Donnerstag, März 28, 2024

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei bei Männern und Frauen mit Diabetes

Der Faktor „Geschlecht“ hat immer größerer Bedeutung, geschlechtsspezifische Unterschiede bei Diabetes stehen im Blickpunkt der Forschung.

Die internationalen Richtlinien für das Management von Diabetes mellitus (Typ 2) geben vor, Faktoren wie das Alter, das soziale Umfeld, die Dauer der Erkrankung oder begleitende gesundheitliche Beschwerden zu beachten. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind nicht beinhaltet. Doch genau das wird von immer größerer Bedeutung. Denn Männer und Frauen tragen ein unterschiedliches Risiko und erkranken und leiden unterschiedlich an Diabetes. Dahingehend machen dann geschlechtsspezifische Unterschiede eine personalisierte Behandlung erforderlich.

 

Andere Risikofaktoren, genetische Disposition und geschlechtsspezifische Biomarker

Die Fakten sprechen klar dafür, dass behandelnde Ärzte geschlechtsspezifische Unterschiede bei Männern und Frauen zur Behandlung von Diabetes berücksichtigen müssen. Im Grunde genommen haben Männer biologisch ein höheres Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken. Denn Frauen sind unter anderem durch die erhöhte Ausschüttung des Hormons Östrogen lange „geschützt“. Und zwar bis es in der Menopause zu einer hormonellen Umstellung kommt und dieser Schutz abflaut. Das Risiko für die Männer ist zumeist auch erhöht, weil sie mehr Bauchfett und mehr Leberfett haben. Unter dem Strich weisen sie auch eine niedrigere Insulinempfindlichkeit auf, selbst wenn sie nicht übergewichtig sind. Ein Testosteronmangel ist bei ihnen aber ein Risikofaktor, während bei Frauen höhere männliche Sexualhormone mit einem höheren Risiko einhergehen.

 

Geschlechtsspezifische Unterschiede zum Diabetes-Risiko bei Männern und Frauen

Dagegen zeigte sich, dass das Fett an den Oberschenkeln, das bei den Frauen genetisch und Östrogen-bedingt häufiger ist, sogar schützend wirken kann. Andererseits hat bei ihnen der Bauchumfang eine bessere Diabetes-Voraussagekraft als bei Männern. Bei Frauen führen außerdem psychosozialer Stress und Stress im Job sowie mangelnde Entscheidungskompetenz bei großem Arbeitsdruck oder Schlafmangel häufiger zu Diabetes als bei Männern. Oft auch verstärkt durch Gewichtszunahme. Dafür sind Männer mehr gefährdet, später Diabetes zu entwickeln, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft unter Mangelernährung gelitten haben.

Auch bei den Biomarkern, die helfen können, frühzeitig das Diabetes-Risiko zu erkennen, gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: So sind das von der Leber gebildete Protein Fetuin-A sowie Copeptin (ein im Hypothalamus gebildetes Prohormon), und Proneurotensin (ein Neurotransmitter) vielversprechende Biomarker bei Frauen, aber nicht bei Männern. Hier gilt das Hormon Leptin als starker Biomarker. Denn Leptin sendet chemische Botschaften aus, damit der Körper das Essen einstellt und stattdessen die benötigte Energie aus den Speichern wie etwa den Fettdepots gewinnt.

Auch Umwelteinflüsse als Risikofaktoren für Diabetes 
Immer bedeutsamer werden auch endokrine Disruptoren, also hormonaktive Stoffe. Beispielsweise konnten Studien zeigen, dass etwa synthetisch hergestellte Substanzen wie Bisphenol A oder Phatalate (Weichmacher), die in vielen Kunststoffartikeln enthalten sind, als Risikofaktoren für Diabetes gelten. Und auch hierzu bestehen altersabhängig bei Männern und Frauen unterschiedliche Effekte auf das Risiko für Diabetes.

Weiter gibt es auch regionale Unterschiede, beispielsweise erkranken immer mehr Frauen in Ozeanien, Süd- und Zentralasien sowie im Mittleren Osten an Diabetes, wogegen die Erkrankung immer mehr Männer in reicheren Gegenden der Asien-Pazifik-Region betrifft, aber auch in Mitteleuropa.


Literatur:

Alexandra Kautzky-Willer, Jürgen Harreiter and Giovanni Pacini. Sex and Gender Differences in Risk, Pathophysiology and Complications of Type 2 Mellitus. Endocrine Reviews, June 2016, Volume 37/03. 37(3):278-316, doi: 10.1210/er.2015-1137.

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