Freitag, April 19, 2024

Zentrale Venenkatheter durch Ultraschall sicherer

Laut aktueller, europäischer Leitlinie sollte der zentrale Venenkatheter immer unter Sichtkontrolle gelegt werden – dank Ultraschall kommt es seltener zu Problemen.

Zentrale Venenkatheter zum Herzen sollten Ärzte immer unter zeitgleicher Ultraschallkontrolle legen, empfiehlt die aktuelle europaweite Leitlinie zur Interventionellen Sonografie. Untersuchungen haben gezeigt, dass dank Ultraschall weniger Fehler passieren und es seltener zu Komplikationen kommt als beim traditionellen Vorgehen.

 

Zentrale Venenkatheter: Kunststoffschlauch bis zum Herzen

Zentrale Venenkatheter dienen dazu, Patienten herznah Medikamente zu verabreichen oder ihren Venendruck zu messen. Um einen solchen Katheter zu legen, führt der Arzt durch einen Zugang von der inneren Halsvene (Vena jugularis interna) oder der Schlüsselbeinvene (Vena subclavia) einen dünnen Kunststoffschlauch bis zum Herzen vor. Bisher orientierten sich Ärzte dabei vorrangig anatomisch an den Körperkonturen. Doch sich nur an anatomischen Landmarken zu orientieren, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Idealerweise sollte der Arzt mit der einen Hand die Kanüle des Katheters führen, mit der anderen Hand einen steril verpackten Ultraschallkopf. Dieser gibt ihm am Bildschirm ein genaues Bild von der Lage des Katheters.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2013 zeigte, dass Komplikationen wie falsch gesetzte Kanülen, Verletzungen von Blutgefäßen, Blutergüsse oder Blutansammlungen im Brustkorb unter Ultraschallkontrolle deutlich seltener vorkommen als bei der Landmarken-Technik.

 

Europäische Leitlinie zur Interventionellen Sonografie

Mit der Leitlinie zur Interventionellen Sonografie legte die European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) Standards für medizinische „Interventionen“ vor, bei denen der Ultraschall als Hilfsmittel zur Sichtkontrolle dient. Demnach ist der Ultraschall das Mittel der Wahl, um Eingriffe zeitgleich am Bildschirm zu kontrollieren.

Unter Sichtkontrolle durch den Ultraschall können zentrale Venenkatheter besonders zielgenau und sicher gelegt werden. So kommt die Sonografie etwa dann zum Einsatz, wenn Mediziner Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand ablassen, bei einem Krebsverdacht Gewebe entnehmen oder Eiteransammlungen entlasten. Bei all diesen Eingriffen ist die Erfahrung des Arztes, die Wahl der richtigen Instrumente, die Einhaltung von Hygieneregeln und auch die Wahl der richtigen „Route“ im Körper entscheidend.

Grundsätzlich ist die interventionelle Sonografie technisch anspruchsvoll und macht neben Kenntnissen der Anatomie und der Ultraschalltechnik praktische Fertigkeiten beim behandelnden Arzt notwendig. Dazu wird ein Training an Übungspuppen empfohlen. Für die Ultraschall-geleitete Gewebeentnahme über ein Endoskop empfiehlt die Leitlinie daher, dass der Arzt die Untersuchung mindestens 50 Mal unter Aufsicht geprobt hat, bevor er sie eigenständig durchführt.

Zentrale Venenkatheter Empfehlungen: Die Leitlinien der European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) sind online unter http://www.efsumb.org/guidelines/guidelines01.asp abrufbar.

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