Eine bessere Schmerzerfassung würde das Schmerzmanagement im Seniorenheim voranbringen –viele der Bewohner leiden unter Schmerzen, ergab eine aktuelle österreichische Umfrage.
„Ein beträchtlicher Teil der Bewohnerinnen und Bewohner österreichischer Pflegeheime leidet unter Schmerzen. Zwischen 40 und 68 Prozent geben an, schon einmal Schmerzen verschwiegen zu haben oder sie einfach als altersbedingt hinzunehmen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Vorstand des Institutes für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Universität Salzburg und ÖSG-Vorstandsmitglied anlässlich der 15. ÖSG-Schmerzwochen.
Optimiertes Schmerzmanagement in Altenpflegeheimen
Die aktuelle OSiA-Studie (Optimiertes Schmerzmanagement in Altenpflegeheimen), deren Studienleiter Prof. Osterbrink ist, hat die Schmerz-Situation von 425 Bewohnerinnen und Bewohnern in zwölf österreichischen Altenpflegeheimen in vier Bundesländern erhoben.
Die Bilanz: Zwei Drittel der geistig leistungsfähigen Bewohnerinnen und Bewohner haben Schmerzen in Ruhe oder bei Bewegung. Bei rund 80 Prozent der kognitiv Beeinträchtigten konnten deutliche Zeichen von Schmerzverhalten beobachtet werden. Ein Anteil von 81 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner, die täglich Schmerzen haben, ist bereits länger als ein Jahr davon betroffen. Darüber hinaus zeigt sich deutlich, wie Schmerzen Depressionen begünstigen und Appetit und Mobilität bremsen können.
Dennoch viele der Befragten mit dem Schmerzmanagement zufrieden
Die überwiegenden Mehrheit der Befragten zeigte sich allerdings mit dem Schmerzmanagement zufrieden: Knapp die Hälfte (48,9 Prozent) gab an, mit ihrer Schmerzsituation „sehr zufrieden“ zu sein oder hatte keine Schmerzen. Ein gutes Drittel (35,6 Prozent) war „eher zufrieden“. 84,7 Prozent der Bewohner sind mit ihrer medikamentösen, 80,1 Prozent mit ihrer nichtmedikamentösen Schmerztherapie zufrieden. Mit der Schmerzerfassung waren 82,6 Prozent zufrieden.
Unzufrieden mit dem Schmerzmanagement zeigten sich vor allem jene, die ihrer Ansicht nach nicht gefragt werden, ob sie Beschwerden haben und unter größeren Schmerzen leiden.
Die Wahrnehmung, ob ausreichend nach möglichen Beschwerden gefragt wird, geht auseinander: Nach eigenen Angaben wurden 57,9 Prozent der Bewohner von ihren Betreuerinnen und Betreuern nach ihren Schmerzen gefragt, während 80 bis 90 Prozent des pflegenden Personals angaben, sich nach etwaigen Schmerzen der Bewohner zu erkundigen.
Verbesserung der Schmerzerfassung verbessert auch Schmerzmanagement
Die Studie ergab allerdings auch, dass die Prozentzahl zur Verbreitung der Schmerzen je nach Erhebungsinstrument stark variieren kann. Ein Beispiel: Geht es nach dem Urteil des Pflegepersonals, haben zwischen 47,7 und 87,7 Prozent ihrer Betreuten Schmerzen. Prof. Osterbrink: „Die verwendeten Instrumente zur Selbst- und Fremdeinschätzung führen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei Prävalenzzahlen, Sensitivitäten und Spezifitäten und erfassen die Schmerzbetroffenen nicht gleich gut.“
Der Experte forderte daher: „Wir brauchen verlässliche und Bewohner-angepasste Erfassungsmethoden, damit Schmerzen nicht länger stillschweigend ertragen oder – gerade bei kognitiv beeinträchtigen Menschen – übersehen werden. Um das Schmerzmanagement zu verbessern, müssen wir in Zukunft die Schmerzerfassung voranbringen und die Ergebnisse zwischen Pflegenden und Ärzten gesichert kommunizieren!“