Weltweit anerkannte Sucht- und Tabak-Experten kritisieren WHO Bericht zu E-Zigaretten und warnen vor den darin enthaltenen Fehlinterpretationen und falschen Darstellungen.
Während die einen behaupten sie sei eine weniger schädliche Alternative zur gewöhnlichen Zigarette, fordern andere strenger Regulierungen rund um Verkauf und Konsum.
Tabak-Experten und Suchtforscher widersprechen dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfassten Bericht bezüglich der sich seit einiger Zeit auf dem Markt befindlichen E-Zigarette. Darin fordert die WHO strengere Regeln bezüglich Verkauf und Konsum der E-Zigarette. So soll ein Verbot für den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige sowie der Konsum in geschlossenen öffentlichen Räumen geltend gemacht werden.
Zwar wird eingeräumt, dass der aromatisierte und zum Teil nikotinhaltige Dampf weniger schädlich sei als Tabakrauch, jedoch sind die gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigarette noch nicht ausreichend erforscht.
Schwerwiegende Fehler im WHO-Bericht
Kritikern zufolge, enthält der WHO Bericht schwerwiegende Fehler. So wurden Risiken in übertriebener Weise dargestellt, mögliche positive Effekte dagegen unterschätzt, heißt es in dem im Fachmagazin „Addiction“ veröffentlichten Artikel. Politische Entscheidungsträger sowie auch die Öffentlichkeit könnten aufgrund der irreführenden Berichterstattung zu falschen Schlussfolgerungen bzw. Entscheidungen kommen. Der potentielle Vorteil der E-Zigarette droht dabei verloren zu gehen.
„E-Zigaretten sind neu. Wir haben mit Sicherheit noch nicht alle Antworten auf Fragen bezüglich langfristiger gesundheitlicher Auswirkungen. Wir wissen jedoch, dass sie um ein wesentliches sicherer ist, als die herkömmliche Zigarette, die weltweit jährlich zu mehr als 6 Millionen Todesfällen führt, “ erklärt Ann McNeill vom nationalen Suchtzentrum am Londoner King’s College. „Der negative Ton des vorliegenden Berichts ist überraschend und bei weitem keine korrekte Darstellung der uns vorliegenden Beweise“.
Laut WHO ist die E-Zigarette „Tor zur Nikotinsucht“
Auch das Herstellerargument, E-Zigaretten könnten Menschen dabei helfen den Tabakkonsum einzustellen, trifft bei der WHO auf heftigen Widerspruch. So könne die E-Zigarette vielmehr ein „Tor zur Nikotinsucht“ darstellen und den Tabakkonsum bei jungen Menschen zusätzlich ankurbeln. Diese Behauptung trifft ebenfalls auf heftigen Widerspruch. So behaupten die Wissenschafter in ihrem Gegenbericht, die WHO habe nicht anerkannt, dass die Konzentration giftiger Stoffe in E-Zigaretten meist nur einen Bruchteil dessen darstellt, was in Zigarettenrauch enthalten ist. Zudem stellt das Passivrauchen der E-Zigarette laut Experten kein bedeutendes Gesundheitsrisiko dar.
„Die Nutzung der E-Zigarette anstelle der herkömmlichen Tabakzigarette könnte viele Leben retten,“ betont Tabak-Experte Jacque Le Houezec, Mitautor des Artikels. Ähnlich argumentierte der führende britische Experte für Tabakabhängigkeit und Entwöhnung, Peter Hajek, in einem Interview in Spiegel Online.
Bildtext: Die E-Zigarette sorgt weltweit für Furore. Das kürzlich veröffentlichte, strenge Urteil der WHO sorgt für heftigen Protest. © Marcel Jancovic / shutterstock.com