Samstag, November 1, 2025

Berufspilotenlizenz bei Insulintherapie bedenkenlos

Zur Berufspilotenlizenz für Diabetespatienten mit Insulintherapie ergeben aktuelle am EASD präsentierte britische Daten keine Sicherheitsbedenken.

In einer Präsentation am Kongress der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) in München vom 12.-16. September 2016 wurden Daten von 26 Berufspiloten – die gleichzeitig Diabetespatienten mit notwendiger Insulintherapie waren – präsentiert, die seit 2012 das britische „Ärztliche Zertifikat der Klasse 1“ – eine Berufspilotenlizenz – erworben hatten (1, 2). Dieses ermächtigt sie unter bestimmten Blutzucker-Kontrollbedingungen zum Einsatz bei gewerblichen Flügen. Während 4900 Flugstunden lagen die Glukosewerte zu 96% im „grünen“ Bereich von 5–15 mmol/l, in 4% außerhalb in „gelb“ (von 4-5 bis 15-20) oder „rot“  (<4 oder >20 mol/l). Im roten Bereich waren es nur 19 (=0.2%) von den knapp 9000 Blutglukosemessungen.

Die Daten wurden für einen Zeitraum von 19.5 Monaten nach Erwerb der Berufspilotenlizenz ausgewertet. Alle Piloten waren männlich, Durchschnittsalter 41 Jahre. 85% hatten  einen Typ-1-Diabetes, mittlere Dauer 8 Jahre. HbA1c vorher und nachher: 7.0% bzw. 7.2%  (n.s.). Es wurde kein Fall von aufgetretener Fluguntauglichkeit eines Piloten wegen zu niedriger oder zu hoher Blutzuckerwerte registriert. Sollte eine der vorgeschriebenen Glukosekontrollen während des Fluges nicht möglich sein, hat der Pilot 15 Gramm Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und nach 30 min den Blutzucker zu messen.

 

Berufspilotenlizenz in Grossbritannien möglich

Nach Kanada als erstem Land führte Grossbritannien 2012 die Möglichkeit des Erwerbs einer Berufspilotenlizenz für gewerbliche Flüge unter bestimmten Kontrollbedingungen ein. Irland folgte 2015. Einige andere europäische Staaten zeigen Interesse an diesem Programm. In den USA ist es weiterhin nicht möglich, dass Diabetespatienten einen Pilotenschein für gewerbliche Flüge erhalten.

Bei Privatpiloten-Lizenzen sieht es generell anders aus, bei kommerziellen Berufspilotenlizenz-Scheinen besteht hingegen in den meisten Ländern noch ein  Verbot. Weiterhin wird gewiss das strikte Verbot für Linienverkehrspiloten zur Personenbeförderung bei Diabetes bestehen bleiben.

Quelle:

Medizinische Kurznachrichten aus der Endokrinologie – Hormone und Stoffwechsel – 1. bis 15. September 2016, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz

Literatur:

(1) J.L. Hine et al.: The UK Civil Authority protocol to certify commercial pilots with insulin-treated diabetes: preliminary results of monitoring.
EASD-Kongress München, 12.-16. September 2016, Abstract OP 71

(2) S. Mitchell, EASD-Kongress München, 12.-16. September 2016, Poster 893.
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