Donnerstag, April 25, 2024

Steigerung der Gehirnmasse bestätigt teilweise Flynn-Effekt

Forscher konnten unlängst einen Zusammenhang zwischen der Steigerung der Gehirnmasse und dem langfristigen Anstieg der Intelligenz belegen, was den Flynn-Effekt teilweise erklärt.

Die Gehirnmasse hat sich bei Menschen in Deutschland und Großbritannien im vergangenen Jahrhundert gesteigert – damit einher ging ein Anstieg des Intelligenzquotienten. Diesen Zusammenhang haben internationale Wissenschaftler unter Leitung von Michael A. Woodley of Menie – Scientist in Residence an der Technischen Universität Chemnitz und Wissenschaftler des Center Leo Apostel for Interdisciplinary Research an der Vrije Universiteit Brussel – unlängst erstmals nachgewiesen.

 

 

Steigerung der Gehirnmasse in Großbritannien und Deutschland

Die Psychologen stützen ihre Aussagen auf die Sekundär-Analyse von zwei Datensätzen, die mehrere Studien repräsentieren und Hinweise geben auf eine langfristige Steigerung der Gehirnmasse in Großbritannien und Deutschland.

In Großbritannien zeigen sich für einen Zeitraum von 80 Jahren folgende Zahlen: Bei Männern stieg die Gehirnmasse um 52 Gramm, bei Frauen stieg die Gehirnmasse um 23 Gramm an.

In Deutschland lag der Anstieg der Gehirnmasse innerhalb von 99 Jahren bei Männern bei 73,16 Gramm, bei Frauen bei 52,27 Gramm. Hieraus haben die Forscher um Woodley of Menie nach einer Methode des US-amerikanischen Psychologen Arthur R. Jensen berechnet, wie hoch der Anstieg des Intelligenzquotienten ist, der sich durch das Wachstum des Gehirns begründet:

Bei den Männern in Großbritannien liegt der so ermittelte Anstieg bei 0,19 Punkte pro Jahrzehnt, bei den Frauen sind es 0,08 Punkte. In Deutschland zeigt sich ein Anstieg des Intelligenzquotienten pro Jahrzehnt von 0,2 Punkten bei Männern und 0,15 bei Frauen.

 

Flynn-Effekt durch Steigerung der Gehirnmasse teilweise erklärt

Diese Zahlen haben die Wissenschaftler wiederum ins Verhältnis gesetzt zu den Prognosen des so genannten Flynn-Effekts. „Einer der Co-Autoren unserer Veröffentlichung ist Prof. Dr. James Flynn, der als einer der ersten nachgewiesen hat, dass der Intelligenzquotient in unterschiedlichen Bevölkerungen mit der Zeit konstant ansteigt. Dieser Anstieg des Intelligenzquotienten wird in Anerkennung seiner Entdeckung als Flynn-Effekt bezeichnet“, erklärt Woodley of Menie.

Der Flynn-Effekt beschreibt, dass der Intelligenzquotient in westlichen Staaten seit Beginn des 20. Jahrhunderts stetig um durchschnittlich drei Punkte pro Jahrzehnt gestiegen ist. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass ein Teil des Flynn-Effektes durch die Steigerung der Gehirnmasse erklärt werden kann.

In Großbritannien, wo der Gesamtanstieg des IQ-Untersuchungen zufolge von 1932 bis 2008 bei 1,1 Punkte pro Dekade lag, beziffert sich der Beitrag des Anstiegs der Gehirnmasse auf fast 13 Prozent. In Deutschland, wo für den Zeitraum von 1956 bis 2008 ein Gesamtanstieg um 6,1 IQ-Punkte nachgewiesen wurde, beträgt der Anteil rund drei Prozent.

Literatur:

Michael A. Woodley of Menie, Mateo A. Peñaherrera, Heitor B.F. Fernandes, David Becker & James R. Flynn (2016): It’s getting bigger all the time: Estimating the Flynn effect from secular brain mass increases in Britain and Germany. Learning and Individual Differences, 45, 95-100. DOI 10.1016/j.lindif.2015.11.004

 

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