Mittwoch, April 24, 2024

Alternativen zur Operation bei Adipositas

Endoskopische Methoden statt der Operation bei Adipositas. Ballonsysteme ermöglichen den Adipositaspatienten eine schonene Gewichtsreduktion.

Adipöse Diabetiker profitieren von der bariatrischen Chirurgie zur langfristigen Gewichtsreduktion sehr. Denn die Patienten verlieren nach einer Operation bei Adipositas nicht nur Körpergewicht, sondern verbessern auch die Werte von Blutzucker und Blutfetten sinken. Schließlich können sie sogar weniger antidiabetische Wirkstoffe gegen den Diabetes einsetzen.

In einer aktuellen Studie (JAMA 2018; 320: 1570) zeigte sich nun, dass die Operation bei Adipositas sogar das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 40 Prozent senken konnte. Die untersuchten fettleibigen Diabetiker hatten dabei auch ein um 36 Prozent niedrigeres Risiko für koronare Komplikationen.

 

Endoskopische Eingriffe statt OP

Prinzipiell sind endoskopische Eingriffe schon längst keine Seltenheit mehr. Sie gelten in vielen Bereichen als sinnvolle, minimal invasive Therapieoption. Unlängst wurde nun als Alternative zur Operation bei Adipositas der Vertrieb zweier Magenballons zugelassen. Grundsätzlich sollen Ärzte ihren fettleibigen Patienten mit einer kardiovaskulären Vorerkrankung diese vorübergehend endoskopisch im Magen platzieren. Schließlich soll die Methode eine schonende Gewichtsabnahme ermöglichen.

Der American Society for Gastrointestinal Endoscopy (ASGE) zufolge sind das ReShape™ Integrated Dual Balloon System (ReShape™ Dual Balloon) und der ORBERA™ Intragastric Balloon für viele Patienten sinnvolle Alternativen zu chirurgischen Engriffen.

„Die endoskopische Adipositastherapie ist eine sichere Alternative für Patienten, die es nicht schaffen, durch Ernährungsumstellung beziehungsweise Sport Gewicht zu verlieren. Zudem eignet sich die Methode bei Patienten, die für einen entsprechenden chirurgischen Eingriff nicht infrage kommen. Oder die einen chirurgischen Eingriff ablehnen,“ so Christopher C. Thompson, Vorsitzender der ASGE Bariatric Endoscopy Task Force.

Der Experte wies zudem darauf hin, dass die Adipositaschirurgie grundsätzlich positive Effekte bringt. Jedoch entscheiden sich nur 1 Prozent der dafür infrage kommenden Patienten für einen derartigen Eingriff.

 

Endoskopische Adipositas-Therapien statt Operation bei Adipositas

Laut einer ASGE Meta-Analyse sind endoskopische Adipositas-Therapien eine sicherere und effektivere Therapieoption im Vergleich zu einer Operation bei Adipositas. Wobei grundsätzlich die größten Erfolge erzielt werden, wenn die chirurgischen Verfahren Teil eines umfangreichen und multidisziplinären Behandlungsprogramms sind.

Das Dualballonsystem besteht aus Kunststoffballons, die endoskopisch im Magen platziert und anschließend mit einer Kochsalzlösung befüllt werden. Dies führt dazu, dass bereits nach kleinen Essensportionen ein Sättigungsgefühl eintritt und Patienten so nur kleine Mahlzeiten zu sich nehmen können. Zudem enthält das Ballonsystem den Farbstoff Methylenblau, der Patienten durch die Blaufärbung des Urins alarmiert, wenn es zu einer Leckage in einem Ballon gekommen ist.

Nach dem endoskopischen Eingriff bleibt das Dualballonsystem etwa sechs Monate im Magen und wird dann im Zuge einer erneuten Gastroskopie wieder entfernt.

 

Dualballonsystem im Vergleich

Unlängst untersuchten Wissenschaftler in einer randomisierten klinischen Studie 326 übergewichtige Teilnehmer im Alter von 22 bis 60 Jahren. Die Patienten litten zusätzlich neben einer Adipositas (BMI 30-40 kg/m²) noch an verschiedenen assoziierten Gesundheitsstörungen. Dazu zählten arterielle Hypertonie und Hypercholesterinämie sowie Typ-2-Diabetes. Grundsätzlich erhielten alle teilnehmenden Probanden zudem eine spezielle Betreuung mit Diät- und Sportprogramm.

Schließlich zeigte sich, dass das Rehape Dualballonsystems den behandelten Patienten eine Gewichtsreduktion von durchschnittlich 6,8 Prozent ihres gesamten Körpergewichts ermöglichte. Diese entspricht einer etwa 25-prozentigen Reduktion des Übergewichts. Im Vergleich dazu verloren die Patienten in die Kontrollgruppe nur 3,3 Prozent des gesamten Körpergewichts. Zwar nahmen die Dualballonsystem-Patienten sechs Monate nach der Entfernung des Ballons wieder etwas an Gewicht zu. Jedoch konnten sie 9,9 der insgesamt abgenommenen 14,3 Pfund halten.


Literatur:

Barham K. Abu Dayyeh, Nitin Kumar, Steven A. Edmundowicz, Sreenivasa Jonnalagadda, Michael Larsen, Shelby Sullivan, Christopher C. Thompson, Subhas Banerjee. ASGE Bariatric Endoscopy Task Force systematic review and meta-analysis assessing the ASGE PIVI thresholds for adopting endoscopic bariatric therapies. Gastrointestinal Endoscopy, 2015; DOI: 10.1016/j.gie.2015.03.1964

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