 2016 Oct;84(1):11-16. doi: 10.1016/j.jdermsci.2016.06.014. Epub 2016 Jun 29.

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