Donnerstag, November 30, 2023

Wirkung der Radiosynoviorthese bei entzündlichen Rheuma-Erkrankungen

Die Radiosynoviorthese kann bei entzündlichen Rheuma-Erkrankungen als frühe Therapie die stärkste Wirkung gegen Schmerzen, Schwellungen und Gelenksteifigkeit entfalten.

Unter dem Strich belegen zahlreiche Erfahrungen und Studien, dass die Radiosynoviorthese (RSO) als nuklearmedizinische Therapie bei Rheumatoider Arthritis, aktivierter Arthrose und anderen Rheuma-Erkrankungen am besten in frühen Krankheitsstadien ihre starke Wirkung entfaltet und Schmerzen, Schwellungen und Gelenksteifigkeit erheblich reduziert.

Millionen Menschen leiden in unseren Breiten an einer Arthrose. Viele Betroffene davon leiden unter täglichen Schmerzen. Eine Arthrose ist im Normalfall eine altersbedingte Verschleißerscheinung eines Gelenks, sie kann aber auch bei jüngeren Menschen auftreten. Der Verschleiß betrifft die Knorpelschicht im Gelenk, die als Stoßdämpfer und Schmiermittel fungiert.

Wenn diese wichtige Pufferschicht fehlt, dann kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung der Gelenkinnenhäute – man spricht dann von einer aktivierten Arthrose oder einer Osteoarthritis. Auch bei der rheumatoiden Arthritis, von der in Deutschland etwa 550.000 Menschen betroffen sind, sind die Gelenkinnenhäute entzündet.

 

Radioaktive Flüssigkeit ins betroffene Gelenk

Genau an dieser Stelle setzt die Behandlung mit Radiosynoviorthese an. Dabei spritzt der Nuklearmediziner eine radioaktive Flüssigkeit, das Radionuklid, ins betroffene Gelenk. Die Nuklide sind an Eiweißpartikel gebunden, damit die entzündeten Schleimhautzellen die radioaktiven Stoffe aufnehmen. „Ihre Strahlung löst im Innern der Entzündungs- und Schleimhautzellen eine Vernichtungsreaktion aus“, erklärt Dr. med. Norbert Czech, Nuklearmediziner aus Bremen und Vorstandsmitglied des BDN. Anschließend entsteht ein neuer Zell- und Gewebefilm, eine gesunde und glatte Schleimhaut. „Die Strahlen schalten damit die Entzündung aus und stellen den ursprünglichen Zustand der Gelenkinnenhaut wieder her“, so Czech.

Für die Radiosynoviorthese kommen alle Gelenke bis auf die Wirbelsäule in Frage, neben Knie, Hüfte und Zehen insbesondere auch Schulter-, Ellenbogen-, Finger- und Kiefergelenke. Ins Kniegelenk applizieren Nuklearmediziner 90Yttrium-Kolloid, in die mittleren Gelenke 186Rhenium-Kolloid und 169Erbium-Kolloid in die kleinen Gelenke. „Voraussetzung für eine RSO ist der Nachweis eines akut-entzündlichen Prozesses im Gelenk durch eine 3-Phasen-Skelettszintigrafie oder eine Magnetresonanztomografie“, erläutert BDN-Experte Czech, zugleich europäischer Facharzt für Nuklearmedizin (FEBNM). Bis sich die volle Wirkung der RSO einstellt, können sechs Monate vergehen.

 

Seit Jahrzehnten Erfahrungen mit der gute Wirkungn der Radiosynoviorthese

Von der guten Wirkung der Radiosynoviorthese sind Experten verschiedenster Fachrichtungen jedenfalls überzeugt. „Die Radiosynoviorthese ist eine hochwirksame und effiziente Therapie zur Entzündungshemmung von Gelenkerkrankungen mit einer begleitenden Synovialitis“, sagt etwa Dr. med. Heiko Spank, Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie am Vivantes-Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin.

„Der Vorteil liegt in ihrer technisch einfachen, wenig invasiven, nicht belastenden und gegebenenfalls wiederholbaren ambulanten Durchführbarkeit und ihrer niedrigen Komplikationsrate“, so Spank weiter. „Aufgrund ihrer besseren Wirksamkeit in einem wenig fortgeschrittenen Krankheitsstadium sollte die RSO bei aktivierter Arthrose oder rheumatoider Arthritis frühzeitig zum Einsatz kommen, dann werden die besten klinischen Ergebnisse erzielt“, fügt der Orthopäde hinzu.

Studien belegen beispielsweise die starke Wirkung der Radiosynoviorthese bei rheumatoider Arthritis und Osteoarthritis. „Die RSO-Behandlung kann die Erkrankungen erfolgreich aufhalten, wobei sie bei rheumatoider Arthritis noch etwas besser anschlägt als bei Osteoarthritis“, berichtet Czech.

Zur Wirkung der Radiosynoviorthese gibt es seit über sechs Jahrzehnten positive Erfahrungen. Die Therapie ist eine der häufigsten Radionuklid-Behandlungen. Als interdisziplinäre Therapieform hat die Radiosynoviorthese zudem einen hohen Stellenwert in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen wie Orthopädie, Nuklearmedizin, Rheumatologie und Hämatologie bekommen.


Literatur:

Zuderman L, Liepe K, Zöphel K, Andreeff M, Kotzerke J, Luboldt W. Radiosynoviorthesis (RSO): influencing factors and therapy monitoring. Ann Nucl Med. 2008 Nov;22(9):735-41. doi: 10.1007/s12149-008-0167-7. Epub 2008 Nov 28. PMID: 19039551.

Szerb I, Gál T, Hangody L, Mikó I. Effectiveness evaluation of radiosynovectomy on the radiological progression of osteoarthritis of the knee joint. Eklem Hastalik Cerrahisi. 2018 Dec;29(3):147-51. doi: 10.5606/ehc.2018.61097. PMID: 30376798.


Quelle:

Berufsverband der Nuklearmediziner e.V. (BDN)

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