Freitag, April 19, 2024

Fettverbrennung ankurbeln und den Speck einfach abschmelzen

Mittels Blockade des Gq-Proteins lassen sich weiße Fettzellen in energiezehrende braune Fettzellen verwandeln, die die Fettverbrennung ankurbeln.

Es gibt immer mehr übergewichtige Menschen, die ein hohes Risiko haben, an Diabetes oder an Herzkreislauferkrankungen zu erkranken. Viele Betroffene kämpfen mit ihrem Gewicht und sehnen sich nach einem einfachen Wirkstoff, der ihre Fettpolster einfach zum Abschmelzen bringt. Ein internationales Wissenschaftlerteam ist unlängst diesem Traum nun ein kleines Stück näher gekommen. Die Forscher entdeckten in Fettzellen von Mäusen und Menschen einen Schalter, mit dem sich überflüssige Pfunde verbrennen lassen. Dies geschieht, indem das sogenannte Gq-Protein blockiert wird, wonach sich unerwünschte weiße Fettzellen in energiezehrende braune Fettzellen verwandeln, die die Fettverbrennung ankurbeln.

 

Braune Fettzellen zum Ankurbeln der Fettverbrennung

Unter dem Strich verfügen Menschen mit starkem Übergewicht über besonders viele weiße Fettzellen. Hingegen mangelt es ihnen an braunen Fettzellen. Die weißen Zellen sind für lästige Speckpolster verantwortlich, die braunen „verbrennen“ dagegen überflüssige Pfunde, indem sie die darin steckende Energie in Form von Wärme freisetzen. Prof. Dr. Alexander Pfeifer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn erforscht seit Jahren, wie sich schädliche weiße in erwünschte braune Fettzellen umwandeln lassen.

„Wir suchen nach Angriffspunkten für neue Pharmaka, um eines Tages Fettleibigkeit als Ursache für zahlreiche Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herzkreislauf-Erkrankungen wirksam bekämpfen zu können“, sagt der Wissenschaftler. Geht der Traum der Forscher in Erfüllung, dann ließen sich mit noch zu entwickelnden Wirkstoffen braune Fettzellen so weit ankurbeln, dass der Speck einfach abschmelzen würde. „Doch bis dahin ist ein weiter Weg“, sagt Prof. Pfeifer. Seine Studien befinden sich bislang noch im Stadium der Grundlagenforschung.

 

Braune Fettzellen haben viele Gq-Protein gekoppelte Rezeptoren

An Fettzellen von Mäusen hat nun ein internationales Wissenschaftlerteam um Prof. Pfeifer unter Federführung der Universität Bonn mit Kollegen aus San Diego und Bethesda (beide USA), Gothenburg (Schweden) und den Universitäten Heidelberg und Leipzig wie eingangs erwähnt einen „Schalter“ entdeckt, mit dem sich die Fettverbrennung forcieren lässt. Die Forscher beobachteten, dass in braunen Fettzellen besonders viele Rezeptoren vorkommen, die an Gq-Protein koppeln. Das Gq-Protein nimmt eine wichtige Funktion in der Informationsübermittlung wahr.

Die Wissenschaftler aktivierten in den Mäusefettzellen das Gq-Protein, daraufhin verschlechterte sich die Zahl und die Qualität der braunen Zellen. „Wird dagegen Gq mit einem Hemmstoff blockiert, dann reifen mehr braune Fettzellen heran“, sagt Doktorandin Katarina Klepac aus Prof. Pfeifers Team. Das Gleiche gilt für die beigen Fettzellen – den Hoffnungsträgern der Forscher. Sie können sich aus weißen in braune Fettzellen umwandeln und sind ebenfalls an der „Verbrennung“ überflüssiger Energiespeicher beteiligt. Ist in ihnen das Gq-Protein blockiert, bilden sich mehr braune Fettzellen, die die Fettverbrennung ankurbeln helfen können.

 

Umwandlung funktioniert auch bei menschlichen Fettzellen

Funktioniert die Hemmung der Gq-Proteine nur in Mäusezellen oder auch in menschlichen Fettzellen? Das Forscherteam vollzog die zuvor an den Nagerzellen durchgeführten Experimente auch an menschlichen Fettzellen nach, die sie im Labor heranzüchteten. „Auch bei humanen Fettzellen zeigte sich, dass sich daraus braune Fettzellen viel besser entwickeln konnten, sobald die Gq-Proteine blockiert wurden“, sagt Prof. Pfeifer.

Dies könnte dem Forscher zufolge ein viel versprechender potenzieller Ansatzpunkt für die Entwicklung von Wirkstoffen sein, die die Fettverbrennung bei adipösen Patienten ankurbeln. „Bislang gibt es keine Medikamente, die direkt die Umwandlung weißer in braune Fettzellen im Menschen bewirken“, sagt Prof. Pfeifer. Es werde noch aber länger dauern, bis geeignete Wirkstoffe auf dem Markt verfügbar seien.


Literatur:

Klepac K, Kilić A, Gnad T, Brown LM, Herrmann B, Wilderman A, Balkow A, Glöde A, Simon K, Lidell ME, Betz MJ, Enerbäck S, Wess J, Freichel M, Blüher M, König G, Kostenis E, Insel PA, Pfeifer A. The Gq signalling pathway inhibits brown and beige adipose tissue. Nat Commun. 2016 Mar 9;7:10895. doi: 10.1038/ncomms10895. PMID: 26955961; PMCID: PMC4786868.


Quelle: Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn, Prof. Dr. Alexander Pfeifer

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