Da nicht nur LDL, sondern alle atherogenen Lipoproteine – inklusive VLDL und Lp(a) entfernt werden, wird die Apherese-Therapie mittlerweile Lipoprotein-Apherese genannt.
In den späten 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden erste Versuche einer Plasmapherese zur Behandlung schwerer Fettstoffwechselstörungen unternommen. In den frühen 80er-Jahren waren Postiglione und Stoffel die Ersten, die dann spezifisch mit Antikörpern LDL (= Low Density Lipoprotein) extrakorporal beseitigten, wodurch der unerwünschte und unspezifische Verlust verschiedener Plasmaproteine deutlich reduziert wurde.
LDL-Apherese – Auswaschen vom gefährlichem LDL-Cholesterin bei RisikopatientInnen
Die in Folge dann als LDL-Apherese bezeichnete Maßnahme fand langsam Eingang in die Therapie von PatientInnen mit homozygoter und schweren Verlaufsformen der heterozygoten familiären Hypercholesterinämie und wurde in Österreich von Derfler und Sinzinger 1990 unabhängig unter Anwendung verschiedener Systeme eingeführt. Schon 1995 im österreichischen Cholesterinkonsens (ACCC) wurden die Indikationen erstmals festgeschrieben. Mittlerweile stehen unterschiedliche Systeme zur Verfügung, deren klinische Wirksamkeit miteinander vergleichbar ist. Wurden früher ausschließlich jene PatientInnen behandelt, bei denen trotz maximaler medikamentöser Intervention keine ausreichende Senkung des Cholesterins erreicht werden konnte, haben sich heute neue, zusätzliche Indikationsgebiete – wie die Unverträglichkeit sämtlicher verfügbarer Lipidsenker bzw. auch ein extrem erhöhtes Lipoprotein(a) (Lp(a)), das als eigenständiger Risikofaktor der Atherogenese (= Entstehung von Atherosklerose) gilt, bei nachgewiesener klinisch-manifester Atherosklerose hinzugesellt.
Durchschlagender Erfolg mit Lipoprotein-Apherese – zunehmend neue Einsatzgebiete
Die klinischen Ergebnisse sind beeindruckend. Nicht nur, dass die PatientInnen nach wenigen Therapien eine deutliche Verbesserung der klinischen Symptomatik zeigen, lassen sich auch bereits zu diesem Zeitpunkt messbare Ergebnisse, wie eine Verbesserung der Endothelfunktion oder der myokardialen Perfusion, nachweisen. Eine deutliche Reduktion der Gefäßereignisse ist sowohl für Patienten mit dominierend erhöhtem LDL-Cholesterin als auch für jene mit hohem Lp(a), wo die Ereignisrate von 1,06 pro Patient pro Jahr auf 0,14 pro Patient pro Jahr reduziert werden konnte, dokumentiert.
Aufgrund der Tatsache, dass nicht nur LDL, sondern alle atherogenen Lipoproteine, inklusive VLDL (= Very Low Density Lipoprotein) und Lp(a) (= Lipoprotein a), (= Very Low Density Lipoprotein) entfernt werden, wird die Therapie mittlerweile Lipoprotein-Apherese genannt. Unter einer strengen Indikationsstellung, wie im 1. Österreichischen Apherese-Konsens festgelegt, ist die Lipoprotein-Apherese eine neue, hochwirksame Therapieoption für Extremfälle.
Quelle: Apherese – Blutwäsche: Hocheffiziente Therapieoption mit enormem Potenzial. Lipoprotein-Apherese im Wandel der Zeit. Univ.-Prof. Dr. Helmut Sinzinger – AAA – Austrian Apheresis Association.