Freitag, April 19, 2024

Fokussierter Ultraschall gegen Krebs

Fokussierter Ultraschall bringt Hoffnung im Kampf gegen verschiedene Tumore, die damit vielversprechend behandelt werden können.

Fokussierter Ultraschall kann bei bösartigen Leberzell- und inoperabler Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie gutartigen Gebärmuttertumoren vielversprechend eingesetzt werden. Diese Erkenntnis vertreten Ultraschall-Experten schon länger. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat teilweise auch ein Potential erkannt – und für die Behandlung von Gebärmuttermyomen und Lebertumoren ein Bewertungsverfahren gestartet. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) begrüßt das. Sie fordert jedoch die Anerkennung anderer sinnvoller Einsatzgebiete – wie beim symptomatischen Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Bevor neue Behandlungsmethoden in den Leistungskatalog der Krankenkassen übernommen werden können, müssen sie seit vergangenem Jahr ein neuartiges komplexes Bewertungsverfahren durchlaufen. Der G-BA sieht zwei der beantragten Einsatzgebiete des Ultraschall-gesteuerten hoch-intensiven fokussierten Ultraschalls (USg-HIFU) als vielversprechend an. Hierbei handelt es sich um die Therapie von gutartigen Gebärmuttertumoren, sogenannte Myome, und von lebereigenen Tumoren.

Hochintensive fokussierter Ultraschall ist ein aussichtsreiches Verfahren, mit dem diese Tumorarten, ganz ohne Operation behandelt werden können. In vielen klinischen Studien, vorwiegend aus dem ostasiatischen Raum, habe sich die neue Methode bereits als sicher, wirksam und in der klinischen Anwendung praktikabel erwiesen.

Ein Vorteil der modernen Ultraschallmethode: Im Gegensatz zu einem chirurgischen Eingriff – der zum Beispiel meistens bei der Behandlung von gutartigen Gebärmuttergeschwülsten durchgeführt wird – ist kein Schnitt notwendig. Zudem werden keine Sonden, Nadeln oder Instrumente in den Körper eingebracht. „Wir gehen nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass das umgebende Gewebe durch dieses Ultraschallverfahren geschont wird, so dass es auch bei Kinderwunsch eingesetzt werden kann“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Holger Strunk, Oberarzt in der Radiologischen Universitätsklinik Bonn.

Zudem sieht der G-BA den USg-HIFU als potenzielle Behandlungsalternative bei nicht operablen Leberzelltumoren an. „Die Methode kann sogar dann angewendet werden, wenn der Tumor direkt an größere Gefäße angrenzt – denn diese werden dadurch nicht verletzt“, erläutert Professor Dr. Strunk. Bei anderen Einsatzgebieten hat der G-BA jedoch leider kein Potential gesehen, obwohl aktuellen Erkenntnissen zufolge die neue Methode beispielsweise auch für den symptomatischen Bauchspeicheldrüsenkrebs einen Nutzen haben könnte.

Im Unterschied zum diagnostischen Ultraschall werden beim HIFU viel höhere Energien erzeugt. Der Ultraschallkopf bündelt die hochenergetischen Schallwellen, diese können dadurch auf eine nur wenige Millimeter große Körperstelle fokussiert werden – etwa so wie eine Lupe das Sonnenlicht bündelt. „Durch den hochintensiven fokussierten Ultraschall entstehen Temperaturen von bis zu 80 Grad, wodurch Tumorzellen effektiv abgetötet werden können“, erläutert der Sonografie-Experte abschließend.

Über die DEGUM

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: www.degum.de

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