Mittwoch, April 24, 2024

HPV, das Humane Papillomavirus, kann Kopf- und Halskrebs auslösen

Mehr als ein Viertel aller Erkrankungen mit Kopf- und Halskrebs sind HPV-positiv, besonders bei Oropharynx-Karzinomen, vor allem beim Tonsillenkarzinom.

Dass das Humane Papillomavirus, kurz HPV, im Zusammenhang mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinome) steht, wurde in den letzten Jahren auch aufgrund der öffentlichen Diskussion rund um die HPV-Impfung besser bekannt. Wenig bekannt ist bisher jedoch, dass die Hochrisiko HPV-Typen 16 und 18 auch in hohem Ausmaß Kopf- und Halskrebs auslösen können.

 

HPV weit verbreitet

Schätzungen zufolge, kommen rund 80 Prozent aller Frauen und vermutlich auch der Männer im Laufe ihres Lebens mit HPV in Kontakt. Die Übertragung erfolgt dabei ausschließlich über Hautkontakt oder Geschlechtsverkehr. Die meisten HP-Viren werden vom Immunsystem eliminiert. Wenn Erreger eines der Hochrisiko-Typen aber dauerhaft im Körper überleben, dann kann es zu Krebserkrankungen kommen.

Bekanntermaßen war die Zahl an Neuerkrankungen aller bekannten Kopf- und Halskrebs-Arten von den 1970-er bis Ende der 1990er Jahre Jahren gleichbleibend oder leicht rückläufig. Doch Ende des letzten Jahrtausends war beim Oropharynx-Karzinom – und zwar ausschließlich bei diesem – eine deutliche Zunahme der Neuerkrankungen zu beobachten. Als Oropharynx wird der Bereich des Mund- und Rachenraumes ab dem weichen Teil des Gaumens, der Mandeln und des Zungengrunds, also dort wo die Zunge angewachsen ist, bezeichnet.

 

Über ein Viertel der Kopf- und Halskrebs-Fälle sind HPV-positiv

Mehr als 25 Prozent aller Kopf- und Halskrebs-Fälle sind HPV-positiv. Besonders ausgeprägt ist dies bei Oropharynx-Karzinomen, die zu ca. 30 Prozent mit HPV infiziert sind. Insbesondere gilt das für das Tonsillenkarzinom – einer Krebserkrankung der Mandeln, mit einer HPV-Infektionsrate von durchschnittlich 50 Prozent.

Die Tendenz bei der Entstehung von Kopf- und Halskrebs durch HPV ist international steigend. Wobei Experten in den USA davon ausgehen, dass demnächst die Zahl der HPV-assoziierten Mundrachenkarzinome bei beiden Geschlechtern die Zahl der Gebärmutterhalskarzinome übersteigen wird.

Weitere Risikofaktoren für Kopf- und Halskrebs sind Alkohol und Tabak. Und zwar sind die zwei Karzinogene für die Entstehung von Kopf- und Halskrebs sogar die wichtigsten.

Im Grunde genommen haben Alkohol und Tabak einen synergistischen karzinogenen Effekt. Der könnte eventuell darauf zurückzuführen zu sein, dass Alkohol als Lösungsmittel für die Karzinogene des Tabaks fungiert. Dazu kommen noch berufliche Risiken durch diverse Staubbelastungen, sowie durch organische Lösungsmittel.

 

Günstige Behandlungsprognose, Impfung schützt

Die gute Nachricht ist, dass HPV-positive Karzinome des Oropharynx eine wesentlich günstigere Prognose haben als HPV-negative. Das 2-Jahres-Gesamtüberleben betrug laut einer Studie aus 2008 bei HPV-infizierten Tumoren 95 Prozent gegenüber 62 Prozent bei HPV-negativen.

Somit ist es aus HNO-ärztlicher Sicht von Bedeutung, dass die HPV-Impfung im Jugendalter auch gegen Kopf- und Halskrebs eine sehr positive Auswirkung haben kann. Österreich hat übrigens 2014 als erstes Land in Europa, die Kosten der Impfung für Mädchen und Buben im Schulalter übernommen.


Literatur:

Kim Y, Joo YH, Kim MS, Lee YS. Prevalence of high-risk human papillomavirus and its genotype distribution in head and neck squamous cell carcinomas [published online ahead of print, 2020 Jul 21]. J Pathol Transl Med. 2020;10.4132/jptm.2020.06.22. doi:10.4132/jptm.2020.06.22

Guo M, Khanna A, Wang J, et al. Incorporation of Cervista Human Papillomavirus 16/18 Assay Into Algorithms for Classifying Human Papillomavirus Status in Formalin-Fixed, Paraffin-Embedded Head and Neck Squamous Carcinoma Specimens. Arch Pathol Lab Med. 2019;143(3):356-361. doi:10.5858/arpa.2017-0469-OA

Prigge ES, Arbyn M, von Knebel Doeberitz M, Reuschenbach M. Diagnostic accuracy of p16INK4a immunohistochemistry in oropharyngeal squamous cell carcinomas: A systematic review and meta-analysis. Int J Cancer. 2017;140(5):1186-1198. doi:10.1002/ijc.30516


Quelle: Statement Univ.-Prof. Dr. Dietmar Thurnher, Vorstand der Univ. Klinik für HNO-Heilkunde, Leiter der Klinischen Abteilung für allgemeine HNO, Medizinische Universität Graz anlässlich des 61. Jahreskongresses der Österreichische HNO Gesellschaft.

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