Mit nichtmedikamentöse Therapien wie Kieferübungen sowie Kompressen kann man Gesichtsschmerzen bei Temporomandibuläre Dysfunktion effektiv selbst behandeln.
Ärzte verordnen ihren Patienten am häufigsten orale Apparaturen wie Schienen und Bisshilfen zum Behandeln von Gesichtsschmerzen bei temporomandibulären Erkrankungen (TMD). Jedoch sehen Patienten diese als weniger effektiv an. Vielmehr empfinden sie Selbstbehandlungstechniken wie Kieferübungen oder warme Kompressen als effektiver, wie eine neue Studie am NYU College of Dentistry nun zeigte.
Gesichtsschmerzen durch eine Temporomandibuläre Dysfunktion sollte man anfangs mit speziellen Techniken selbst behandeln.
Die in der Fachzeitschrift Clinical Oral Investigations aktuell veröffentlichte Studie legt nahe, dass bestimmte Techniken zum selbst behandeln bei muskelbedingter Temporomandibulärer Dysfunktion am geeignetsten sind.
Als Kiefergelenk nach dem Kiefergelenk bezeichnen Ärzte oft umgangssprachlich die Temporomandibuläre Dysfunktion. Dabei entstehen Gesichtsschmerzen beziehungsweise Schmerzzustände, die im Kiefergelenk und den umgebenden Muskeln auftreten. Der muskuläre Zustand, genannt myofasziale temporomandibuläre Störung (mTMD), betrifft über 10 Prozent der Frauen.
Menschen mit temporomandibulären Erkrankungen haben oft auch andere Schmerzzustände. Deswegen zeigen auch Untersuchungen, dass 7 bis 18 Prozent der Menschen mit TMD auch Kriterien für ein Fibromyalgie erfüllen. Diese rheumatische Erkrankung kommt wiederum häufig vor und kennzeichnet sich durch weit verbreitete Schmerzen.
Orale Apparaturen und Schmerzmedikamente gegen Gesichtschmerzen
Jedenfalls verordnen Zahnärzte ihren Patienten oft zahlreiche Behandlungen gegen deren Gesichtsschmerzen. Dazu gehören orale Apparaturen, wie beispielsweise Schienen und Bisshilfen, sowie Schmerzmedikamente wie nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten NSAR. Ebenfalls empfehlen sie ihren Patienten verschiedene nichtmedikamentöse Behandlungen wie Kieferübungen und warmen Kompressen.
„Orale Apparaturen sind eine häufige First-Line-Behandlung für TMD – trotz gemischter Forschungsergebnisse hinsichtlich ihres Nutzens. Selbst wenn orale Schienen sich als vorteilhaft erwiesen haben, waren sie bei Patienten, die ebenfalls starke Gesichtsschmerzen und eine Temporomandibuläre Dysfunktion hatten, nicht wirksam „, sagte Vivian Santiago, wissenschaftlicher Assistentin am NYU College of Dentistry und Hauptautor der Studie.
Vorteile der nichtmedikamentöse Behandlungen
Die eingangs zitierte Studie untersuchte jetzt nichtmedikamentöse Behandlungen gegen Gesichtsschmerzen von Frauen mit Temporomandibulärer Dysfunktion. Die Forscher befragten die Patientinnen, wie effektiv sie die verschiedenen Behandlungen wahrnahmen. Die Forscher untersuchten und befragten insgesamt 125 Frauen mit Temporomandibulärer Dysfunktion. Darunter waren auch 26 mit Temporomandibulärer Dysfunktion sowie Fibromyalgie.
Die am häufigsten berichteten Behandlungen waren orale Apparaturen (von 59 Prozent der Teilnehmer verwendet), Physiotherapie (54 Prozent) und Kieferübungen zu Hause (34 Prozent). Weniger häufige Behandlungen waren Akupunktur (20 Prozent), Chiropraktiken (18 Prozent) und Triggerpunkt-Injektion (14 Prozent). Weiter kamen Bewegung und Yoga (7 Prozent), Meditation sowie Atmungsübiungen (6 Prozent) zum Einsatz. Die Teilnehmer verwendeten häufig mehr als eine Behandlung (durchschnittlich 2,4).
Die Teilnehmer berichteten über die besten Ergebnisse bei den nichtmedikamentösen Behandlungen – einschließlich Kieferübungen und Yoga sowie Übungen, Meditation, Massagen und warmen Kompressen. Über 84 Prozent gaben an, dass diese Aktivitäten zumindest wirkam waren.
Im Gegensatz dazu waren nur 64 Prozent der Patienten mit oralen Apparaturen zufrieden. Ein kleiner Teil der Frauen, die orale Apparaturen verwendeten (11 Prozent), gab sogar an, dass diese Behandlung ihre Gesichtsschmerzen verschlechterten.
Nichtmedikamentöse Behandlungen sollten erste Wahl darstellen
Deswegen empfehlen die Wissenschaftler die Verwendung nichtmedikamentöser Behandlungen als Therapie der Wahl für bei Frauen mit Temporomandibulärer Dysfunktion. Die Forscher fanden auch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Frauen mit und ohne gleichzeitiger Fibromyalgie.
Frauen mit Fibromyalgie und Temporomandibulärer Dysfunktion nahmen häufiger alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur und Chiropraktiken in Anspruch. Sie konnten dadurch aber ihre Schmerzen nicht besser lindern.
Interessanterweise wurde die physikalische Therapie von Frauen mit und ohne Fibromyalgie gleichermaßen angewendet. Jedoch verbesserten sich die Symptome bei den Frauen mit zusätzlicher Fibromyalgie tendenziell deutlich signifikanter.
Literatur:
Dağ F, Taş S, Kaynak BA, Bölgen Çimen O. Temporomandibular dysfunction affects aerobic capacity in females: A preliminary study [published online ahead of print, 2020 Mar 10]. Cranio. 2020;1–6. doi:10.1080/08869634.2020.1739190
Santiago, V. & Raphael, K.G. Perceived helpfulness of treatments for myofascial TMD as a function of comorbid widespread pain. Clin Oral Invest (2019). https://doi.org/10.1007/s00784-018-02797-6