Freitag, April 19, 2024

Multiple Sklerose und psychischer Stress hängen zusammen

Psychischer Stress und Multiple Sklerose im Wechselspiel, der Zusammenhang zwischen Stress induzierter Hirnaktivität und Erkrankungsschwere ist bewiesen.

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung, bei der psychischer Stress eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Hinzu kommt die Rolle von physischen und oxidativern Stress. Deswegen treten auch häufig verschiedene Begleiterkrankungen der psychischen Gesundheit auf. Denn psychischer Stress kann das Risiko einer Depression erhöhen, die Lebensqualität verringern sowie möglicherweise auch die Krankheitsaktivität bei Multiple Sklerose verschlimmern.

 

Unlängst haben deutsche Forscher den Zusammenhang zwischen Stress und Multiple Sklerose sowie der Aktivität des erkrankten Gehirns untersucht. Sie konnten dabei zeigen, dass sowohl motorische Beeinträchtigungen als auch ein Verlust an Hirnsubstanz die Reaktion des Gehirns auf Stressreize widerspiegeln.

Die Befunde könnten eine Erklärung für einen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung wie Stress sowie dem Fortschreiten von Multipler Sklerose liefern. Wobei man das bereits in früheren Studien vermutet hatte.

Übrigens konnten unlängst Studien zur Achtsamkeitsbasierte, Reduktion von psycholgischem Stress zeigen, dass betroffene Patienten ihre Multiple Sklerose damit besser managen können.

Jedenfalls scheint eine Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion von Vorteil ist. Insbesondere bei Menschen mit mehr Behinderungen gibt es dazu allerdings bislang wenig Daten.


Hochdosiertes Vitamin D bei Multiple Sklerose bringt positive Wirkung

Diagnostik bei Multiple Sklerose: MRT vom Gehirn. © Billion-Photos / shutterstockcom
Diagnostik bei Multiple Sklerose: MRT vom Gehirn. © Billion-Photos / shutterstockcom

Bei Multiple Sklerose kann Vitamin D hochdosiert bei den Patienten nicht nur den Vitamin-D-Mangel beheben, neue Daten bestätigen weitere Wirkungen, Sicherheit und Verträglichkeit. Mehr dazu unter https://medmix.at/multiple-sklerose-und-vitamin-d/


Multiple Sklerose und milder psychischer Stress

Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie untersuchten unlängst Forschende die Hirnaktivität von 57 Probanden. Davon waren 36 an Multipler Sklerose (MS) erkrankt und 21 waren gesunde Probanden zur Kontrolle.

 

Während der Untersuchung wurden die Teilnehmer der Studie mildem psychologischem Stress ausgesetzt. Ihre Aufgabe bestand darin, anspruchsvolle Kopfrechenaufgaben durchzuführen, für die sie mit Schulnoten bewertet wurden.

Anschließend wurde die Hirnaktivität der Studienteilnehmer in Beziehung zu ihren klinischen Krankheitssymptomen und dem Volumen ihrer Hirnsubsubstanz gesetzt.

Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen stressbedingter Aktivität in bestimmten Gehirnregionen einerseits und dem Verlust an Hirnvolumen (Hirnatrophie) sowie der motorischen und kognitiven Beeinträchtigung der Patienten andererseits.

 

Verknüpfung Hirnvolumen und stressbedingte Aktivität des Gehirns

Interessanterweise zeigte sich in der gleichen Hirnregion auch bei gesunden Studienteilnehmern eine Verknüpfung zwischen dem Hirnvolumen und stressbedingter Aktivität des Gehirns.

Unter dem Strich legen die Daten nahe, dass sich der Zusammenhang von reduziertem Hirnvolumen und stressbedingter Hirnaktivität bei Patienten nicht ausschließlich aus einer gesteigerten Stresssensitivität als Folge der Erkrankung herleiten lässt. Für ein tiefergehendes Verständnis der gefundenen Zusammenhänge wollen die Forscher nun Verlaufsstudien durchführen.

Denn nur Langzeitstudien können genauere Hinweise darüber liefern, ob psychischer Stress tatsächlich ursächlich an neurodegenerativen Prozessen der Multiple Sklerose beteiligt ist.

Die Forscher erhoffen sich nun außerdem Erkenntnisse über die mögliche Eignung neuronaler Stress-Responsivität als prognostischer Marker für den Erkrankungsverlauf bei Multiple Sklerose.


Häufig hat die Multiple Sklerose unsichtbare Symptome

Multiple Sklerose © z0w / shutterstock.com
Multiple Sklerose © z0w / shutterstock.com

In vielen Fällen verursacht die Multiple Sklerose unsichtbare Symptome wie Fatigue und ist deswegen für Außenstehende häufig nicht zu erkennen. Mehr dazu unter https://medmix.at/multiple-sklerose-unsichtbare-symptome/


Literatur:

Weygandt M, Meyer-Arndt L, Behrens J, Wakonig K, Bellmann-Strobl J, Ritter K, Scheel M, Brandt AU, Labadie C, Hetzer S, Gold SM, Paul F, Haynes JD. Stress-induced brain activity, brain atrophy, and clinical disability in Multiple Sclerosis. Proceedings of the National Academy of Sciences USA. 2016. Epub ahead of print. Nov. 7th. Doi: 10.1073/pnas.1605829113.

Salapa HE, Johnson C, Hutchinson C, Popescu BF, Levin MC. Dysfunctional RNA binding proteins and stress granules in multiple sclerosis. J Neuroimmunol. 2018;324:149–156. doi:10.1016/j.jneuroim.2018.08.015

Simpson R, Mair FS, Mercer SW. Mindfulness-based stress reduction for people with multiple sclerosis – a feasibility randomised controlled trial. BMC Neurol. 2017;17(1):94. Published 2017 May 16. doi:10.1186/s12883-017-0880-8

Simpson R, Booth J, Lawrence M, Byrne S, Mair F, Mercer S. Mindfulness based interventions in multiple sclerosis–a systematic review. BMC Neurol. 2014;14:15. Published 2014 Jan 17. doi:10.1186/1471-2377-14-15


Quellen:

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

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