Was das Fibromyalgie-Syndrom ist – die Suche nach den vielschichtigen Ursachen und neuen Behandlungen im Fokus der Forschung.
Unter dem Strich belastet das Fibromyalgie-Syndrom, kurz FMS, die Betroffenen – meistens sind es Frauen – sehr. Doch was ist das Fibromyalgie-Syndrom? Wann muss man daran denken. Die Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom leiden unter dauerhaften Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen. Und zwar besonders häufig an Rücken, Armen und Beinen. Begleitet werden diese körperlichen Beschwerden von psychischen Symptomen wie Müdigkeit, Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen, die die Lebensqualität weiter reduzieren.
Fibromyalgie-Syndrom und seine Ursachen
Die Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms liegen noch weitgehend im Dunkeln. In aktuellen Studien zeichnen sich jedoch mehr und mehr Besonderheiten ab. Und zwar solche, die die erhöhte Schmerzempfindlichkeit der Betroffenen zumindest zum Teil erklären. Zudem könnten sie neue Ansatzpunkte für die Therapie des Fibromyalgie-Syndroms liefern.
An einem Fibromyalgie-Syndrom leiden rund drei von hundert Menschen in Deutschland, das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 40 und 60 Jahren. Obwohl das Fibromyalgie-Syndrom also recht häufig ist und meist Menschen trifft, die mitten im Leben stehen, ist das Krankheitsbild eher unbekannt. Ein Grund hierfür mag sein, dass die Erkrankung für Laien wie für Mediziner nur schwer greifbar ist.
Als „Syndrom“ ist das Fibromyalgie-Syndrom durch das Zusammentreffen mehrerer, für sich genommen recht unspezifischer Beschwerden charakterisiert. Zu den Schmerzen, die in mehreren Körperbereichen auftreten und mindestens drei Monate lang anhalten, müssen noch Müdigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen hinzukommen, um die Diagnose Fibromyalgie-Syndrom zu ermöglichen.
Letztlich ist es das jedoch eine Ausschlussdiagnose. Denn die Verdachtsdiagnose Fibromyalgie-Syndrom wird erst dann gestellt, wenn andere Ursachen für die beobachteten Beschwerden ausgeschlossen wurden. Und zwar insbesondere dann, wenn man keine Schäden oder Entzündungen an Muskeln oder Gelenken finden kann, obwohl die Patienten die Schmerzen in der Regel dort empfinden.
Biologische Veränderung bei Patientinnen mit Fibromyalgie-Syndrom: was das ist und bedeutet
Vor etwa acht Jahren haben Forschende eine objektiv belegbare biologische Veränderung bei Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom nachweisen können. Wir konnten damals bei einem Teil der Betroffenen eine Störung der kleinen, schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers) außerhalb des zentralen Nervensystems nachweisen, was wir Small fiber-Pathologie nennen.
Eine solche Störung, bei der unter anderem die Nervenfaserdichte in der Haut verändert ist, ist zum Beispiel auch als Langzeitfolge eines Diabetes bekannt. Neben einer reduzierten Sensibilität kann eine Small Fiber Pathologie auch zu Missempfindungen und übersteigerter Schmerzwahrnehmung führen.
Immunologischen Aspekte
Während die beschriebenen Erkenntnisse mittlerweile vielfach bestätigt wurden, beleuchten aktuelle Studien auch den immunologischen Aspekt des Fibromyalgie-Syndroms. Im Fokus stehen dabei zum einen bestimmte Antikörper, die bei einem Teil der FMS-PatientInnen gefunden wurden und gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind, zum anderen Zellen und Botenstoffe des Immunsystems, die – wiederum nur bei einem Teil der Betroffenen – in ihrer Menge oder Aktivität verändert sind. Diese Erkenntnisse könnten helfen, mögliche Untergruppen des vielfältigen Krankheitsbildes FMS zu identifizieren.
S3-Leitlinie
Als Richtschnur für die Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms gilt derzeit eine unter Federführung der Deutschen Schmerzgesellschaft erstellte S3-Leitlinie, die auch den großen Einfluss der Psyche auf die Krankheitsentstehung berücksichtigt. Als Konsens gilt, dass neben biologischen Faktoren auch seelische oder psychosoziale Belastungen, Stress und berufliche Überlastung ein FMS befördern können.
In der Praxis ist daher neben der körperlichen Untersuchung auch eine psychische Anamnese wichtig. Zentral ist dabei auch die Aufklärung der Patientinnen und Patienten. Einerseits über das Krankheitsbild, das zwar die Lebensqualität, nicht aber die Lebenserwartung beeinträchtig. Andererseits über die Möglichkeit, die Beschwerden durch körperliche Aktivität zu lindern.
In der Therapie des Fibromyalgie-Syndroms wird daher mindestens ein körperlich aktivierendes Element wie Ausdauer- oder Krafttraining, Gymnastik, Stretching oder Wärmetherapie mit einem psychotherapeutischen Verfahren kombiniert. Beispielsweise etwa mit einer kognitiven Verhaltenstherapie.
Eine spezifische medikamentöse Therapie gibt es gegen das Fibromyalgie-Syndrom bislang nicht. Gegen besonders ausgeprägte Beschwerden stehen lediglich schmerzstillende und/oder antidepressiv wirksame Mittel zur Verfügung. Neue Forschungen sollen die Suche nach spezifischen gegen die Ursachen der Fibromyalgie-Syndroms gerichteten Wirkstoffen voranbringen.