Die eigene Blutgruppe verändern – eine aktuelle Studie bringt Wissenschafter einen großen Schritt weiter.
Was tun wenn ein Patient eine Bluttransfusion braucht, aber die entsprechende Blutgruppe in der Blutbank nicht verfügbar ist? Mit diesem Problem kämpfen Wissenschafter seit Jahren, ohne Erfolg – bis jetzt. Denn Chemikern der University of British Columbia (UBC) und Wissenschaftern deren Centre for Blood Research gelang nun die Entwicklung eines Enzyms, der dieses Problem möglicherweise lösen könnte. Das besagte Enzym sei in der Lage, bestimmte Zuckergruppen, auch bekannt als Antigene, die bei Blutgruppe A und B vorkommen, zu verdauen bzw. zu entfernen. Dadurch verändert sich die Blutgruppe in Richtung Blutgruppe 0. Letztere gilt als universelle Spenderblutgruppe und kann Patienten jeglicher Blutgruppe verabreicht werden.
„Es ist uns gelungen, eine Mutante des Enzyms zu generieren, die die Zuckergruppen der Blutgruppe A und B sehr effektiv verdaut,“ so David Kwan, Erstautor der Studie und Wissenschafter am Department für Chemie an der University of British Columbia.
Mit diesem Enzym konnten UBC Professor Jayachandran Kizhakkedathu und ihre Kollegen vom Center for Blood Research einen Großteil der Antigene im Blut der Blutgruppe A und B entfernen. Bevor dies jedoch klinische Anwendung findet, muss das Enzym in der Lage sein, sämtliche Antigene zu entfernen. Das Immunsystem agiert äußert empfindlich, sodass bereits kleinste Rückstände dieser Antige eine Immunreaktion auslösen würde.
“Das Konzept ist zwar nicht neu, aber bis jetzt brauchte man enorme Mengen des Enzyms, wodurch die Anwendung nicht praktikabel war,“ erklärt Steve Withers, Professor am Department für Chemie. „Die aktuellen Erkenntnisse bringen uns jedoch einen gewaltigen Schritt weiter.“