Donnerstag, März 28, 2024

Tägliche empfohlene Jodzufuhr bei Kindern und Erwachsenen beachten

Fisch, jodiertes Speisesalz und Milch sind gute Jodquellen, je nach Fischart und Portionsgröße kann eine Fischmahlzeit die empfohlene Jodzufuhr für mehr als einen Tag decken.

Jodmangel betrifft rund um den Erdball schätzungsweise knapp zwei Milliarden Menschen. In Mitteleuropa hat sich die Jodversorgung seit den 1990er Jahren sehr verbessert. Das lag unter anderem an der Verwendung von jodiertem Speisesalz im Haushalt und vor allem in der Lebensmittelindustrie sowie im Lebensmittelhandwerk. Doch in den letzten Jahren deuten aktuelle Daten darauf hin, dass sich der Jodstatus allmählich wieder verschlechtert. Die im deutschen Ernährungsbericht veröffentlichten Untersuchungen der DONALD-Studie zeigen, dass die Jodversorgung von Kindern in Deutschland nicht zufriedenstellend ist. Mehr als die Hälfte der Sechs- bis Zwölfjährigen erreichen nicht die (tägliche) empfohlene Jodzufuhr.

Dies bedeutet zwar nicht, dass die Mehrzahl der Kinder einen Jodmangel hat, allerdings ist die Situation verbesserungswürdig. In der DONALD-Studie wurde die Entwicklung des Jodstatus von 1996 bis 2009 bei sechs- bis zwölfjährigen Kindern anhand der Jodausscheidung verglichen.

 

Tägliche empfohlene Jodzufuhr bei Kindern

Bei sechs- bis zwölfjährigen Kindern liefert jodiertes Speisesalz, das zu Hause zum Zusalzen und bei der Herstellung von Lebensmitteln in Handwerk und Industrie verwendet wird, das meiste Jod. Zusammen mit Milch macht es derzeit mehr als drei Viertel der täglichen Jodzufuhr aus. Seefisch enthält zwar verhältnismäßig viel Jod, wird aber von Kindern in geringen Mengen verzehrt und trägt deshalb nur wenig zur Jodzufuhr bei. Da hilft es wenig, dass je nach Fischart und Portionsgröße eine Fischmahlzeit die empfohlene Jodzufuhr für mehr als einen Tag decken.

Deshalb empfehlen Experten ein- bis zweimal pro Woche Seefisch zu verzehren sowie bei der Zubereitung von Speisen immer Jodsalz (wenn auch sparsam) zu verwenden. Verbraucher sollten vorzugsweise Brot, Backwaren, Käse, Fleischwaren sowie Fertigprodukte mit Jodsalz einsetzen. Durch den vermehrten Einsatz von jodierten Mineralstoffmischungen in der Tierfütterung trägt Milch seit einigen Jahren zur Jodversorgung bei. Die Jodgehalte in der Milch schwanken zwischen minimal 20 µg/l in Biomilch und bis zu 200 µg/l in konventioneller Milch.

 

Jodmangel verursacht Vergrößerung der Schilddrüse

Jod unterstützt den Aufbau der Schilddrüsenhormone, die wiederum Wachstum, Entwicklung und Stoffwechsel regulieren. Wenn ein manifester Jodmangel besteht, vergrößert sich die Schilddrüse und es kann sich ein Kropf bilden. Bereits ein mildes Joddefizit ohne erkennbaren Kropf kann die geistige Leistungsfähigkeit einschränken.

In Deutschland hatte sich die Jodversorgung seit den 1990er Jahren deutlich verbessert. Dies liegt zum einen an der Verwendung von jodiertem Speisesalz. Zum anderen stieg der Jodgehalt in tierischen Lebensmitteln, weil Milch- und Schlachttiere vermehrt jodiertes Futter erhielten. In der DONALD-Studie zeigt sich bis 2003 ein klarer Anstieg der Jodversorgung bei Schulkindern. Allerdings konnte sich die positive Entwicklung nicht fortsetzen. Untersuchungen ab 2004 deuten einen Rückgang an. Als Marker wurde die Jodausscheidung über den 24-Stunden-Urin bestimmt. Eine wünschenswerte Jodausscheidung für Sieben- bis Zehnjährige liegt bei 119 µg pro Tag. In der DONALD-Studie lag die mediane Jodausscheidung der Sechs- bis Zwölfjährigen bei 86 µg Jod pro Tag (2004-2006), bzw. 80 µg pro Tag (2009).

 

Immer weniger Jodsalz

Eine mögliche Ursache für die Verschlechterung der Jodversorgung könnte sein, dass die Lebensmittelhersteller weniger Jodsalz verwenden. Im Jahr 2004 setzten noch gut ein Drittel der Lebensmittelunternehmen Jodsalz ein, inzwischen liegt der Anteil geschätzt deutlich unter 30%. Die von den Salzproduzenten genannten Gründe sind vielfältig: bestehende Handelshemmnisse auf EU-Ebene, Billigimporte von nicht jodiertem Speisesalz und nicht jodierten Fertigprodukten sowie Preisunterschiede zwischen herkömmlichem und jodiertem Speisesalz.

Um die Jodversorgung in weiten Teilen der Bevölkerung sicherzustellen, wäre es denkbar, zukünftig den Jodgehalt von industriell und handwerklich verwendetem Speisesalz zu erhöhen. Dieser liegt derzeit mit gesetzlich vorgeschriebenen 15µg bis 25µg Jod pro Gramm Salz im unteren Bereich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 20µg bis 40µg Jod pro Gramm Salz. In der Schweiz wird das nationale Jodsalzprogramm konsequent umgesetzt. Hier liegt der Jodgehalt bei 20 µg bis 30 µg pro Gramm Speisesalz. Auch in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung sollten Speisen mit Jodsalz zubereitet werden.


Literatur:

Buyken AE, Alexy U, Kersting M, Remer T. Die DONALD Kohorte. Ein aktueller Überblick zu 25 Jahren Forschung im Rahmen der Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study. [The DONALD cohort. An updated overview on 25 years of research based on the Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed study.] Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2012 Jun;55(6-7):875-84. German. doi: 10.1007/s00103-012-1503-6. PMID: 22736170.


Quelle: https://www.dge.de/

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