Donnerstag, April 25, 2024

Knorpelfische trotz Fischallergie: Parvalbumin weniger allergen

Das Protein Parvalbumin in Nagelrochen ist weniger allergen, deswegen können auch Menschen mit Fischallergie diese Knorpelfische genießen.

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Heimo Breiteneder und Tanja Kalic vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Meduni Wien hat herausgefunden, dass das Protein Parvalbumin, das üblicherweise eine Fischallergie auslöst, in Knorpelfischen viel weniger allergen ist als in Knochenfischen. Dadurch könnten zukünftig auch Menschen mit Fischallergie in den Genuß von Fischkonsum kommen.

 

Fischallergie kann lebensbedrohliche Symptome auslösen

Grundsätzlich ist die Fischallergie eine der gefährlichsten Nahrungsmittelallergien, denn sie kann potenziell lebensbedrohende Symptome verursachen. Dazu zählt beispielsweise der anaphylaktische Schock. Wobei Personen mit Fischallergie nicht nur durch den Konsum von Fisch gefährdet sind. Bereits ein zufälliges Inhalieren von Fischdämpfen auf Märkten oder in Restaurants sowie ein Hautkontakt können fatale Auswirkungen haben. Dies ist insbesondere in Ländern, die am Meer liegen und wo Fisch auch ein wirtschaftlicher Faktor ist, sehr problematisch.

 

Parvalbumin im Fleisch der Knorpelfische im Zusammenhang mit einer Fischallergie untersucht

Das internationale Forscherteam hat nun das Protein Parvalbumin unter die Lupe genommen. Dabei konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Parvalbumin im Fleisch von Knorpelfischen – wie verschiedene Gattungen von Haien und Rochen – viel weniger allergen ist als jenes im Fleisch der viel öfter verzehrten Knochenfische. Speziell der Knorpelfisch Nagelrochen (Raja clavata) hat sich dabei als potenzielle Nahrungsalternative für Personen mit Fischallergie angeboten.

Denn schließlich konnten 10 von 11 der Testpersonen das Fleisch der Nagelrochen trotz nachgewiesener Fischallergie ohne jegliche allergische Reaktion verzehren. Somit könnten sich Menschen mit Fischallergie bei einem Allergiespezialisten auf eine mögliche Nagelrochen-Toleranz testen lassen. Und sollte das Ergebnis auch positiv sein, könnten sie zukünftig trotz Allergie auch Fisch genießen.

Nagelrochen sind tatsächlich weit verbreitet – vom Ostatlantik über Norwegen, der Nordsee bis Namibia. Erfreulicherweise werden diese Knorpelfische als Speisefisch und Delikatesse derzeit gerade neu entdeckt. Grundsätzlich werden kulinarisch die flügelartigen Brustflossen als Filet verwendet.

Eigentlich hat sich die aktuelle Studie auf die europäische Bevölkerung konzentriert. Schließlich wollen das die Forscher nun ändern und global ausdehnen. Denn letztendlich soll die Lebensqualität von Menschen, die an einer Fischallergie leiden, auf der ganzen Welt signifikant verbessert werden.


Literatur:

T. Kalic, F. Morel-Codreanu, C. Radauer, T. Ruethers, A. Taki, I. Swoboda, C. Hilger, K. Hoffmann-Sommergruber, M. Ollert, C. Hafner, A. Lopata, M. Morisset, H. Breiteneder, A. Kuehn. Fish-allergic patients tolerate ray based on the low allergenicity of its parvalbumin. The Journal of Allergy and Clinical Immunology in Practice. November 2018, https://doi.org/10.1016/j.jaip.2018.11.011.


Quelle: www.meduniwien.ac.at

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