Freitag, April 19, 2024

Cytomegalieviren schlummern im Körper, können aber auch sehr gefährlich werden

Erstinfektionen mit Cytomegalieviren verlaufen meist harmlos, wobei das Cytomegalievirus danach unbemerkt in latentem Zustand im Patienten schlummert.

Im Grunde genommen sind die Cytomegalieviren (CMV) einem wichtiges Mitglied der Gruppe des Herpesvirus. Wobei Erstinfektionen bei Personen mit guter Immunabwehr meist harmlos verlaufen. Danach verbleiben Cytomegalieviren anschließend unbemerkt in latentem Zustand im Patienten.

 

Cytomegalieviren als ernsthafte Gefahr bei Immunschwäche

Bei immunsupprimierten Patienten stellen Cytomegalieviren aber eine große und potentiell tödliche Gefahr dar. Zu solchen Patienten zählen jene nach Transplantation, Infizierte mit HIV sowie Fälle einer Infektion des Fötus während der Schwangerschaft. Nicht zuletzt hat aber der mögliche Einsatz einer antiviralen Therapie die spezifische Diagnostik bei Infektion mit Cytomegalieviren ständig verbessert.

Vor allem der Virusnachweis mittels quantitativer PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist in vielen Situationen zur Methode der Wahl geworden. Studien aus den letzten Jahren zeigen, dass Menschen viel öfter als gedacht nicht nur mit einem sondern mit mehreren Stämmen von Cytomegalieviren infiziert sind. Vermutlich kann gelegentlich sogar schon die Erstinfektion mit mehr als einem Virusstamm erfolgen.

 

Mehrere Virensstämme

Im Laufe des Lebens können jedenfalls durch exogenen Reinfektionen weitere Cytomegalieviren-Stämme dazukommen. Das ist aber bei Personen mit guter Immunabwehr klinisch meist unauffällig. Das zeigten beispielsweise Untersuchungen in Geweben von verstorbenen immunkompetenten Personen. Bei ihnen konnte man in verschiedenen Organen mehrere Cytomegalieviren-Stämme gleichzeitig finden. Die Untersuchung der spezifischen Antikörpern zeigt, dass bis zu 20% der gesunden Population Infektionen mit mehr als einem Virusstamm durchmacht.

Die exogene Reinfektion mit weiteren Cytomegalieviren-Stämmen ist möglich, da durch die große Antigendiversität keine breite Kreuzimmunität induziert wird. Bei Transplantationspatienten ist die Situation noch viel komplexer. Denn zu den eigenen Cytomegalieviren-Stämmen, die ein Patient bis zur Transplantation akquiriert hat, können noch ein oder mehrere Cytomegalieviren-Stämme durch das Transplantat eines CMV-positiven Spenders dazukommen.

Schwer zu beantworten ist die Frage, ob es für den Patienten von Bedeutung ist, wenn er mit einem oder mit mehreren Stämmen infiziert ist. Bei immunkompetenten Personen, spielt die Anzahl der infizierenden Virusstämme wohl kaum eine Rolle. Bei Transplantationspatienten hingegen verdichten sich die Hinweise, dass Mischinfektionen mit mehreren CMV-Stämmen sehr wohl negative Auswirkungen auf den Patienten haben können.

 

Resistenzentwicklung gegen antivirale Medikamente

Wie es scheint dauert es bei Infektion mit mehreren Cytomegalieviren-Stämmen länger bis die Viruslast durch eine antivirale Therapie gesenkt wird. Das könnte auch ein kritischer Punkt für die Resistenzentwicklung des Virus gegen verabreichte antivirale Medikamente sein, die ja umso wahrscheinlicher wird, je länger die Virusvermehrung unter Therapie anhält.

Außerdem zeigt sich zunehmend, dass Transplantatabstoßung und klinische Manifestationen einer Cytomegalievirus-Infektion häufiger vorkommen wenn sich mehrere CMV-Stämme im Organismus des Patienten vermehren. Eine Publikation hat sich nun kürzlich dem Thema von einer anderen Seite angenähert und ist der Frage nachgegangen, ob Mischinfektionen mit verschiedenen Virusstämmen einen Vorteil für die Viren haben.

Weiland wurde im Tiermodell gezeigt, dass bei gleichzeitiger Infektion verschiedener Stämme von Cytomegalieviren Wachstumseinschränkungen des einen Stammes durch die Koinfektion mit einem anderen Stamm aufgehoben werden können. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich  die Stämme gegenseitig ergänzen können. Und dass sie sich gemeinsam vermutlich auch dem Leben im menschlichen Organismus noch besser anpassen können als bisher vermutet. Das Arbeiten im Team bringt also auch Cytomegalieviren durchaus Vorteile. Das macht diese Viren gemeinsam stärker im Kampf gegen das Immunsystem des Wirtes.


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Quelle:

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 19 / 05. Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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