Cannabis wurde unlängst unter Berücksichtigung der Kriterien der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) zur Arzneipflanze 2018 gekürt.
Cannabis beziehungsweise Hanf ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hanfgewächse , der sogenannten Cannabaceae. Eine Unterart – Cannabis sativa ssp. sativa – wird in Österreich vor allem wegen ihrer langen Fasern als Faserhanf landwirtschaftlich im Feldanbau genutzt.
Cannabis und Hopfen
Cannabis sativa ssp. sativa wird aber auch wegen des Gehaltes an Cannabinoiden als Drogenhanf für medizinische Zwecke von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) unter streng kontrollierten Bedingungen in Gewächshäusern kultiviert. Daneben gibt es weitere Cannabis-Arten, die in Europa aber eine geringere Rolle spielen, wie Cannabis sativa ssp. spontanea, Cannabis indica ssp. indica sowie Cannabis indica ssp. kafiristanica. Eine sehr nahe Verwandte aus der Familie der Cannabaceae ist der Hopfen (Humulus). In beiden Pflanzen ist in den weiblichen Blüten viel ätherisches Öl sowie Harz mit vielen Terpenverbindungen enthalten.
Cannabis, Hanf zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen gehörig
Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Faserhanf ist seit der Antike bekannt. Daraus wurden v.a. Seile und Gewebe hergestellt sowie Samen und Samenöl genutzt. Heute wird Faserhanf v.a. zur Herstellung von Dämmstoffen und Textilien verwendet. Aus dem Blattabfall werden Pellets gepresst, die als Tierfutter oder Brennstoff dienen. Die medizinische Bedeutung von Hanf war in Europa relativ gering. Es wurden verschiedene Abkochungen der Blätter bzw. Samen gegen Rotlauf und Pest verwendet.
Allerdings wurde auch vor unangenehmen Nebenwirkungen gewarnt, wie z.B.: „mehret Haupt-Weh … und bringet Tobsucht …“ (Adamus Lonicerus: Vollständiges Kräuterbuch, S. 350, Ulm 1737). Hingegen wurde Cannabis in Indien und China u.a. als „Nektar der Verzückung“ gerühmt (Richard Evans Schultes, Albert Hofmann: Pflanzen der Götter, Bern 1980). Als halluzinogene Drogen gelten „Marihuana“ (weibliche Blüten) und „Haschisch“ (Harz der Blätter und Blüten). Ein Nebenprodukt des Hanfkrautes bzw. der Blätter ist ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Myrcen, Pinen, Ocimen, Humulen, Caryophyllen sowie Caryophyllenoxid.
Cannabis kultivieren
Bei Cannabis handelt sich um eine einjährige krautige Pflanze, die in der Natur vier bis sechs Meter hoch werden kann. Die Blüte erfolgt hauptsächlich von Juli bis September, also in Monaten mit abnehmender Tageslichtlänge. Hanf ist zweihäusig – das bedeutet, es gibt männliche und weibliche Pflanzen – und kann vegetativ vermehrt werden. Aus den Mutterpflanzen werden für die Produktion von Drogenhanf Stecklinge hergestellt, die Pflanzen werden in Töpfen gezogen. Aus den geernteten Blüten wird Harz produziert, das heutzutage einen sehr hohen Gehalt (rund 20 Prozent) an Tetrahydrocannabinol (THC) besitzt.
Ein wichtiges Ziel ist die Züchtung neuer Hanf-Sorten. Für Faserhanf werden dabei folgende Eigenschaften angestrebt: Lange, reißfeste, flexible Fasern, hoher Ertrag pro Fläche, THC-Gehalt unter 0,2 Prozent (EU), gegebenenfalls höherer Gehalt an ätherischem Öl, günstige Riech- und Geschmacksstoffe sowie ein höherer Gehalt an nicht-psychoaktiven Cannabinoiden. Bei Drogenhanf wird auf große weibliche Blütenstände mit einem hohen Gehalt an THC oder Cannabidiol (CBD) gesetzt. Ein weiteres Augenmerk liegt auf neuen interessanten Neben-Cannabinoiden, die für medizinische Zwecke nutzbringend zum Einsatz gebracht werden könnten.
Quelle:
Statement » Porträt der Arzneipflanze 2018 – Tradition und Kultivierung « von em. o. Univ.-Prof. Dr. Chlodwig Franz, Vizepräsident der HMPPA, Abt. Funktionelle Pflanzenstoffe, Veterinärmedizinische Universität Wien