Freitag, Oktober 31, 2025

Gefäßmedizin für den alten Menschen als besondere Herausforderung

Aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung ist die „Gefäßmedizin für den alten Menschen“ heute eine besondere Herausforderung in unseren Breiten.

Die demografische Entwicklung der Bevölkerung erfordert überzeugende Konzepte zur Gefäßmedizin für den alten Menschen – zur sinnvollen medizinischen Versorgung immer älter werdender Patienten. „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“ – dieser Satz, der dem Berliner Pathologen Robert Rössle (1876 bis 1956) zugeschrieben wird, zeigt seine Richtigkeit eindrucksvoll beim Krankheitsbild „Progerie“. Bei dieser genetischen Erkrankung altern schon kleine Kinder sehr schnell, und ihre Gefäße zeigen tatsächlich Veränderungen im Sinne einer Arteriosklerose des sehr alten Menschen.

 

Gefäßkrankheiten sind aber zum großen Teil Erkrankungen des alten Menschen, dies gilt für die Arteriosklerose wie auch für die dilatativen Erkrankungen, die Aneurysmen.

Der alte Mensch hat gegenüber jüngeren Patienten in der Regel eine eingeschränkte Leistungsreserve. Wir erfassen deshalb das pulmonale Risiko und das kardiale Risiko et cetera durch Evaluation der verschiedenen Organsysteme und entscheiden dann im Konsens mit dem Patienten über ein angemessenes Therapieverfahren. Nie war das gefäßchirurgische Armamentarium größer als heute: Neben die konventionellen Bypass- und Gefäßersatzoperationen treten Ballonangioplastie, Stentimplantationen, minimalinvasive Techniken.

Auch die medikamentöse Behandlung ist in den letzten Jahren erheblich differenzierter geworden. Eingriffe in die Blutgerinnung, die Blutfette, den Blutzucker und andere Stoffwechselerkrankungen ermöglichen ein „best medical treatment“, das gegenüber der Vergangenheit deutlich bessere Langzeitverläufe ermöglicht.

Die Lifestyle-Problematik sei am Beispiel des prominenten Bundeskanzlers Helmut Schmidt dargelegt. Helmut Schmidt ist trotz des fortgesetzten und öffentlich vorgeführten Nikotinkonsums sehr alt geworden. Zum Ende hin hat ihn dann tatsächlich ein Gefäßverschluss im Bein ereilt. Wir wissen heute, dass Rauchen der Hauptrisikofaktor bei der Entstehung von Gefäßkrankheiten ist.

Tumor- und Gefäßerkrankungen sind jedenfalls aktuell die Haupttodesursachen in Deutschland. Deswegen sind Nikotinverzicht und Bewegung gute Voraussetzungen dafür, der Gefäßalterung entgegenzuwirken.


Quelle:

Statement » Gefäßmedizin im Alter «. Professor Dr. med. Heiner Wenk Kongresspräsident DGG 2020. Ärztlicher Direktor am Zentrum für Venen und periphere Arterien an der Klinik Lilienthal, Bremen. Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie und Viszeralchirurgie. Hybridjahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) Oktober 2021

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