Hohes Cholesterin sollten betroffene Personen zu Therapie-Beginn mit Lebensstil-Maßnahmen senken – erst später mit Medikamenten wie Statinen.
Schlechtes Cholesterin – das sogenannte Low-Density-Lipoprotein (LDL) – ist in den evidenzbasierten europäischen Leitlinien zentrales Ziel einer Blutfett-senkenden Therapie. Heute gilt hohes Cholesterin im Zusammenhang mit Herz und Gefäße als wichtigerer Risikofaktor. Zum Beispiel Diabetes sowie Bluthochdruck.
Außerdem gibt es für hohes Cholesterin und dem damit verbundenen hohen Herzinfarktrisiko auch eine familäre Vorbelastung. Denn das Cholesterin ist auch der am stärksten genetisch determinierte Risikofaktor. Dementsprechend wichtig ist es, Personen mit einem hohen familiären Risiko zu erkennen und bereits früh zu behandeln. Denn hohes Cholesterin in jungen Jahren ist gefährlich, da die Gesamtexposition gegenüber Cholesterin für das Risiko entscheidend zu sein scheint.
Daher fordern Experten auch eine Screening. Und zwar in Form von Blutuntersuchungen möglichst vieler, scheinbar gesunder, Menschen. Hier setzen die Niederlande Maßstäbe. Dort erfolgt bei jungen Menschen ab einem LDL-Spiegel über 190 mg/dL ein genetisches Screening. Und bei Identifikation eines Risikogens eine Untersuchung und bei Bedarf Behandlung aller Verwandten ersten Grades.
Therapieoptionen
In der Behandlung erhöhter LDL-Spiegel geht die Medizin in in Richtung einer Individualisierung der Therapie. Als Standardmedikamente werden Statine eingesetzt, aber nicht alle Patienten sprechen gleich gut darauf an. Hier können Cholesterinabsorptionshemmer gegeben werden, um zu verhindern, dass Cholesterin aus dem Darm aufgenommen wird. Diese Wirkstoffe sind bei manchen Patienten sehr gut wirksam, bei anderen weniger. Oft werden sie mit Statinen kombiniert.
Neueste Therapieoption sind PCSK9-Hemmer, die man regelmäßig injizieren muss. Wobei sie eine sehr deutliche LDL-Senkung bewirken. Deswegen können sie auch Hohes Cholesterin bei jenen Patienten senken, bei denen konventionelle Cholesterinsenker nicht ausreichend wirkten.
In der klinischen Praxis wird in der Regel eine Stufentherapie durchgeführt. Unter dem Strich erreichen 60 Prozent der Patienten ihren aktuellen Zielwert mit einem Statin. Bei weiteren 20 Prozent kommt zusätzlich ein Cholesterinabsorptionshemmer zum Einsatz. Weitere 15 Prozent erhalten erfolgreich einen neuen PCSK9-Hemmer. Die restlichen fünf Prozent benötigen eine regelmäßige Blutwäsche, die sogenannte Lipid-Apherese.
Hohes Cholesterin individuell behandelt
Ein wichtiger Schritt in Richtung einer Individualisierung der Behandlung sind die von der ESC vorgegebenen LDL-Ziele. So sollten zum Beispiel die Personen mit sehr hohem Risiko, also zum Beispiel nach einem Herzinfarkt, ein LDL-Spiegel unter 70 mg/dL erreichen. Es gibt Studiendaten, die sogar zeigen, dass auch eine LDL-Senkung in noch tiefere Bereiche zu einer weiteren Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos führt und das auch so niedrige LDL-Spiegel sicher sind. Menschen ohne zusätzliche Risikofaktoren sollten ab einem LDL-Wert von 190 mg/dL mit einer Behandlung beginnen. Manchmal ist das allerdings schon ab 160 mg/dL angezeigt.
Literatur:
Quelle:
Pressetext DGK 10/2017; Deutsche Kardiologische Gesellschaft