Dienstag, April 1, 2025

Dutee Chand rückt Testosteron bei Sportlerinnen ins Rampenlicht

Die weibliche Sprinterin Dutee Chand hat in den letzten Jahren mit ihrer Sperre im Jahr 2010 das Thema Testosteron bei Sportlerinnen ins internationale Rampenlicht gerückt. Nun darf sie wieder wettkämpfen.

 

Die indische Olympiahoffnung Dutee Chand hat Ende Juli vor Gericht recht bekommen und kann sich zukünftig wieder mit anderen Sportlerinnen matchen. Nach dem sie das Gerichtsverfahren am Court of Arbitration for Sport – CAS –  gewonnen hat, darf die 19-jährige Sprinterin nun trotz ihres überaus hohen Testosteronspiegels wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Die Entscheidung der Richter erlaubt es Dutee wieder an nationalen und internationalen Rennen teilzunehmen, nachdem sie vor einem Jahr suspendiert worden war.

„Ich habe ein Recht darauf, zu sprinten und Wettkämpfe zu bestreiten“, sagte Chand, deren hoher Testosteronspiegel medizinisch als Hyperandrogenismus bezeichnet wird. „Dieses Recht wurde mir genommen. Ich wurde für etwas gedemütigt, wofür ich nicht verantwortlich bin. Es macht mich auch glücklich, dass sich nun –dank diesem Urteil – zukünftig keine andere Sportlerin mehr mit diesem Problem auseinandersetzen muss.“ Wobei nun die International Association of Athletics Federations – IAAF – zwei Jahre lang Zeit hat nachzuweisen, dass erhöhtes Testosteron bei Sportlerinnen einen Vorteil bringt. was allerdings unwahrscheinlich ist: „Es gibt überhaupt keine Evidenz, dass hohes Testosteron bei Sportlerinnen einen Leistungsvorteil bei einer Geschlechtsentwicklungsstörung – einer sogenannten Intersexualität – gibt, auch keine Studien“, erörtert Prof. Dr. Günter Stalla, Leiter der Inneren Medizin, Endokrinologie und Klinischen Chemie, Neuroendokrinologischen Ambulanz und Andrologie sowie Arbeitsgruppenleiter für Klinische Neuroendokrinologie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München im Gespräch mit der Tageszeitung taz.

 

Testosteron bei Sportlerinnen – Intersexualität im Sport

Dutee Chand weigerte sich vor fünf Jahren, sich operieren lassen oder Hormon suppressive Substanzen einzusetzen, um ihre Testosteronspiegel zu senken. Hintergrund ist, dass ab 2011 laut den IAAF das Testosteron bei Sportlerinnen unter dem männlichen Androgenspiegel haben, um an Frauenwettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Eine normaler, weiblicher Testosteronspiegel in Serum-Balance liegt zwischen 0,1 bis 2,8 nmol/l – Nanomol pro Liter Blut –  während der normale männliche Spiegel bei 10,5 nmol/l und höher liegt.

 

Bisheriger Umgang mit Testosteron bei Sportlerinnen vorläufig ungültig

Der internationale Sportgerichtshof CAS erklärte nun am Montag den bisherigen Umgang des IAAF mit männlichen Hormonwerten bei Frauen und erhöhtem Testosteron bei Sportlerinnen für vorläufig ungültlig. In Zukunft dürfen auch Sportlerinnen mit einem von Natur aus sehr hohen Testosteronspiegel an Frauenwettkämpfen teilnehmen.

Die Sportrichter erklärten, dass es nicht belegt sei, dass „hyperandrogene“ Athletinnen einen deutlichen Leistungsvorteil hätten und daher von den Frauen-Wettbewerben ausgeschlossen werden müssten. Die IAAF hat nun zwei Jahre lang Zeit, neue wissenschaftliche Beweise zu präsentieren. Sollte das nicht gelingen, wird die Regelung komplett aufgehoben.

 

Erhöhtes Testosteron bei Sportlerinnen können durch natürliche Hormonstörungen und durch zahlreiche Krankheiten auftreten

Weibliche Körper produzieren auf natürlichem Wege ein gewisses Maß an Testosteron. Testosteron wird bei Männern in den Hoden und bei Frauen in den Eierstöcken produziert und ist für eine individuelle Menge an Körperbehaarung, Muskelmasse und Kraft verantwortlich.

Der erste Schritt um den Testosteronspiegel zu testen ist ein einfacher Bluttest. Wenn hohe Konzentrationen bei Frauen gefunden werden, werden sie in der Regel weiter auf bestimmte Krankheiten getestet.

Das PCO-Syndrom – das sogenannte Polyzystische Ovar-Syndrom – ist eine der häufigsten Ursachen für hohes Testosteron bei Sportlerinnen beziehungsweise Frauen. Es verursacht neben Akne und übermässigen Haarwachstum auch Unfruchtbarkeit.

Auch eine Nebennierenerkrankung verursacht bei Frauen abnorm hohe Testosteronspiegel. Sie ist bekannt als „Spät auftretende kongenitale adrenale Hyperplasie“ und tritt auf, wenn die Nebennieren den Hormonhaushalt nicht richtig regulieren, was den Testosteronspiegel in die Höhe schnellen lässt.

Diabetiker müssen ebenfalls mit hohen Testosteronspiegeln kämpfen – aufgrund von Komplikationen der Krankheit, die einen Domino-Effekt verursachen, was zu Hormonstörungen führt.

Andere, weniger häufige Ursachen hoher Testosteronspiegel sind Kleinwuchs, Riesenwuchs, Cushing-Syndrom, Nebennieren- oder Eierstock-Tumoren, Schilddrüsen-Störungen und -zustände. Allerdings gibt es nicht immer eine definitive Ursache für hohe Testosteronspiegel bei Frauen. Manchmal kann es davon abhängen, wie die körpereigenen Hormone bei der Geburt ausgeglichen werden.

 

Richter betonen: Geschlechtsüberprüfungen bei Athleten sind unangemessen

Neben der Feststellung des Berufungsgerichts, dass Dutee Chand wieder an Rennen teilnehmen darf, entschied man auch, dass es unangemessen sei Athleten, Geschlechtsüberprüfungen zu unterziehen, seien es Genital-Untersuchungen oder Chromosomentests.

Es gab keinen Zweifel, dass Chand eine Frau ist, und dass ihre Hormone nichts anderes als eine natürliche Erscheinung sind. Dennoch musste die Inderin zahlreiche demütigende Untersuchungen über sich ergehen und sich darauf hin genetisch als Mann erklären lassen. Diese invasiven Tests und Prozeduren gehören nun auch bei erhöhtem Testosteron bei Sportlerinnen der Vergangenheit an.

 

Quellen:

http://www.nytimes.com/2015/07/28/sports/international/dutee-chand-female-sprinter-with-high-male-hormone-level-wins-right-to-compete.html?_r=0

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3264812/

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