Donnerstag, März 28, 2024

Essen macht süchtig – einzelne Nahrungsmittel hingegen nicht

Essen macht süchtig, fanden schottische Wissenschaftler heraus – im Gegensatz zu einzelnen Nahrungsmitteln wie Zucker, Schokolade und Ähnlichem.

Ein Stück Schokolade, dabei bleibt es meistens nicht! Was steckt hinter dem, scheinbar kaum zu bändigendem, Verlangen nach Naschereien? Angeblich gibt es eine medizinische Erklärung, denn wie im Drogenrausch, schütte unser Gehirn bestimmte Botenstoffe aus, wenn wir Süßes essen. Laut dieser medizinischen These verursacht Zucker also eine Form der körperlichen Abhängigkeit. Aber gibt es diese Sucht nach Zucker wirklich? Daten einer aktuellen Studie sorgen für Zweifel. So gebe es kaum Belege für eine Sucht nach bestimmten Substanzen. Statt Zucker, Fett oder Salz, ist es vielmehr die Handlung Essen, die süchtig macht. Also der Vorgang der Nahrungsaufnahme – der eine Abhängigkeit hervorrufen könne.

 

Fokus auf individuelles Essverhalten legen

Es ist nicht bewiesen, dass süße Lebensmittel die Ausschüttung stimmungsaufhellender Hormone bewirken. Gleichermaßen sei es möglich, dass die Handlung Naschen angenehme Gefühle auslöst. Dies sei beispielsweise mit einer Spielsucht zu vergleichen. Um Übergewicht und Fettleibigkeit in den Griff zu kriegen, sollte der Fokus nicht die Nahrungsmittel selbst, sondern das individuelle Essverhalten sein, empfehlen Experten.

Das Forscherteam, bestehend aus Experten der Universität Edinburgh, Aberdeen, Göteborg, Essen, Utrecht und Santiago de Compostela, führten selbst keine Experimente durch, sondern verschafften sich einen Überblick über den Stand der Forschung. Sie analysierten die Beweise, die für eine Esssucht, basierend auf bestimmte Substanzen spreche. Es galt also nach Hinweisen zu suchen, die belegen, dass Zucker über ähnliche biologische Wirkungen verfügt wie typische Drogen (z.B. Alkohol, Heroin oder Dopamin).

 

Essen macht süchtig, typische Suchterscheinungen im Zusammenhang mit einzelnen Nahrungsmitteln konnten aber nicht nachgewiesen werden

Überraschend war, dass die Faktenlage zu dieser These äußerst spärlich war. So konnten typische Suchterscheinungen, wie beispielsweise Entzugserscheinungen oder Gewöhnung an die Droge, im Zusammenhang mit Zucker bis dato nicht nachgewiesen werden.

Jedenfalls nicht am Menschen, denn die meisten Fakten, die für eine Zuckersucht sprechen, stammen aus Versuchen an Ratten. Die Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse auf den menschlichen Organismus sei unklar.


Fazit

Menschen neigen dazu rationale Erklärungen für ihr Übergewicht zu finden, Nahrungsmittel werden dafür gerne verantwortlich gemacht. Doch laut den Wissenschaftlern sollte man viel eher Sucht-assoziertes Essverhalten als verhaltensbezogene Abhängigkeit betrachten, wodurch sich wesentlich mehr Behandlungsmöglichkeiten ergeben. Beispielsweise ist die Gier nach süßen Stoffen aus ernährungsphysiologischer Sicht ein großes Problem mit schwerwiegenden Folgen. Doch die Beweislage, dass dafür bestimmte in Lebensmitteln vorhandenen Substanzen – wie Zucker oder Fett – der Grund sind, ist sehr dünn.


Literatur:

Hebebrand J, Albayrak Ö, Adan R, Antel J, Dieguez C, de Jong J, Leng G, Menzies J, Mercer JG, Murphy M, van der Plasse G, Dickson SL. „Eating addiction“, rather than „food addiction“, better captures addictive-like eating behavior. Neurosci Biobehav Rev. 2014 Nov;47:295-306. doi: 10.1016/j.neubiorev.2014.08.016. Epub 2014 Sep 6. PMID: 25205078.


Bild: Die Gier nach süßen Stoffen ist aus ernährungsphysiologischer Sicht ein großes Problem mit schwerwiegenden Folgen. © matka_Wariatka / shutterstock.com

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