Freitag, September 27, 2024

Was man gegen einen gefährlichen Gewichtsverlust im Alter tun kann

Mangelernährung bei Senioren muss frühzeitig erkannt und behandelt werden, um gefährlichen Gewichtsverlust im Alter vermeiden zu können.

Eine große Zahl der älteren Patienten in unseren Krankenhäusern sind mangelernährt. In Pflegeheimen leide Studien zufolge bis zu 60 Prozent der Bewohner, unter den zu Hause lebenden Senioren etwa 10 Prozent, an einem gefährlichen Gewichtsverlust im Alter.

Wobei eine Mangelernährung Infektionskrankheiten, Stürze und den Verlust kognitiver Fähigkeiten begünstigt. Dazu belegen Studien, dass ein schlechter Ernährungszustand zu zusätzlichen Pflegekosten, längeren Krankenhausaufenthalten sowie einem erhöhten Sterberisiko führt. Um dem vorzubeugen, sollte man schließlich eine einheitliche Erfassung des Ernährungszustands von Patienten in Kliniken und Pflegeheimen vornehmen.

 

Wie sich gefährlicher Gewichtsverlust im Alter bemerkbar macht

Um rechtzeitig etwas tun zu können, sollte man einen Gewichtsverlust im Alter sowie Unterernährung bei älteren Menschen so früh wie möglich feststellen und behandeln. Deswegen sollten Gewichtsverlust sowie Appetitlosigkeit für Angehörige und Pflegekräfte ein Warnsignal sein. Außerdem lassen mit zunehmendem Alter Geschmacks- und Geruchssinn nach. Außerdem geht häufig das natürliche Appetitgefühl durch Kau- und Schluckbeschwerden oder psychische Erkrankungen, wie eine Depression, verloren. Auch Erkrankungen, etwa schwere Infektionen, Krebs oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) können dazu führen, dass ältere Menschen über längere Zeit die Nahrungsaufnahme vernachlässigen.

Ein Body-Mass-Index (BMI) von 20,5 kg/m² oder weniger, aber auch ein erheblicher vorangegangener Gewichtsverlust können auf eine Mangelernährung hinweisen. Einen hohen Gewichtsverlust im Alter können die Betroffenen häufig nicht mehr aufholen. Dabei hängen Lebensqualität und Gesundheit sehr stark vom Ernährungszustand ab.



 

Erkennen und die Ernährungstherapie starten

Um im Zweifelsfall schnellstmöglich mit der Ernährungstherapie zu beginnen, ist es insbesondere bei älteren Patienten unbedingt nötig, den Ernährungszustand bei Einlieferung ins Krankenhaus oder Aufnahme in ein Pflegeheim einheitlich und regelmäßig zu erfassen. Es existieren bereits standardisierte Tests, mit denen sich das Risiko einer Mangelernährung verlässlich ermitteln lässt, zum Beispiel braucht man für ein Nutritional Risk Screening, lediglich eine Waage und ein paar Minuten Zeit. Doch in vielen Pflegeheimen und Kliniken gehören solche Tests nicht zur täglichen Praxis.

Viele Heimbewohner und die meisten älteren, vielfach erkrankten Patienten brauchen viel Betreuung. Darauf ist der Personalschlüssel nicht immer entsprechend angepasst. Mitunter ist das Pflegepersonal nicht ausreichend geschult, um einen unterernährten Patienten zu erkennen. Für viele ist es eine normale Alterserscheinung, dass ältere Menschen weniger Appetit haben und an Gewicht verlieren. Selbst in vielen teuren Pflegeheimen fehlt die Zeit, um den Senioren beim Halten der Schnabeltasse oder dem Zerkleinern des Essens zu helfen. Deshalb sollten auch Angehörige unbedingt auf Warnsignale wie Appetitlosigkeit, körperliche Schwäche, Hautveränderungen und Teilnahmslosigkeit achten.

Fehlt Senioren der Appetit, empfehlen Experten statt drei Hauptmahlzeiten bis zu fünf kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen. Diese sollten aus energiereicher Kost mit hoher Nährstoffdichte, wie Vollkornbrot, Gemüse oder Milchprodukte mit vollem Fettanteil bestehen.

Liegt eine Mangelernährung vor, müssen zunächst mögliche spezifische Ursachen abgeklärt werden. Darüber hinaus kann Abwechslung auf dem Teller helfen, den Appetit wieder anzuregen. Ausgerechnet fette Lebensmittel sind nicht immer leicht verdaulich. Um in akuten Phasen dennoch Gewicht zuzunehmen, etwa nach einem längeren Krankenhausaufenthalt, können Ärzte hochkalorische Getränke und Speisen verordnen. Sie liefern die nötige Energie aber auch Ballaststoffe. Ganz wichtig ist, dass hier alle Beteiligten, also Patienten, Angehörige, Pflegepersonal und Ärzte eng zusammenarbeiten und nötigenfalls auch einen spezialisierten Ernährungsberater oder -mediziner hinzuziehen.




Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)

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