Freitag, April 19, 2024

Selbstbestimmte Familienplanung mit dem Social Egg Freezing

Das Social Egg Freezing ist eine moderne Technologie, bei der mittels Kryokonservierung die jungen Eizellen für die künftige Verwendung gezielt aufbewahrt werden.

Aus verschiedenen Gründen wie Ausbildung, Reisen und Karriere besteht heute der weltweite Trend, die Mutterschaft hinauszuschieben. Der Hauptgrund dafür ist aber meistens, dass kein Partner als Vater infrage kommt. Angesichts des altersbedingten Rückgangs der Eierstockreserve sowie der Eizellenqualität kann das zu einem erhöhten Maß an unfreiwilliger Kinderlosigkeit führen. Das Social Egg Freezing bezeichnet das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund. Dabei werden die Eizellen kryokonserviert, damit man sie im richtigen Moment einsetzen kann. Als individuelle Eizellreserve bezeichnet man übrigens jene Anzahl an Eizellen, die eine Frau besitzt.

 

Kryokonservierung und Social Egg Freezing

Die Entwicklung verschiedener Methoden bietet heute die Möglichkeit, Eizellen für die künftige Verwendung gezielt zu kryokonservieren. Denn die Kryokonservierung ermöglicht es, dass man befruchtete Eizellen, Spermien oder auch Hodengewebe zu einem späteren Lebenszeitpunkt gebraucht. Dies ermöglicht beispielsweise den Frauen, ihre gebärfähigen Jahre nach hinten zu schieben. Allerdings auch zum Preis möglicher altersbedingter geburtshilflicher Komplikationen und wirtschaftliche Auswirkungen. Manche Frauen – wie alleinstehende Frauen ohne Partner – haben jedoch keine vernünftige Alternative. Das Einfrieren von Eiern bietet ihnen die Hoffnung, das Zeitfenster für die Suche nach einem geeigneten Partner zu erweitern.

Das präventive Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ist ein Verfahren, das auch in Europa auf dem Vormarsch ist. In verschiedenen Ländern wie Deutschland und Österreich ist Social Egg Freezing allerdings nicht erlaubt. Für die Kryokonservierung muss ein medizinischer Grund vorliegen, der eine spätere Schwangerschaft auf natürlichem Weg unwahrscheinlich macht. Deswegen diskutieren verschiedene Experten intensive das Einfrieren von jungen Eizellen, um sie später zu nutzen für eine selbstbestimmte Familienplanung.

 

Das Durchschnittsalter der Frauen liegt in Europa bei der Geburt des ersten Kindes bei über 30 Jahren.

Jedenfalls liegt das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes in den EU-Ländern aktuell bei 30,7 Jahren. Noch vor zehn Jahren kam das erste Kind um ein Jahr früher, mit durchschnittlich 29,7 Jahren, zur Welt.

Die Gründe für eine immer spätere Mutterschaft sind längere Ausbildungszeiten, spätere Karrieren sowie das Fehlen des richtigen Partners. Das sogenannte Social Egg Freezing bietet Frauen, die sich ihren Kinderwunsch sp erfüllen können oder wollen, die Möglichkeit einer späteren Schwangerschaft. „Social Egg Freezing bedeutet, dass sich junge Frauen ihre Eizellen präventiv einfrieren lassen. Dadurch stehen sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine künstliche Befruchtung zur Verfügung“, erklärt der Gynäkologe Dr. Mathias Brunbauer. Leiter der Klinik „Wunschkind“ in Wien.

„Die Erfolgsraten sind sehr gut: 60 bis 85 Prozent aller Frauen, die tiefgefrorene Eizellen für eine künstliche Befruchtung einsetzen, werden schwanger.“ Doch es gibt gesetzliche Einschränkungen gegen das Verfahren „Es muss ein medizinischer Grund, wie beispielsweise eine bevorstehende Chemotherapie oder Endometriose, vorliegen, der eine spätere Schwangerschaft auf natürlichem Weg unwahrscheinlich macht.“

 

Die biologische Uhr tickt

Im Grunde genommen hat jede Frau von Geburt weg eine fixe Anzahl – eine halbe bis eine Million – von Eizellen, die sich dann nicht mehr vermehren. Ab der Pubertät beginnen die Eizellen heranzureifen. Pro Monat stehen hunderte zur Verfügung, doch nur eine reift heran und kann theoretisch befruchtet werden. Alle anderen gehen kaputt. Je älter eine Frau wird, desto weniger Eizellen hat sie somit zur Verfügung.

„Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass die Eizellen im Körper über so lange Zeit gespeichert und gelagert werden können, ohne Schaden zu nehmen“, sagt Brunbauer. Bis zum 35. Lebensjahr hat eine Frau meist sehr gute Eizellen und damit eine gute Chance auf Schwangerschaft. Danach nimmt sowohl die Quantität als auch die Qualität ab. Gleichzeitig steigt die Gefahr von genetischen Defekten.

„Bei einer 30-jährigen Frau ist etwa jede vierte Eizelle chromosomal gesund. Im Alter von 40 Jahren ist nur mehr jede sechste bis achte Eizelle in einwandfreiem Zustand“, so der Kinderwunsch-Experte.

Literatur:

C Argyle, J Harper, et al. Oocyte cryopreservation: where are we now? Hum Reprod Update. 2016; Jun;22(4):440-9

Eurostat. Mean age of women at the birth of first child. Available at: http://ec.europa.eu/eurostat/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=en&pcode=tps00017&plugin=1. Last accessed 04/06/18

M Mills, et al. Why do people postpone parenthood? Reasons and social policy incentives. Hum Reprod Upd. 2011; 17(6): 848-860

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