Freitag, März 29, 2024

Herztransplantation – eine Erfolgsgeschichte auch in Wien

Die weltweit erste Herztransplantation wurde am 3. Dezember 1967 vom südafrikanischen Herzchirurgen Christiaan Barnard in Kapstadt durchgeführt.

Seit der ersten Herztransplantation im Jahr 1967 erzielte die Medizin in den darauffolgenden fünf Jahrzehnten enorme Fortschritte. Schließlich leben heute 70 Prozent aller Patienten mit einem neuen Herzen leben mehr als zehn Jahre.



 

Erste Herztransplantation in Wien anno 1984

Eine Herztransplantation ist die Verpflanzung eines gesunden Spenderherzens von einem hirntoten Organspender zu einem schwer herzkranken Empfänger. Die erste Herztransplantation in Wien wurde am 5. März 1984 unter der Leitung von Prof. Dr. Axel Laczkovics und Prof. Dr. Ernst Wolner durchgeführt.

Seither führten Chirurgen an der Medizinischen Universität Wien bereits mehr als 1.500 Mal eine Herztransplantation durch. Mit jährlich etwa 45 bis 50 Herztransplantationen ist Wien schließlich eines der zehn größten Zentren der Welt.

Grundsätzlich wird in unseren Breiten die Listung und Vergabe der Organewird über die internationale Organisation Eurotransplant geführt und geregelt. Wobei die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderorgan in Österreich derzeit etwa neun bis zwölf Monate beträgt.

 

Indikationen für eine Herztransplantation

Prinzipiell sind Herztransplantationen dann indiziert, wenn keine anderen Therapien ein Erfolg versprechen. Ob ein Patient für diesen Eingriff infrage kommt, wird von einem interdisziplinären Spezialistenteam aus den Fachgebieten Chirurgie, Interne Medizin und Psychologie nach weltweit gültigen Leitlinien geprüft und entschieden. Bei folgenden Erkrankungen kann eine Herztransplantation in Erwägung gezogen beziehungsweise notwendig werden:

Dilatative Kardiomyopathie: Bei dieser schweren Erkrankung des Herzmuskels ist das Herz geschwächt. Die Pumpfunktion und Leistung des Herzens sind reduziert.

Koronare Herzkrankheit: Falls keine andere Therapieoption wie etwa Bypass, Operation oder Stent mehr möglich ist (sogenannte ischämische Kardiomyopathie).

Angeborene Herzfehler.

Herzrhythmuserkrankungen.

– Andere seltene Herzerkrankungen.

Ausschlusskriterien für eine Herztransplantation sind u.a. schwere Tumorerkrankungen sowie ausgeprägte Organschäden insbesondere von Leber oder Nieren.

 

Herztransplantationen in Wien

Obwohl eine Herztransplantation ein schwerer und aufwendiger Eingriff ist, kann das
Herztransplantationsteam der Medizinischen Universität Wien auf eine hervorragende Statistik verweisen:

– Das Früh‐Überleben liegt mittlerweile bei 95 Prozent.

– Sieben von zehn PatientInnen leben mit ihrem neuen Herzen über 10 Jahre, und das obwohl auch die Altersgrenze für eine Herztransplantation von 55 auf 70 Jahre angehoben wurde.

– Patienten, welche zum Zeitpunkt der Transplantation 65 Jahren alt sind, haben gleiche Langzeitüberlebenszahlen wie jüngere Patienten. Gleichzeitig steigt auch die neu geschaffene Lebensqualität deutlich an.



Die Herzchirurgie am Wiener AKH ist ein extrem innovatives Zentrum, das weltweit eine Führungsrolle in der
Erforschung neuer Therapieansätze (personalised medicine) und Diagnosemethoden (z.B. Molekulares
Mikroskop) einnimmt. Weiters werden hier neueste Innovationen der Herzprotektion eingesetzt
(Maschinenperfusion).

In den letzten Jahren konnte zusätzlich die Gruppe der Patienten, welcher eine Herztransplantation angeboten werden kann, durch begleitende Maßnahmen und Kooperationen mit andere Abteilungen, erweitert werden. So werden heute im Wiener AKH auch Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes oder Patienten mit chronischem Nierenversagen (kombinierte Herz‐Nieren‐Transplantation) erfolgreich transplantiert. Etwa 20 Prozent aller Patienten werden mittels eines Kunstherzens zur Transplantation überbrückt, damit sie diese erleben.

 

Keine Angst vor akuter Abstoßungsreaktion

Grundsätzlich haben heutzutage akute Abstoßungen viel von ihrem seinerzeitigen Schrecken verloren. Denn durch engmaschig eingesetzte Diagnoseverfahren und moderne immunsuppressive Therapien sterben Patienten heute praktisch nicht mehr an einer akuten Abstoßung. Speziell die modernen immunsuppressiven Therapien, mit denen mögliche Abstoßungsreaktionen umgangen werden, sind mittlerweile sehr verträglich. Prinzipiell konnten moderne Behandlungsmethoden heutzutage die Nebenwirkungen eingedämmen.

 

Widerspruchslösung in Österreich

In Österreich gilt die sogenannte Widerspruchslösung. Dementsprechend ist eine Organentnahme an hirntoten Verstorbenen dann zulässig, wenn diese einer Organentnahme nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hatten. Im Gegensatz dazu gilt in Deutschland die Zustimmungslösung, d.h. einer Organentnahme muss zu Lebzeiten aktiv zugestimmt werden. Schließlich wirken sich diese unterschiedlichen Regelung beträchtlich auf die Transplantzahlen aus.

Denn dadurch transplantieren Österreichs Chirurgen bei acht Millionen Einwohne jährlich 65 bis 70 Herzen. Hingegen versorgt man in Deutschland bei 80 Millionen Einwohner nur 280 bis 300 Patienten. Letztendlich bedeutet das, dass die Transplantzahlen pro Million Einwohner in Österreich doppelt so hoch sind. Dementsprechend sind auch die Wartezeiten kürzer sowie auch die Sterblichkeit auf der Warteliste niedriger. Österreich acht Prozent, Deutschland 15 Prozent. Letztendlich gibt es in Österreich durch die gesetzliche Regelung auch keine Transplantskandale, da eine gute Versorgungslage mit Spenderorganen existiert.




Quelle:

Statement »Herztransplantation – ein Erfolgsgeschichte!«. Univ.‐Prof. Dr. Andreas Zuckermann, Facharzt für Herzchirurgie, Klinische Abteilung für Herzchirurgie der MedUni Wien/AKH Wien.

33. Jahrestagung der Medizinischen Gesellschaft Niederösterreich – www.medgesnoe.org

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