Eine neue Kapselendoskopie bietet im Dünndarm einen größeren Bildausschnitt, schärfere Bilder sowie eine effizientere Bildauswertung zur Diagnose.
2001 wurde der menschliche Dünndarm zum ersten Mal mit einer Endoskopie-Kapsel untersucht mit enormer Verbesserung der Diagnose. Dabei schluckte der Patient schluckte eine Pille, in der sich eine Mikrokamera verbarg. Bei ihrer Reise durch den Körper schoss die Kamera Tausende von Fotos vom Dünndarm. Wobei der mit seinen verschlungenen sechs Metern Länge bis dahin unerreichbar für eine Untersuchung war. Heute ist eine bildgebende Analyse des Dünndarms mit Hilfe der Kapselendoskopie etabliert. Dabei gibt es verschiedene Kapsel-Technologien auf dem Markt.
Alle Methoden der Kapselendoskopie haben jedoch den gleichen Nachteil, dass die Bilder zeitgetriggert entstehen. Und zwar egal ob sich das Kapselendoskop bewegt hat oder nicht. Hierdurch entstehen redundante Daten, die man händisch filtern muss. Durch Bewegungen ausgelöste Aufzeichnungen können hingegen die Anzahl an redundanten Daten auf ein Minimum um bis zu ein Drittel reduzieren.
Endotrace-Kapsel ohne redundante Aufnahmen
In dem Forschungsprojekt Endotrace wurde eine neue Kapsel-Technologie entwickelt, die keine redundanten Aufnahmen mehr macht. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Mio. Euro finanzierte Projekt wurde im November 2018 erfolgreich abgeschlossen.
Die Projektpartner Ovesco Endoscopy AG, AMS und das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM präsentieren eine bonbongroße Tablette, die von außen schlicht aussieht, innen aber mit Hightech ausgestattet ist. Neben insgesamt fünf Kameras, einem Tracer und einem Rechenspeicher sind in der kleinen Pille Batterien und ein LED-Licht integriert.
Schnelleren Diagnose bei Magen-Darm-Blutungen
Aber woher weiß die Kamera, wann sie ein Foto aufnehmen soll? Anhand der Veränderung der Darmzotten erhält der Rechenspeicher ein Signal, und die Kapsel nimmt nach einer Bewegung von 2-3 Millimetern ein Foto auf. Statt Tausende von Bildern zu erzeugen, reduziert die Endotrace-Kapsel die Anzahl der auswertbaren Daten um die Hälfte, was schlussendlich zu einer schnelleren Diagnose durch den Arzt führt.
Künftig können Krankheiten wie Magen-Darm-Blutungen deshalb schneller diagnostiziert und behandelt werden. Aber bis es die Endoskopie-Kapsel tatsächlich zu kaufen gibt, wird wohl noch einige Zeit vergehen: Denn obwohl die Pille technisch marktreif ist, steht ihr noch ein langer Weg bis zur Zulassung bevor.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM