Donnerstag, April 18, 2024

Parathormon Teriparatid bei Osteoporose

Teriparatid führt bei Osteoporose zu einer Vermehrung von Knochensubstanz, das Parathormon kann verloren gegangene Mikrostrukturen wiederherstellen.

Wenn nicht genügend neue Knochensubstanz nachwächst, um den natürlichen Knochenabbau zu kompensieren, kann sich eine Osteoporose entwickeln. Dann werden die Knochen langsam dünn und brüchig, die Betroffenen sind anfälliger für Knochenbrüche. Wobei die Osteoporose sowohl bei Frauen als auch bei Männern als Nebenwirkung einer Glukokortikoidbehandlung auftreten kann. Am häufigsten tritt die Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren auf. Und zwar wenn der Östrogenspiegel abnimmt. Vor allem bei diesen Frauen in der Postmenopause mit Osteoporose und hohem Frakturrisiko zeigt das Parathormon Teriparatid sehr gute Wirkung. Hierzu konnte vor allem auch die kombinierte Verabreichung von Denosumab und hochdosiertem Teriparatid in jüngster Zeit gute Ergebnisse liefern.

 

Das Parathormon Teriparatid im Fokus

Das mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellte Teriparatid – mit dem Markennamen Forsteo – ist ein sogenanntes rekombinantes humanes Parathormon-Fragment zur Osteoporosebehandlung. Teriparatid ist ident mit einem Teil des menschlichen Nebenschilddrüsenhormons.

Das Parathormon regt die Knochenbildung an, indem auf die Osteoblasten – den knochenbildenden Zellen – dementsprechend eingewirkt wird. Es wird empfohlen zur Reduktion vertebraler Frakturen bei Osteoporose. Weiter erhöht Teriparatid die Calciumaufnahme aus der Nahrung und verhindert, dass zu viel Calcium über den Harn eliminiert wird.

 

Anwendung von Teriparatid

Vor allem werden Frauen in der Postmenopause mit Osteoporose und hohem Frakturrisiko mit Teriparatid behandelt. Hier konnten Studien nachweisen, dass die Parathormon-Therapie Wirbel- und Wirbelsäulenbrüche und nicht vertebrale Frakturen – Knochenbrüche – erheblich reduziert. Das gilt jedoch nicht bei Frakturen der Hüftknochen.

Weiter kommt das Parathormon bei Männern mit erhöhtem Risiko für Frakturen sowie bei Männern und Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko aufgrund einer Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden.

Der Einsatz von Teriparatid kann im Grunde genommen bei PatientInnen mit progredienter Osteoporose beziehungsweise mit niedriger Knochendichte, bei denen trotz antiresorptiver Therapie eine Fraktur aufge­treten ist, in Erwägung ziehen. Weiter sollte Teriparatid auch Patienten – auch junge Erwachsenen – mit adynamen Knochenstoffwechselstörungen helfen. Die Erstverordnung sollte durch eine Osteoporose-Ambulanz erfolgen.

Die empfohlene Dosis von 20 Mikrogramm Teriparatid wird einmal täglich subkutan in den Oberschenkel oder in das Abdomen (dem Bauch) gespritzt. Patienten sollten zusätzlich Calcium bzw. Vitamin D einnehmen. Nach entsprechender Einschulung können das die Patienten selbst machen. Das Parathormon Teriparatid können Patientinnen über einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren anwenden. Eine zweijährige Therapie sollte allerdings nur einmal im Laufe eines Patientenlebens erfolgen.

 

Stellenwert der Parathormon-Therapie

Die osteoanabole, Knochen aufbauenden Eigenschaften von Teriparatid entstehen durch eine natürliche, physiologische Stimulation der Osteoblasten. Weiters erhöht das Parathormon die Absorption von Calcium und fördert die Calcium-Reabsorption an der Niere.

Bei intermittierender Parathormon-Therapie weiß man, dass der Gipfel dieser Verabreichung 30 Minuten bis 60 Minuten nach Applikation im Serum erreicht wird. Es ist dann nach 4 Stunden bereits nicht mehr nachweisbar, das heisst die mittlere Expositionszeit liegt bei wenigen Stunden und durch ­diesen intermittierendern Effekt kommt es zu einer völlig anderen Gen­expression.

Es kommt bei intermittierender Gabe auch zu einem Anstieg des Osteoprote­gerins und seiner Subversion RANK-Ligand, also völlig konträr zu einem persistierenden Hyperparathyreoidismus.

Weiter zeigt sich eine vermehrte Aktivierung und einer verlängerten Lebensdauer der Osteo­blasten und bei ausgereiftem Skelett­system eine Umwandlung der ruhenden Osteoblasten – also der Knochenbelegzellen – in wiederum aktive Knochen neubildende Osteo­blasten.

Aktuelle Ergebnisse der DATA-HD HR-pQCT-Studie legen nahe, dass eine Kurzzeitbehandlung, bei der Teriparatid mit hoher oder Standarddosis mit Denosumab kombiniert wird, die HR-pQCT-Messungen der Knochendichte, die Mikrostruktur und Festigkeit der Knochen verbessert, wobei ein größerer Anstieg der Gesamtknochendichte bei postmenopausalen Frauen mit schwerer Osteoporose von Nutzen ist.

 

Sicherheit von Teriparatid

Die häufigsten Nebenwirkungen von Teriparatid sind Gliederschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Teriparatid darf nicht bei Patienten angewendet werden, die möglicherweise überempfindlich (allergisch) gegen Teriparatid oder einen der sonstigen Bestandteile sind.

Von der Behandlung ausgeschlossen sind weiters Patienten, die an anderen Erkrankungen der Knochen – wie der Paget-Krankheit, Knochenkrebs oder Knochenmetastasen (Metastasen befallene Knochen ) – leiden, eine Strahlentherapie des Skeletts erhielten, eine Hypercalcämie (hohe Calciumspiegel im Blut) oder eine ungeklärte Erhöhung des Enzyms alkalische Phosphatase aufweisen oder an einer schweren Nierenerkrankung leiden.

Im Grunde genommen darf man die Parathormon-Behandlung auch bei Kindern oder jungen Erwachsenen, deren Knochen noch nicht voll ausgewachsen sind, sowie bei Frauen während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht anwenden.


Literatur:

Ramchand SK, David NL, Lee H, et al. Effects of Combination Denosumab and High-Dose Teriparatide Administration on Bone Microarchitecture and Estimated Strength. The DATA-HD HR-pQCT Study [published online ahead of print, 2020 Aug 13]. J Bone Miner Res. 2020;10.1002/jbmr.4161. doi:10.1002/jbmr.4161

Kocijan R, Klaushofer K, Misof BM. Osteoporosis Therapeutics 2020 [published online ahead of print, 2020 Aug 8]. Handb Exp Pharmacol. 2020;10.1007/164_2020_373. doi:10.1007/164_2020_373

Lindsay R, Krege JH, Marin F, Jin L, Stepan JJ. Teriparatide for osteoporosis: importance of the full course. Osteoporos Int. 2016;27(8):2395-2410. doi:10.1007/s00198-016-3534-6


Quellen:

SERMs und Parathormon wie Teriparatid bei Osteoporose. Univ.-Doz. Dr. Fahrleitner im ­Gespräch. MEDMIX 3/2006

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000425/WC500027996.pdf

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