Samstag, April 20, 2024

Neuropathische Schmerzen ohne rezeptfreie Schmerzmittel behandeln

Neuropathische Schmerzen können mit rezeptfreien Schmerzmitteln meist nicht wirkungsvoll behandelt werden, oft kommen auch Antidepressiva und Antikonvulsiva zum Einsatz.

In der Therapie von durch Nervenverletzungen oder Nervenschäden hervorgerufenen Schmerzen – neuropathische Schmerzen genannt – sind rezeptfreie Schmerzmittel in der Regel nicht wirksam. „Rezeptfreie Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac wirken vor allem dann gut, wenn der Schmerz durch eine Entzündung hervorgerufen wird“, sagte Prof. Dr. Dr. Achim Schmidtko vom Pharmakologischen Institut für Naturwissenschaftler der Universität Frankfurt am Main beim pharmacon, einem internationalen Fortbildungskongress der deutschen Bundesapothekerkammer.

Statt lange mit Schmerzmitteln aus der Selbstmedikation herum zu probieren, sollten Patienten neuropathische Schmerzen frühzeitig von einem Arzt behandeln lassen. Keinesfalls sollte lange gelitten werden: denn je länger ein Patient mit Schmerzen sich nicht angemessen behandeln lässt, desto eher bildet sich ein nur noch schwer zu behandelndes Schmerzgedächtnis.

 

Anzeichen für neuropathische Schmerzen

Sehr typisch für neuropathische Schmerzen sind brennende Dauerschmerzen sowie vorübergehende elektrisierende Schmerzen – oft tritt ein Gefühl des Kribbelns, eines Ameisenlaufens, auf. Andere beobachtete Anzeichen sind ein Ringgefühl – wie ein zu enger Schuh – oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Berührungs- oder Kältereizen. „Aber Vorsicht mit Eigendiagnosen! Wer länger an Schmerzen leidet, sollte sich ärztlich untersuchen lassen“, sagte Schmidtko. Neuropathische Schmerzen entstehen z.B. durch eine Gürtelrosen-Infektion, als Folge eines Diabetes mellitus oder im Rahmen einer Krebsbehandlung.

Therapie von neuropathischen Schmerzen

Neuropathische Schmerzen werden mit verschiedenen rezeptpflichtigen Arzneimittel behandelt. Dazu zählen verschiedene Antidepressiva wie Amitriptylin und Duloxetin sowie so genannte Antikonvulsiva wie Gabapentin und Pregabalin. Letztere wurden ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt. Schmidtko: „Schmerzpatienten sollten sich nicht davon irritieren lassen, wenn im Beipackzettel auch andere Anwendungsgebiete erwähnt werden. Viele Wirkstoffe, die gegen neuropathische Schmerzen eingesetzt werden, haben sich gegen verschiedene Krankheiten bewährt.“

Am 7. Juni 2016 findet der fünfte bundesweite „Aktionstag gegen den Schmerz“ statt. Ziel ist es, das Bewusstsein für das Thema chronische Schmerzen in der Öffentlichkeit weiter zu schärfen. Den Apothekern kommt dabei eine wichtige Multiplikatorenrolle zu. Zahlreiche Apotheken unterstützen den Aktionstag durch das Auslegen von Programmen, Postern und Informationsmaterial. Die Deutsche Schmerzgesellschaft hatte den Deutschen Apothekerverband (DAV) um Unterstützung gebeten.

Weitere Informationen unter www.abda.de

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