Montag, März 27, 2023

Hepatitis delta benötigt neue, effektive Behandlungen

Gegen die aggressive Hepatitis delta sind neuer, effektive Behandlungen notwendig. Denn es gibt derzeit nur die einjährige Therapie mit pegyliertem Interferon alfa.

Aktuell veröffentlichte Ergebnisse der HIDIT-II-Studie zeigen, dass sich eine Verlängerung der Therapie von Hepatitis delta mit pegyliertem Interferon alfa und Tenofovir disoproxil positiv auf den Zustand der Leber auswirkt. Damit kann man das Fortschreiten der Erkrankung zwar hemmen, jedoch nicht zu wesentlich höheren Heilungsraten beitragen.

 

Hepatitis D-Virus benötigt Hülleiweiß des Hepatitis B-Virus, um Leberzellen infizieren zu können.

Hepatitis delta ist jene chronische virale Lebererkrankung mit den schwerwiegendsten Folgen. Denn die Betroffenen entwickeln in Folge sehr häufig auch eine Leberzirrhose sowie Leberzellkrebs. Schließlich bleibt für viele Patienten nur eine Lebertransplantation als letzte Therapieoption.

Die Erkrankung wird durch eine Infektion mit dem Hepatitis D-Virus (HDV) verursacht. Dabei ist das Hepatitis D-Virus das kleinste bekannte Virus, das Menschen infizieren kann. Schließlich können sich nur Patienten mit einer bestehenden Hepatitis B auch mit dem Hepatitis D-Virus infizieren. Denn das Virus benötigt das Hülleiweiß des Hepatitis B-Virus benötigt, um Leberzellen zu infizieren.

 

Pegyliertes Interferon alfa bei Hepatitis delta

Man vermutet weltweit etwa 15 bis 25 Millionen Menschen, die chronisch mit dem Hepatitis D-Virus infiziert sind. Die derzeit einzige Therapieoption ist eine einjährige Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa – einem modifizierten Gewebshormon. Dabei konnten 2011 Forscher in einer deutschen Studie schon zeigen, dass bei etwa 25 bis 30 Prozent der Infizierten zum Ende der Therapie das Virus nicht mehr nachweisbar war (HIDIT-I-Studie des „Kompetenznetz Hepatitis“; NEJM 2011).

Allerdings kam es jedoch im Langzeitverlauf nach Therapieende bei vielen Patienten zu einem erneuten Anstieg der Viruslast. Deswegen konnte man nur bei wenigen Betroffenen eine langfristige Viruskontrolle erreichen (Heidrich et al.; Hepatology 2014).

Unklar blieb, ob mit einer verlängerten Therapie oder durch eine Behandlung in Kombination mit einem weiteren Medikament gegen die gleichzeitig bestehende Hepatitis B die Ausheilungsraten erhöht werden können.

 

HIDIT-II – The Hep-Net International Delta Hepatitis Interventional Trial

Im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung – in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover sowie der Firma Roche Pharma – untersuchten nun Experten in der derzeit weltweit größten Studie (The Hep-Net International Delta Hepatitis Interventional Trial, HIDIT-II) die Auswirkungen der antiviralen Behandlung der chronischen Hepatitis delta.

Dementsprechend analysierten Wissenschaftler in einer internationalen Zusammenarbeit von Zentren in Deutschland, Griechenland, Rumänien sowie der Türkei 120 Patienten für 96 Wochen. Dabei erhielten diese entweder PEG Interferon alfa-2a und Tenofovir disoproxil oder PEG Interferon alfa-2a und einem Placebo. Dabei ist Tenofovir disoproxil ein Medikament, das bereits zur Behandlung der Hepatitis B zugelassen ist.

Jedenfalls ist ein wesentliches Ergebnis der Studie, dass die Therapie mit PEG Interferon alfa-2a und Tenofovir disoproxil die Lebervernarbung, also eine Verbesserung des Zustandes und der Funktion der Leber zum Ende der Therapie – deutlich vermindern konnte. Laut Experten ist das für die Langzeitprognose der Patienten von wesentlicher Bedeutung. Außerdem wird damit die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs deutlich reduziert. Jedenfalls ist auch die durchaus gute Verträglichkeit der verlängerten Therapie wichtig. Wenngleich Interferone Nebenwirkungen wie grippeartige Symptome oder Blutbildveränderungen verursachen können.

 

Zweijährige Therapie überlegenswert

Schließlich konnte auch die zweijährige Therapie Rückfälle nach Therapieende nicht verhindern. Allerdings könnten laut Studienergebnisse behandelnde Ärzte bei ihren Patienten mit gutem Therapieansprechen eine Verlängerung durchaus in Betracht ziehen.


Literatur:

H. Wedemeyer, C. Yurdaydin, S. Hardtke, F. A. Caruntu, M. G. Curescu, K. Yalcin, U. S. Akarca, S. Gürel, S. Zeuzem, A. Erhardt, S. Lüth, G. V. Papatheodoridis, O. Keskin, K. Port, M. Radu, M. K. Celen, R. Idilman, K. Weber, J. Stift, U. Wittkop, B. Heidrich, I. Mederacke, H. von der Leyen, H. P. Dienes, M. Cornberg, A. Koch, M. P. Manns for the HIDIT-II study team). Peg-interferon alfa-2a plus tenofovir disoproxil fumarate for hepatitis D (HIDIT-II). A randomised, placebo controlled, phase 2 trial. The Lancet Infectious Diseases, Volume 19, ISSUE 3, P275-286, March 01, 2019, doi: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(18)30663-7


Quelle: Deutsche Leberstiftung – http://www.deutsche-leberstiftung.de.

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