Ein maßgeschneiderte Therapie gegen idente Bakterien aus Blase und Darm soll zukünftig dabei helfen, dass Patientinnen seltener wiederkehrende Harnwegsinfekte bekommen.
Dank aktueller Forschungen kann man zukünftig möglicherweise wiederkehrende Harnwegsinfekte (HWI) effektiver mit Antibiotika behandeln. Im Grunde genommen sind Harnwegsinfektionen laut Professor Mark Schembri von der School of Chemistry and Molecular Biosciences der Universität von Queensland eine der häufigsten bakteriellen Infektionen.
„Wiederkehrende Harnwegsinfekte sind eine große Belastung für die globale Gesundheitsversorgung“, erklärt der Experte. „Ungefähr 25 Prozent der Frauen, die an einer Harnwegsinfektion leiden, bekommen innerhalb von sechs Monaten nach der Erstinfektion eine wiederkehrende Harnwegsinfekte. Dabei verschärfen das gehäufte Auftreten von Antibiotikaresistenzen dieses Problem noch zusätzlich. Denn wenn Antibiotika nicht wirken, kann das allgemein dramatische Folgen haben.“
Wiederkehrende Harnwegsinfekte durch Bakterien aus einem identen Reservoir der Krankheitserreger – eine Fallbeispiel
Eine rezente Studie begleitete nun eine chronisch rezidivierenden Harnwegsinfekt-Patientin. Dabei ermittelte man anhand einer genetischen Analyse, ob die Infektion von einem einzigen bakteriellen Reservoir im Körper herkam.
„Die von uns untersuchte Patientin hat seit 1974 – also seit seit 45 Jahren – wiederkehrende Harnwegsinfekte“, sagte Professor Schembri.
Die längste Zeitraum, an den sie sich ohne Erkrankung erinnern kann, war neun Monate. In diesen Jahrzehnten hat die Patientin fast alle Arten von Antibiotika bekommen. Dennoch konnten die gleichen Bakterien die Behandlung überleben und entkommen. Und zwar selbst dann, wenn die Patientin einige der wirksamsten Antibiotika einsetzte.
Idente E.coli-Bakterien in Blase und Darm
Das Forscherteam isolierte die E.coli-Bakterien während wiederholter Harnwegsinfekten aus dem Urin der Patientin und bestimmte dessen gesamte DNA-Sequenz. Dabei zeigte die Analyse, dass die Bakterien, die wiederkehrende Harnwegsinfekte verursachen, identisch waren. Dies war der Beweis, dass die Krankheitserreger tatsächlich aus einem gemeinsamen Reservoir stammen.
Um das Reservoir zu finden, haben die Forscher aber auch die DNA von E.coli-Bakterien aus den Stuhlproben gesammelt und sequenziert.
Und tatsächlich waren diese E.coli-Bakterien die gleichen wie die, die wiederkehrende Harnwegsinfektion verursachten. Das beweist, dass die Frau ein anhaltendes Reservoir an E.coli im Darm hat. Und das vermutlich dort der Ursprung beziehungsweise die Quelle ihrer Infektionen war.
Maßgeschneiderte Behandlung entwickeln
„Wir wissen jetzt, dass Bakterien trotz Antibiotika-Behandlung sehr lange im Darm verbleiben und wiederkehrende Harnwegsinfekte verursachen können. Daher sollte man versuchen, Antibiotika einzusetzen, die nicht nur die Harnwegsinfektion in der Blase behandeln. Sondern die auch das Bakterienreservoir im Darm bekämpfen, da diese auch wiederkehrende Harnwegsinfekte in der Blase auslösen.“
Im Grunde genommen könnte man zukünftig bei betroffenen Patienten auch die Stuhlprobe analysieren. Dann sieht man, ob sich der infizierende Stamm auch im Darm befindet, indem man die Bakterienkultur mit der Genomsequenzierung kombiniert.
„Wenn man den selben Stamm identifiziere kann, dann könnte man auch eher eine maßgeschneiderte Behandlung entwickeln. Damit bekämpft man dann nicht nur die Bakterien aus dem Urin. Sondern man entfernt auch die aus dem Darmreservoir“, sagte Schembri.
Die Forscher gegen davon aus, dass eine solche maßgeschneiderte Behandlung dabei hilft, dass zukünftig bei betroffenen Patientinnen weniger wiederkehrende Harnwegsinfekte auftreten.
Literatur:
Brian M. Forde, Leah W. Roberts, Minh-Duy Phan, Kate M. Peters, Brittany A. Fleming, Colin W. Russell, Sara M. Lenherr, Jeremy B. Myers, Adam P. Barker, Mark A. Fisher, Teik-Min Chong, Wai-Fong Yin, Kok-Gan Chan, Mark A. Schembri, Matthew A. Mulvey & Scott A. Beatson. Population dynamics of an Escherichia coli ST131 lineage during recurrent urinary tract infection. Nature Communicationsvolume 10, Article number: 3643 (2019). Published: 13 August 2019
Quelle: UNIVERSITY OF QUEENSLAND