Freitag, April 19, 2024

Krankhafter Überschuss an Eisen belastet auch die Lunge

Ein krankhafter Überschuss an Eisen kann auch die Funktionen der Lungen beeinträchtigen. Im Tiermodell führten Eiseneinlagerungen in der Lunge beispielsweise zu Atemproblemen.

Wenn es im Körper beispielsweise aufgrund eines genetischen Defekts zu einem krankhaften Eisenüberschuss kommt, dann lagert sich das Eisen unter anderem in Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz ein Gelenken ein. Wobei das infolgedessen deren Funktion schädigen kann. Allerdings war die für die Lunge bislang nicht bekannt. Nun zeigte sich im Tiermodell, dass doch auch die Lungen von einem Überschuss an Eisen betroffen ist.



 

Eisenspeicherkrankheit betrifft auch die Lunge

Im Tiermodell für eine genetisch bedingte und schwer verlaufende Form der Eisen-Speicherkrankheit war die Lunge, jedenfalls bestimmte Zelltypen des Lungengewebes, beinahe ebenso mit Eisen überladen wie die Leber. Bei den Mäusen erschwerte dies schließlich die Atmung. Die Lunge war deswegen weniger dehnbar. Zudem das Atemvolumen in Folge verringert. Wie es sich beim Menschen verhält, muss allerdings noch geprüft werden.

Die zitierten Ergebnisse legen jedoch nahe, diese Problematik vor allem bei Patienten mit zu viel Eisen und zudem auftretenden Erkrankungen der Lungen­ im Blick zu behalten. Denn es häufen sich Hinweise, dass Einlagerungen von Eisen auch bei einer Reihe chronischer Erkrankungen der Lungen wie der COPD vorkommen. Und zwar vermutlich durch die anhaltende Entzündung verursacht. Schließlich kann das auch mit einem schwereren Verlauf einhergehen.

Die Forscher nehmen an, dass auch die genetisch bedingte Überladung von Eisen Probleme der Lungen begünstigt oder verschlimmert. Dem sollte man zukünftig mehr Beachtung schenken und die Patienten entsprechend beraten.

 

Zusammenhang zwischen Überschuss an Eisen nebst Eisenablagerungen und Entstehung von Erkrankungen der Lungen bisher nicht untersucht

Über den Zusammenhang zwischen Ablagerungen von Eisen und der Entstehung von Erkrankungen der Lungen­ ist noch sehr wenig bekannt. Denn die Forschung hat sich bislang auf dem Gebiet des Stoffwechsels von Eisen wenig mit der Lunge beschäftigt.  Die zitierte Arbeit hat jedenfalls erstmals im Tiermodell gezeigt, dass Ablagerungen von Eisen zu einer schweren Erkrankung der Lungen­ führen können. Und zwar nicht erst im Verlauf einer Lungenerkrankung. Diese Entdeckung bildet eine wichtige Basis für die weitere Forschung.

Unter dem Strich gehören die verschiedenen Formen der Eisenspeicherkrankheit zu den häufigsten erblichen Stoffwechselerkrankungen in Nordeuropa. Beispielsweise sind allein in Deutschland schätzungsweise bis zu 100.000 Menschen erkrankt. Dabei nimmt der Dünndarm im Übermaß Eisen aus der Nahrung auf. Allerdings kann es dann der Körper jedoch nicht mehr reguliert ausscheiden. Deswegen werden Betroffene regelmäßig zur Ader gelassen. Oder sie erhalten Medikamente – Chelatoren –, die das Eisen im Körper binden und mit ihm gemeinsam ausscheiden. Interessant ist für die Wissenschaftler nun vor allem, ob und wie die Einlagerungen von Eisen in der Lunge auf diese Chelatoren ansprechen.

 

Ist Eisenüberladung der Lunge auch ein Problem bei regelmäßigen Bluttransfusionen?

Zudem will das Team um Professor Muckenthaler prüfen, ob auch bei Patienten mit Thalassämie, einer angeborenen Form der Blutarmut und eine der häufigsten Erbkrankheiten weltweit, in Folge der Therapie Eisen in der Lunge eingelagert wird. Denn wer von beiden Elternteilen die Veranlagung zu diesen Bluterkrankungen geerbt hat (Thalassaemia major), benötigt lebenslang Transfusionen, was ebenfalls eine Eisenüberladung des Körpers zur Folge hat. „Die Betroffenen leiden zudem häufig unter eingeschränkter Lungenfunktion. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang“, vermutet die Wissenschaftlerin.




Literatur:

Neves J, Leitz D, Kraut S, Brandenberger C, Agrawal R, Weissmann N, Mühlfeld C, Mall MA, Altamura S, Muckenthaler MU. Disruption of the Hepcidin/Ferroportin Regulatory System Causes Pulmonary Iron Overload and Restrictive Lung Disease. EBioMedicine. 2017 Jun;20:230-239. doi: 10.1016/j.ebiom.2017.04.036. Epub 2017 Apr 29. PMID: 28499927; PMCID: PMC5478206.


Quelle:

Deutsches Zentrum für Lungenforschung

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