Freitag, April 19, 2024

Social Media kann Stress aber auch Sucht verursachen

Social Media verursacht mit seinen zahlreichen Funktionen bei vielen Menschen Stress. Eine Wechsel zu anderen Aktivitäten fördert dann sogar eine Socia Media Sucht.

Social Media wie Facebook und Instagram können sogenannten Techno-Stress auslösen. Um dem zu entgehen, wechseln manche Menschen von einer Funktion oder Aktivität zu einer anderen. Denn sie möchten dann die Stress-Ursachen vermeiden. Allerdings ohne dass sie das Social Media Medium verlassen. Effektiver wäre es jedoch, die jeweilige Plattform weniger oder gar nicht mehr zu nutzen.

 

Social Media Stress kann zu Technologiesucht führen

Forscher der Lancaster University, der Universität Bamberg sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersuchten die Gewohnheiten von 444 Facebook-Nutzern und -Nutzerinnen. Manche Social Media Aktivitäten wie Chatten, Scannen von Nachrichten-Feeds und Veröffentlichen von Updates führten beispielsweise zu Stress.

Dann wechselten die Betroffenen aber lediglich teilweise zu einer anderen Aktivität innerhalb des Mediums. Dieses Verhalten erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutzer eine „Technologiesucht“ entwickeln. Denn die verschiedenen neuen Features der Plattform wurden dann wieder über längere Zeit verwendet.

Anscheinend suchen viele Nutzerinnen und Nutzer also Ablenkung innerhalb des sozialen Netzwerks als Bewältigungsmechanismus für Stress. Damit fördern sie ihre Socia Media Sucht. Stattdessen sollten sie besser alle Aktivtäten beenden. Sinnvoller könnten sie sich anderweitig beschäftigen.

 

Wenn die Grenzen zwischen Stress und Sucht verschwinden

„Auch wenn dies der Intuition widersprechen mag, bleiben Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer weiterhin auf denselben Plattformen, die sie belasten, anstatt sie zu verlassen, was die Grenze zwischen der stressverursachenden Nutzung und der zwanghaften Nutzung verschwimmen lässt“, erklärt Mitautorin Monideepa Tarafdar, Professorin für Informationssysteme und Co-Direktorin des Zentrums für technologische Zukunftsforschung an der Lancaster University Management School.

Wirtschaftsinformatiker Dr. Christian Maier von der Universität Bamberg, der die Daten der Facebook-Nutzer und -Nutzerinnen zusammen mit Prof. Dr. Sven Laumer, Schöller-Stiftungslehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft, der FAU, sammelte, führt aus:

„Da soziale Netzwerke eine so große Bandbreite an Funktionen bieten, können sie für Nutzerinnen und Nutzer sowohl Stressfaktor als auch Ablenkung darstellen. Selbst wenn diese Personen von sozialen Medien gestresst sind, verwenden sie die gleichen Plattformen, um diesen Stress zu bewältigen. Sie verlagern ihre Aktivitäten innerhalb der Netzwerke und bauen letztendlich ein zwanghaftes und übermäßiges Verhalten auf. Infolgedessen vertiefen sie sich noch stärker in die Plattform anstatt sich von ihr zu lösen und geraten so in eine Abhängigkeit.“

 

Techno-Stress durch Social Media

Die Wissenschaflter untersuchten verschiedene Formen von Techno-Stress, die durch Social Media hervorgerufen werden. So hatten Nutzerinnen und Nutzer das Gefühl, dass die Netzwerke in ihr persönliches Leben eindringen. Beispielsweise wollen sie ihre Nutzung an die ihrer Freunde anpassen. Sie fühlen sich übermäßigen sozialen Erwartungen und einer Flut an Informationen ausgesetzt. Zudem müssen sie auf die ständigen Änderungen und Aktualisierungen reagieren.

Dabei zeige sich, dass die Probanden zwei unterschiedliche Strateigen gegen den Techno-Stress durch Social Media begegnen.

Die einen wählen den nahe liegenden Weg, auf Aktivitäten außerhalb sozialer Medien auszuweichen. Dieser Personenkreis verlässt die Plattform. Dann helfen auch Gespräche mit anderen oder der Familie über ihre Probleme.

Der andere Weg bestand hingegen darin, innerhalb der sozialen Plattform andere Angebote zu nutzen. Das fördert allerdings eher die Sucht auf Social Media. Dieses Verhalten zeigten vor allem diejenigen Teilnehmer, die die Plattform regelmäßiger nutzten.

 

Von einem Angebot zum nächsten

„Wir haben festgestellt, dass die Personen, die intensivere Social-Media-Nutzer sind, eher zu einem anderen Angebot auf der Plattform wechselten, um dem Stress zu entgehen. Sie blieben daher eher innerhalb des Netzwerks anstatt sich auszuklinken. Je stärker jemand soziale Medien nutzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sie auch zur Ablenkung bei Stress einsetzt. Und auf diese Weise vielleicht eine Abhängigkeit von der Plattform entwickelt“, sagt Prof. Sven Laumer.

Benutzer gehen zu verschiedenen Bereichen der Plattform, die sie als getrennt betrachten. Die nutzen sie auf unterschiedliche Weise. Bei Facebook gibt es ganz unterschiedliche Funktionen und Angebote. Und alles auf derselben Plattform. Die Möglichkeiten reichen vom Chatten über das Posten von Bildern bis hin zu Online-Spielen.

Prof. Monideepa Tarafdar ergänzt: „Die Idee, dasselbe Umfeld, das den Stress verursacht, als Mittel zur Bewältigung dieses Stresses zu verwenden, ist neu. Es ist ein interessantes Phänomen, das für Technostress, der durch soziale Medien hervorgerufen wird, charakteristisch zu sein scheint.“

Literatur:

Monideepa Tarafdar, Christian Maier, Sven Laumer, Tim Weitzel. Explaining the link between technostress and technology addiction for social networking sites. A study of distraction as a coping behavior. Information Systems Journal. First published: 27 August 2019 https://doi.org/10.1111/isj.12253


Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...