Das Blutgerinnungsprotein Fibrinogen kann die Neuronen-Verbindungen im Gehirn zerstören und somit die Entstehung der Alzheimer-Krankheit begünstigen.
Im Grunde genommen ist es schon seit langem bekannt, dass Patienten mit Alzheimer-Krankheit gewisse Anomalien im riesigen Gefäßnetz der Blutgefäße im Gehirn aufweisen. Einige dieser Veränderungen können tragen zu einem altersbedingten kognitiven Rückgang bei Menschen ohne Demenz bei. Die Art und Weise, wie solche vaskulären Pathologien zur kognitiven Dysfunktion beitragen, ist für die Wissenschaft jedoch bis heute weitgehend ein Rätsel. Wissenschaftler des Gladstone Institute in San Francisco zeigten nun zum ersten Mal, dass das Fibrinogen die Verbindungen zwischen Neuronen im Gehirn zerstören kann und so den kognitiven Verfall und die Alzheimer-Krankheit begünstigt. Wenngleich das Blutgerinnungsprotein für eine Reihe von molekularen und zellulären Ereignissen verantwortlich ist.
Die Rolle von Fibrinogen im Mausmodell analysiert
In ihrer in der Fachzeitschrift Neuron veröffentlichten Studie fanden die Forscher heraus, dass Fibrinogen, nachdem es vom Blut ins Gehirn gelangt ist, die Immunzellen des Gehirns aktiviert. Diese zerstören dann wichtige Verbindungen zwischen Neuronen. Diese als Synapsen bezeichneten Verbindungen sind bekanntlich für die Kommunikation der Neuronen von entscheidender Bedeutung. Für die Studie verwendeten die Forscher modernste bildgebende Verfahren, um sowohl Mausgehirne als auch menschliche Gehirne von Patienten mit Alzheimer-Krankheit zu untersuchen.
Frühere Studien haben schon gezeigt, dass die Zerstörung von Synapsen einen Gedächtnisverlust verursacht. Dies wiederum ist ein häufiges Merkmal der Alzheimer-Krankheit sowie auch anderer Demenzerkrankungen. Tatsächlich zeigten die Wissenschaftler, dass ohne Aktivierung der Immunzellen im Gehirn die Mäuse keine Alzheimer-Krankheit bekamen.
„Wir fanden heraus, dass Fibrinogen im Gehirn zur Zerstörung neuronaler Verbindungen führen kann, die für viele Gedächtnisfunktionen wichtig sind“, erklärt Katerina Akassoglou, Professor für Neurologie an der UC San Francisco (UCSF). Das Forscherteam zeigte weiters, dass Fibrinogen diese Wirkung auch in Gehirnen ohne Amyloid-Plaques haben kann.
Antikörper blockiert Wechselwirkung zwischen Fibrinogen und einem Molekül in den Immunzellen
Interessanterweise haben die Wissenschaftler kürzlich einen Antikörper entwickelt, der die Wechselwirkung zwischen Fibrinogen und einem Molekül in den Immunzellen des Gehirns blockiert. In einer früheren Studie schützte der Antikörper in Mausmodellen bereits gegen Gehirnentzündungen und neuronalen Schäden
Literatur:
Merlini M, Rafalski VA, Rios Coronado PE, Gill TM, Ellisman M, Muthukumar G, Subramanian KS, Ryu JK, Syme CA, Davalos D, Seeley WW, Mucke L, Nelson RB, Akassoglou K. Fibrinogen Induces Microglia-Mediated Spine Elimination and Cognitive Impairment in an Alzheimer’s Disease Model. Neuron. 2019 Mar 20;101(6):1099-1108.e6. doi: 10.1016/j.neuron.2019.01.014. Epub 2019 Feb 5. PMID: 30737131; PMCID: PMC6602536.
Quelle:
Gladstone Institutes – http://www. gladstone.org