Gluten oder nicht Gluten? Auch Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität kann eine Überempfindlichkeit auf Weizen und Symptome verursachen.
Viele Menschen klagen über eine Unverträglichkeit auf Getreideprodukte. Doch nicht immer verbirgt sich dahinter eine Gluten-Intoleranz, und nicht jede vermeintliche Gluten-Intoleranz ist auf Gluten zurückzuführen. Die Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben. Wobei auch die Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität, kurz NZNWWS, Symptome verursachen kann.
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
Warum immer mehr Menschen nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, ist nicht genau bekannt.
FODMAP werden vom Darm nicht resorbiert. Beim Fermentieren entstehen Gase und die Bindung von Wasser kann eine abführende Wirkung haben – dies erklärt plausibel die von den Patienten beschriebenen Blähungen und Durchfälle.
Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem erhöhten Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist.
Auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer Gluten-freien Ernährung dürfte die Aufmerksamkeit auf eine Erkrankung gelenkt haben, die medizinisch nur schwer fassbar ist.
Keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut bei einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität
Die Symptome einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie, den beiden anderen Formen einer Getreideunverträglichkeit.
Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität bei der Darmspiegelung keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Und die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen ebenfalls.
Der einzige diagnostische Hinweis sind die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von Gluten-haltigen Lebensmitteln auftreten und sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage und Wochen wieder bessern.
Eine Zöliakie entwickelt sich dagegen meistens langsam. Zur Besserung kommt es erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat.
Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten der alleinige Auslöser ist, wird bezweifelt. Denn Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren.
Weizenmehle enthalten außer Klebereiweiß Gluten noch andere Bestandteile wie die Amylase-Trypsin-Inhibitoren, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können.
Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor. Der menschliche Darm könne Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut komme es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems.
Schließlich enthalten Weizenmehle weiter eine Reihe von Kohlenhydraten, die als FODMAP – „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – bekannt sind. FODMAP werden vom Darm nicht resorbiert. Beim Fermentieren entstehen Gase und die Bindung von Wasser kann eine abführende Wirkung haben. Das kann für die von den Patienten beschriebenen Blähungen und Durchfälle verursachen.
Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität nach Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie
Da die Forschung nicht sicher ist, welche Bestandteile des Mehls für die Überempfindlichkeit verantwortlich sind, wird der Begriff Gluten-Intoleranz gemieden – deshalb wurde Bezeichnung Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität oder NZNWWS eingeführt.
Mit dem Begriff unterstreichen Wissenschaftler, dass man andere Ursachen wie Zöliakie oder Weizenallergie erst ausschließen muss, bevor man die Diagnose stellen kann.
Wobei es noch keine Behandlung. Schließlich bleibt als einzige Möglichkeit, Gluten-haltiges Mehl zu vermeiden, um sich vor den Beschwerden zu schützen.
Literatur:
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